Valparaiso
21. Januar 2012Mit dem Bus morgens quer über die Anden Richtung Chile gefahren, auf dem Weg am Aconcagua dem höchsten Berg Südamerikas vorbei bis zum Grenzübergang. Bei der Grenzkontrolle sind die Chilenen ziemlich streng. Man darf keinerlei tierische oder pflanzliche Produkte oder Erzeugnisse einführen. Vor einigen Jahren hat eine Plage grosse Teile der Agrarflächen vernichtet und das exportreichste Land Lateinamerikas in eine Krise gestürzt. Seither werden an der Grenze alle Taschen im Bus durchsucht und das Gepäck wird durch einen Scanner geschoben. Man selber muss Einfuhrpapiere ausfüllen und bei Verstoss gegen die Bestimmungen gibt es hohe Geldstrafen. Also, das heisst erst mal zwei Stunden im Bus warten bis wir dran sind, dann zum argentinischen Ausreisestempel-Schalter dann zum chilenischen Einreisestempel-Schalter dann an den Spürhunden vorbei in einen speziellen Raum um den Tagesrucksack durchsuchen zu lassen und nach 4 Stunden waren wir dann endlich durch. Zwischenzeitlich beim Anstehen am Schalter war wohl nicht nur mir langweilig. Daisy hat mich auf die Bildschirme der Beamtinnen aufmerksam gemacht, zwei von ihnen haben gerade Solitär gespielt und eine war beim Schoppen im Internet. Ich fand das lustig und Wert ein Foto zu machen. Ups – der Blitz war eingeschaltet und so blieb der Schnappschuss nicht unbemerkt. Zielstrebig kam eine Zollbeamtin auf uns zugelaufen und hat uns in extrem schnellem Spanisch vollgelabert. Wir versucht ihr zu vermitteln das wir nix verstehen. Dann kam eine weitere Beamtin dazu die etwas geduldiger mit uns war. Wir mussten zeigen was ich fotografiert habe und das Bild dann offiziell löschen. Schade eigentlich! Grenzbeamte sind eben immer ein bisschen speziell und spassbefreit!
Als wir in Valparaiso angekommen sind war es dann bereits dunkel und wir haben uns mit dem Taxi zu einem Hostel fahren lassen, dass wir vorher im Lonely Planet ausgesucht hatten. Leider voll, aber gegenüber sei noch das Acuarela, auch ein schönes Hostel. Klingeling – Leider auch voll! Dann kam ein weiterer Chilene an die Tür der besser Englisch konnte und … auch deutsch und uns total herzlich begrüsst hat (er ist in Hessen aufgewachsen). Er ist dann auch gleich mit uns zu einer anderen Unterkunft gelaufen, hat bei der alten Dame in der Pension alles übersetzt und wenn hier kein Platz gewesen wäre hätten wir bei Ihm übernachten können. Küsschen und Umarmung zur Verabschiedung – Sau nett die Leute hier. Also sind wir für eine Nacht in die recht teure Pension um dann am nächsten Morgen in das Acuarela Hostel umzuziehen. Die Pension war in einem wirklich sehr schönen und gepflegten alten Haus, die verwitwete Besitzerin war mit einem Deutschen aus Hamburg verheiratet und ist ein grosser Elvis-Fan, wie man an der Deko erkennen kann. Von der Dachterrasse hatte man einen traumhaften 180° Blick über die Stadt und das Meer. Am nächsten Morgen erst mal richtig ausgeschlafen und mittags ins andere Hostel umgezogen, zum Frühstücken in ein cooles Café gegangen, durch eine Kunstgalerie geschlendert und danach runter ans Meer zu einem grossen Supermarkt, um uns für die nächsten Tage auszurüsten. Zurück über einen der ca. 20 Aufzüge die auf Schienen wie eine Zahnradbahn den Berg hochfahren. Die sind alle ca. 100 Jahre alt und stammen noch aus der Zeit als Valparaiso eine der reichsten Städte Südamerikas war. Bis 1914, vor Eröffnung des Panamakanals, war die Stadt der letzte Hafen bevor die Schiffe das Kap Horn umfahren haben und somit der wichtigste Pazifikhafen Lateinamerikas. Danach ging es mit der Stadt bergab bzw. die Zeit ist stehen geblieben, was heute aber den Charme ausmacht. Das Hostel hat eine tolle offene Küche und mit dem Essbereich zusammen bildet das den Mittelpunkt der Unterkunft. Abends wird zusammen gekocht, geredet und getrunken! Das haben wir an selbigem ersten Abend dann auch gemacht und dabei Rafael einen netten Chilenen kennengelernt der gerade Eco-Tourism studiert und uns viele wertvolle Tipps für Chile und Patagonien gegeben hat. Die tolle Stimmung in dem von einem Rasta-Man geführten Hostel hat uns angesteckt und wir haben gleich mal einen Chill-Tag eingelegt. Den Tag darauf sind wir dann recht zeitig los, um die Stadt anzuschauen, runter an den Hafen, zum Plaza Sotomayor, durch die Gassen geschlendert, lecker Fisch zum Mittag gegessen und auf dem Rückweg noch über den Friedhof gelaufen der spitz auf einem eigenen kleinen Hügel liegt. Valparaiso gilt als Kulturhauptstadt Chiles und man findet hier viele Kunstgalerien, auf den Strassen wird musiziert und gemalt. Meistens sind die Häuser mit tollen Graffitis verziert, bunt angemalt oder verziert.
Einer der Tipps von Rafael war einen Ausflug zum La Campana Nationalpark zu machen. Vom fast 2000m hohen Gipfel kann man bei schönem Wetter Chile in seiner ganzen Breite sehen – auf der einen Seite der Pazifik auf der anderen Seite die Anden. Leider waren wir erst um 10:00 am Eingang und da der Park schon um 17:30 schliesst, hat es nicht mehr bis ganz hoch gereicht. Aber es war trotzdem ziemlich anstrengend und staubig und bei dieser Aktion haben sich dann Doris‘ Stinke-Schuhe verabschiedet. Die halbverrottete Sohle ist auseinandergebrochen und die Miefer können nun endlich beerdigt werden. Der ein oder andere von euch kennt die Schuhe und die Entsorgung der Dinger wird auf jeden Fall das Leid auf der Welt ein bisschen verringern.
Wir wären gerne noch länger hier geblieben mussten aber nach 5 Nächten weiterzeihen weil wir Anfang Februar schon in Ushuaia sein sollten. Nächste Station – Santiago de Chile.