Südostküste
23. September 2013In Tangalle angekommen, haben wir die Küste auf der Suche nach einer schönen Unterkunft abgefahren und sind letztendlich auch fündig geworden, ein kleiner Bungalow mitten in einem Mangrovenwäldchen. Wie sich herausstellte waren wir wohl mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Heute Abend soll das wichtigste und heiligste Fest srilankischer Buddhisten in Tangalle – die Perahera – gefeiert werden. Die grösste und bekannteste Perahera findet jährlich in Kandy statt und zieht tausende von Pilger und Touristen an, doch auch über das ganze Land verteilt gibt es kleinere Paraden. Also haben wir uns abends auf den Weg zum Tempel gemacht, wo gerade einer der Elefanten mit heiligen Reliquien und leuchtenden Lichterketten für die Parade geschmückt wurde.
Die ganzen Strassen waren bereits gesäumt mit Menschen, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten und so haben auch wir uns dazugesellt. Nach über zwei stündigem Warten und einem sehr lustigen Frauentratsch mit 3 srilankanischen Frauen, war es dann endlich soweit und die Parade begann – mit Feuerartisten, die brennende Ringe in einer Geschwindigkeit durch die Luft wirbelnden, dass einem der Atem stockte, wunderschönen Tanzformationen in traditionellen Kleidern und zwischendurch immer mal wieder geschmückte Elefanten. Doch das krasseste war eine lebende Galionsfigur, die an einer Palme hing. Hierfür wurde der Stamm der Palme auf die Ladefläche eines kleinen LKWs über das Fahrerhaus drüber gespannt und vorne dran hing wie ein Köder an einer Angel – ein Mensch, gehalten mit 9 Seilen, an 9 Metallringen, die durch die Haut am Rücken gingen. AUA. Scheinbar hatte er wohl aber trotzdem Spass und hat noch mit uns rumgescherzt.
Bei einem Standspaziergang am nächsten Tag hab ich dann ein Fang-Frisch-Fisch-Restaurant entdeckt. Wohl ehr eine kleine windschiefe Holzhütte mit einem Kreideschild davor, das Erkennen lies, dass es sich wohl um ein Restaurant handelt. Auf die Frage ob ich einen Blick in die Menükarte werfen könnte, meinte der Typ „wait a minute“ und kam kurz darauf mit drei Tellern frischesten Meeresbewohnern zurück, so als wären sie gerade eben draufgehüpft. Also sind wir abends dorthin zum Essen und hatten fantastischen Fisch und Calamaries bei Kerzenschein und Meeresrauschen, da die Hütte keinen Stromanschluss besitzt – Romantik pur. Auf dem Rückweg am Strand entlang ist uns dann etwas ganz seltsames passiert. Der Sand hat geleuchtet, nein am Bier konnte es nicht liegen, denn davon hatten wir nur eins. Je stärker man auf den Sand aufgetreten ist, schien es als würden tausend kleine Lichter kurzzeitig aufblinken. Nach etwas Internetrecherche haben wir herausgefunden, dass wir nicht irre geworden sind, sondern dass es dieses Phänomen tatsächlich gibt. Das Leuchten entsteht wohl durch Kleinstlebewesen wie Algen oder Plankton, die in ihrer DNS ein so genanntes Luziferase-Gen haben, welches dafür verantwortlich ist, dass sie phosphoreszieren. Diese biolumineszenten Organismen halten sich in den oberen Schichten des Sandes auf und werden, wenn man auftritt, enger zusammen gedrückt, wodurch eine grössere leuchtende Fläche entsteht, die somit für das menschlich Auge sichtbar wird, absolut faszinierend.
Von den Kleinstlebewesen ging es nun zu den grossen Tieren und zwar nach Tissamaharama in den Yala-Nationalpark, um dort einen Leoparden in freier Wildbahn zu erspähen. Doch leider war das Glück dieses Mal nicht auf unserer Seite und die grosse Mietzekatze hat sich vor uns versteckt. Dafür gab es einen Elefanten, Büffel, Affen, Pelikane, Lizzards, Cameleons, Krokodile in allen Grössen und eine wilde Wildschweinfamilie zu bestaunen. Was das Safarierlebnis leider etwas getrübt hat, war die riesige Anzahl an Tour Anbietern im Nationalpark. So gibt es wohl mittlerweile über 300 Jeeps, die den Tieren hinterherjagen, so dass wir absolut verstehen konnten, dass sich der Leopard vor uns versteckte. Abends wurden wir dann mit einem selbstgekochten srilankanischen Mahl von unserer Gastmutter in unserem Homestay empfangen.
Bereits am nächsten Morgen ging es auch gleich weiter nach Arugam Bay, einem kleinen idyllischen Surfer Örtchen an der Ostküste. Ein Teil der Strasse führt durch den Yala-Nationalpark. In der Hoffnung noch ein paar Tiere zu erspähen, sind wir extra langsam gefahren, doch zunächst war das einzige was wir sahen „Achtung Elefanten“-Schilder. Doch dann stand tatsächlich einer da, ein wilder Elefant mitten auf der Strasse im Schatten eines Baumes und liess sich Früchte von vorbeifahrenden Autos zuwerfen, die er genüsslich verspeist. Zunächst haben wir das Ganze mit gebührendem Abstand beobachtet. Doch dann wurde Joga mutiger und hat sich die Bananen geschnappt, die wir zum Glück noch morgens von unserer Gastmama geschenkt bekamen und ist auf den Elefanten zumarschiert. Und tatsächlich, der Elefant hat ihm die Bananen mit seinem Rüssel aus der Hand gefressen.
Im Vorfeld wurden wir bereits gewarnt, dass es in Sri Lanka sehr viele Polizeikontrollen gibt und viele der Polizisten sich ihr schlechtes Gehalt mit Schmiergeldern aufbessern und dies besonders gerne mit Touristen. Denn um in Sri Lanka als Ausländer ein motorisiertes Vehikel fahren zu dürfen, müsste man sich eigentlich seinen Auslandsführerschein in Colombo genehmigen lassen – was aber niemand macht, so wie wir eben auch nicht. Es stehen auch tatsächlich in fast jedem Ort Polizisten und führen Verkehrskontrollen durch, doch bisher wurden wir glücklicherweise noch nie angehalten. Irgendwann ist immer das erste Mal und so wurden wir dieses Mal rausgezogen. Eigentlich hatten Joga und ich im Vorfeld ausgemacht, dass wir kein Englisch verstehen, doch der Polizist war so nett und hat uns gleich in ein Gespräch verwickelt, zwar unsere ganzen Papiere kontrolliert, uns zum Schluss aber noch Früchte zum Probieren gegeben. Es sind wohl doch nicht alle korrupt.
Arugam Bay war dann tatsächlich ein Ort zum Relaxen, Sonnen, Schwimmen und leckeren Fisch zu essen. Und so haben wir hier vier Tage die Seele baumeln lassen und unsere letzten Tage am Meer genossen, bevor es weiter ins Landesinnere nach Pollonnaruwa ging.