Canterbury & Christchurch
22. Mai 2012Heute war erst mal fahren angesagt (ca. 400km). Wir wollten von Mossburn aus über Queenstown und Cromwell direkt zum Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands fahren. Abends nach ein paar Stopps (mal wieder lecker Fish & Chips) am Ende des Tals in Mount Cook Village angekommen (man iss hier kalt) und uns gleich in die Schlafsäcke gekuschelt da es Frost geben sollte. Am nächsten Morgen hat uns die Rangerin beim Camping-Gebühr kassieren gleich noch die Wettervorhersage mitgeliefert: Heute noch schön, ab morgen Regen! OK, also los zum Kea-Viewpoint gelaufen von dem aus man einen guten Blick auf die Berge (Mt. Sefton und Mt. Cook) hat, zurück zum Campingplatz und uns dann noch für den längeren Marsch an den Gletscher-See unterhalb des Mt. Cook fertig gemacht. Dort angekommen, und wie sollte es auch anders sein, hat sich die Wolkendecke aufgezogen und der Berg lag mit strahlend blauem Himmel umrahmt vor uns – unglaublich scheeeeeee! Geschafft von der Wanderung sind wir in den windgeschützten aber kalten Shelter, um unser Abendessen dort zu kochen – und wie fast immer gab’s neidische Blicke von der Spaghetti-mit-Tomatensosse-Fraktion auf unsere Rinderfilet-Streifen, mit grünem Spargel und gemischtem Salat. Am nächsten Morgen – tatsächlich Regen, Regen, Regen. Wir uns zwar gefreut von wegen “alles richtig gemacht“, aber was machen wir heute? Uns die Zeit im Sir Edmund Hillary Hermitage Center vertrieben, der erste Mensch, der den Mount Cook und auch den Mount Everest bestiegen hat. Da es immer noch schüttet, wusste wir nicht so recht, was anschliessend machen, vielleicht ist der Tasman Gletscher auch bei Regen schön – naja das viel dann doch ziemlich ins Wasser (siehe Foto). Dann eben doch raus aus dem Tal Richtung Lake Tekapo, wo es dann auch prompt besser wurde. Uns für die Nacht ein günstiges Plätzchen an einem abgelegenen Angelsee gesucht, und am nächsten Morgen an den Lake Tekapo und zur “Church of the good shepherd“ gefahren. Ahhhhhhh – mal wieder penetrante asiatische Reisegruppen. Schnell Fotos machen und bloss Weg hier!
Unterwegs haben wir in Fairlie einen Stop gemacht und ein total schönes Cafe entdeckt, wo wir einen super Sonnenplatz ergattern konnten. Der Wirt und auch die anderen Gäste – alles Neuseeländer – waren super freundlich und wir wurden mit Einheimischen-Tipps überschüttet. So haben wir spontan einen Zwischenstopp am “Dorfsee“ eingelegt, an dem man umsonst campen durfte und an dem es ausser uns keine anderen Touris gab. Am nächsten Morgen wollten wir die Opihi Gorge erkunden, auch ein Tipp des Wirtes. Auf der Fahrt dorthin, mussten wir durch zwei Flüsse fahren, bis es nicht mehr weiter ging. Also unseren Van in einer Wiese geparkt und uns auf den Weg gemacht. Der Rat, anständiges Schuhwerk anzuziehen, war auf jeden Fall hilfreich, vor allem wenn man erst mal den Weg sucht, so wie wir und mitten durch eine Herde wuschiger Bullen läuft, die ziemlich üble Brunftschreie von sich gelassen haben. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir wohl den falschen Weg eingeschlagen haben und in einer “Sackgasse“ gelandet sind. Vor uns ein Elektrozaun und hinter uns die ralligen Bullen. Also ab über den Elektrozaun, auf dem definitiv Strom drauf war, wie ich am eigenen Leib zu spüren bekam. Joga war bereits drüber, doch für meine kurzen Beinchen hat es nicht so ganz gereicht. Gerade als ich den Zaun zwischen den Beinen hatte, hat es PSSST gemacht, mich geschüttelt und einmal durch mich durch und weiter zu Joga, der mich an der Hand gehalten hat. Die Stromschläge von Schafzäunen aus unserer Kindheitserinnerung waren keinesfalls so stark, denn am nächsten Tag prangte dann auch prompt ein schmerzhafter handtellergrosser blauer Fleck auf der Innenseite meines Oberschenkels. Joga hat mich dann in einem Ruck und inkl. eines weiteren Stromschlags über den Zaun gezogen, und wir sind weiter am Fluss entlang in die Gorge reingestapft. Als es dann ziemlich steep und slippery wurde sind wir umgedreht, weil wir heute ja noch bis nach Christchurch fahren wollten. Also raus aus der Gorge und diesmal auch den richtigen Weg gefunden.
Nach fast drei Monaten waren wir nun am Ende unserer Neuseelandrundreise und somit in Christchurch angelangt, wo wir unser Auto verkaufen wollten. Also Flyer erstellt, die wir in sämtlichen Hostels verteilt hatten, auf drei Internetseiten Anzeigen geschaltet und unser Auto mit Verkaufsschildern “geschmückt“, um auf uns aufmerksam zu machen. Da hier nun aber mittlerweile absolute Nebensaison herrschte und somit der Automarkt komplett eingebrochen ist, war die Resonanz sehr mager. Um die Zeit zu überbrücken sind wir zwischendrin auf die Bank Penninsula, eine vorgelagerte Halbinsel vor Christchurch, sowie zu den Hamner Springs, heisse Thermalquellen gefahren, um uns in den warmen Blubberbecken etwas aufzuwärmen, da es mittlerweile ziemlich kalt geworden ist, vor allem nachts hatten wir öfters Minusgrade.
Zurück in Christchurch hatten wir ein Hostel gefunden, in dem wir die ganzen Facilities nutzen, aber weiterhin im Van schlafen konnten, so dass wir tagsüber einen beheizten Raum zur Verfügung hatten. Von dort aus haben wir an einer Stadtrundfahrt teilgenommen, bei dem einem erst mal richtig bewusst wurde, wie stark die Stadt durch das Erdbeben letztes Jahr im Februar zerstört wurde. In einem Teil von Christchurch hat jedes Haus einen Schaden und zum Teil ist die Versorgung mit Wasser und Strom bis heute nicht hergestellt. Alle hohen Gebäude im Stadtzentrum, bis auf die Polizei und das Krankenhaus müssen abgerissen werden, da sie nicht mehr sicher sind, was noch Jahre dauern wird. Sehr krass zu sehen waren auch die ganzen Luxusvillen an den damals besten Spots oben auf den Klippen, die zum Teil komplett abgerutscht und zum grössten Teil nicht mehr bewohnbar sind. Seit dem grossen Beben sind kleine Nachbeben an der Tagesordnung, die auch wir spüren konnten und sich mittlerweile auf mehr als 10.000 belaufen.
Inzwischen war über eine Woche vergangen und bisher hat sich kein Schwein für unser Auto interessiert und langsam wurde es somit knapp mit unserem Visum, so dass wir uns auf den Weg zur Immigration gemacht haben um dieses zu verlängern. Die neuseeländischen Behörden sind keinen Deut besser als die Deutschen. „Please grab a number – Nümmerle ziehen“ und dann hiess es erst mal warten. Die Information von der Wellingtoner Behörde, dass man das Visum problemlos an einem Tag verlängern kann, gilt nicht für Christchurch. Das einzige was wir bekamen, war ein riesen Stapel mit Formularen zum Ausfüllen und die Info, dass es ca. 3 Wochen zum Bearbeiten benötigt und 140 Dollar kostet. Na bis dahin haben wir hoffentlich das Land verlassen. Nächster Tag mit den ausgefüllten Formularen wieder zur Immigration. Nümmerle ziehen – warten. Es fehlte noch ein Nachweis, dass wir genügend finanzielle Mittel haben, um das Land zu verlassen. Zur nächsten Bibliothek ins Internet und gewünschten Nachweis ausgedruckt. Immigration die Dritte – Nümmerle ziehen, warten und da es mittlerweile kurz vor “Ladenschluss“ war, wurde einfach alles mit samt unseren Pässen in ein Couvert gepackt. Das einzige amüsante war der Sachbearbeiter der mit halb-schwulem und charmantem Slang jeden mit “How can I help you today“, “Good on you“, “Sooorrryyyyy, I can’t dooooo that“, “Fair enough“, “Good as Gold“ und natürlich “Awesome“ begrüsst bzw. vollgeschwallt hat. Das übliche Kiwi-Small-Talk-Geblubber eben.
Und dann ging alles sehr schnell. Es war Samstag und wir hatten auf einmal 4 Interessenten für unser Auto. Ein französisches Pärchen kam vorbei, hat eine Probefahrt gemacht und eine Stunde später kam eine SMS, dass sie das Auto kaufen wollen – ohne jegliche Preisverhandlung. Eigentlich froh, dass wir das Auto los waren, haben wir letztendlich doch schweren Herzen die Schlüssel unseres Pololos übergeben. Auto weg und Pässe auch. Also montagmorgens mal wieder zur Immigration und da die zum Glück eben auch nicht die schnellsten sind, lag das Ganze noch unbearbeitet in der Hauspost und wir haben unsere Pässe zurückbekommen. So konnten wir unseren Flug nach Australien buchen. Und zwei Tage später ging’s dann schon ab nach Sydney! Bye-Bye schönes Neu-Kiwi-Land!
Letzte Kommentare