Torres del Paine
8. Februar 2012Puerto Natales ist nicht der schönste Ort in Chile und eigentlich nur deswegen voll von Touristen, da von dort aus der optimale Ausgangspunkt zum legendären Nationalpark Torres del Paine ist. Als wir ankamen, war das Wetter ziemlich miserabel, heftiger Sturm und Regen bzw. Schnee ausserdem lag Joga nun mit einer ausgewachsenen Grippe im Bett, so dass vorerst nicht an trekken zu denken war. Da Joga nach drei Tagen immer noch nicht fit war, war mein Vorschlag, dass ich die ersten Tage alleine in den Park gehe, er sich noch etwas erholen kann und dass wir uns dann im Park treffen. Gesagt, getan. In unserem Hostel gab es einen Guide – Rasta, wahrscheinlich heisst er so, da er Rastas bis über den Hintern hat – bei dem ich mich erst mal über mögliche Trekkingtouren informiert habe. Anfang Dezember hat in Torres del Paine ein Feuer gewütet, da ein Israeli gemeint hat, sein Klopapier verbrennen zu müssen. Dabei wurden 44.000ha des Waldes zerstört und Teile des Parks sind deswegen immer noch nicht zugänglich, bzw. die Refugios und Campsites sind komplett abgebrannt und ausserdem hatte ich keine Lust durch „very depressing“ Aschefelder zu laufen. Nachdem die Route feststand bin ich erst mal los und hab mir ein Zelt in den Refugios gemietet, was ich natürlich auch in Puerto Natales hätte machen können, da ich aber alleine unterwegs war, hatte ich keine Lust das ganze Zeug mitzuschleppen. Mein Rucksack war so schon verdammt schwer, wegen der ganzen Lebensmittel, die ich für drei Tage mitnehmen musste, da man schon Grossverdiener sein muss, um sich im Park was zum Essen leisten zu können. Was allerdings total toll ist, Wasser muss man keines für die Zeit mittragen, da man seine Flasche regelmässig an supersauberen und kristallklaren Bergbächen auffüllen kann. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, ging es am nächsten Tag um 7.00 Uhr mit dem Bus in den Park. Neben mir im Bus sass Francisca eine total nette Chilenin aus Santiago, mit der ich mich die 2 ½ Stunden während der Fahrt blendend verstanden habe, obwohl sie kein Wort English konnte. Am Parkeingang mussten wir dann erst mal Schlange stehen, um uns zu registrieren und den Eintritt zu bezahlen. Gegen 12 Uhr war ich dann endlich im Park und konnte mich bei strahlendem Sonnenschein aufmachen zum 11km entfernten Refugio. Auf dem Weg dorthin musste ich zwei Flüsse überqueren, die dank der letzten Regentage gut Wasser hatten, so dass es eine echte Herausforderung war über die zum Teil nassen Steine mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken zu balancieren. Zum Glück bin ich dann doch trockenen Fusses drüber gekommen. Nach 4 Stunden war ich dann im Refugio, wo mein Zelt bereits aufgebaut war. Manchmal ist es doch ganz praktisch als Mädl alleine unterwegs zu sein, denn ich hatte ein Dreimannzelt für mich alleine mit perfektem Standort zugewiesen bekommen. Nachdem ich mich an meiner mitgebrachten kalten Pizza gestärkt hatte, hab ich mich mit meinem Buch noch etwas auf die Terrasse des Refugios gesetzt und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, bis ich von zwei Französinnen und einem Holländer zum Mate trinken eingeladen wurde. Gegen 22 Uhr war es dann Zeit, sich in meinen Schlafsack zu kuscheln, allerdings nicht bevor ich eine Flasche mit heissem Wasser gefüllt hatte, um es nachts schön warm zu haben, es wurde trotzdem ziemlich kalt.
Nächster Morgen – Regen! Eigentlich wollte ich heute ins Valle del Frances, aber bei Regen macht das keinen Spass. Erst mal gemütlich gefrühstückt und irgendwie ist es auch echt gemütlich in meinem Zelt während die Regentropfen draufprasseln. Nach einiger Zeit wurde das Wetter dann doch besser und ich hab mich auf den Weg gemacht. 13km ging es stetig bergauf durch das traumhaftschöne French Valley, durch einen skurillen „Windwald“ mit faszinierenden Bäumen, entlang an einem plätschernden Bergfluss mit ständiger Sicht auf einen beeindruckenden Gletscher. Auf dem Weg wurde ich dann von einer etwas wirren 64jährigen Französin angesprochen. „Are you walking alone“ – „Yes“ – das war auf jeden Fall die falsche Antwort. Denn nun durfte ich mir erst einmal lauter Horrorgeschichten von allein reisenden Frauen anhören und dabei hab ich es doch sooooo genossen, endlich mal alleine, in meinem Tempo, meinen Gedanken nachhängend vor mich hinzuwandern. Als sie mir dann dreimal erklärt hat, wie man richtig Wanderstiefel bindet – ich bin mit meiner Bindtechnik eigentlich ganz zufrieden – und dass mein Gleichgewicht um einiges besser ist als ihres, da ich einen dicken Hintern hab, hat es mir gereicht und ich hab die Alte stehen lassen und konnte wieder die RUHE geniessen. Oben auf dem Mirador (Aussichtspunkt) angekommen, ist man umgeben von beeindruckenden Bergen und hat einen gigantischen Blick auf den Lago Nordenskjöld, der in der Sonne Türkis leuchtet. Erst mal in alle Kleidungsschichten eingepackt, da es ziemlich windig war und die Aussicht genossen. Richtiges Timing, kaum hatte ich mich auf den Rückweg gemacht, ist die Sonne hinter den Wolken verschwunden und es hat angefangen mit schneien. WRROOMMM – was war das denn? Von den Gletschern ist eine gigantische Lawine abgegangen, die das ganze Tal in Schneestaub gehüllt hatte. Neun Stunden später und 26 km in den Beinen, war ich dann wieder in meinem Zelt. Nach einer warmen Dusche und einem Glas Rotwein hatte ich dann auch die nötige Bettschwere. Nur hat das dann leider mit dem Schlafen doch nicht so ganz funktioniert, da es ziemlich heftig angefangen hat zu stürmen. Bevor die Sturmböen im Refugio ankamen, konnte man sie bereits hören, wie sie sich im Tal aufgebaut haben. Angehört hat sich das wie wenn 10 Dampflocken gleichzeitig auf einen zurasen würden und dann war die Böe da und ich wurde abwechselnd einmal von allen Seiten meines Zeltes angedotzt. Da ich einen echt guten Platz hatte, konnte ich zwar nicht schlafen, dafür ist mein Zelt wenigstens stehen geblieben, im Gegensatz zu anderen. Gegen 4 Uhr morgens hat dann doch die Müdigkeit gesiegt, doch fit war ich am nächsten Morgen nicht und ausschlafen konnte ich auch nicht, da ich zurücklaufen musste, da ich dort mit Joga verabredet war.
Trotz Schlafmangel, müden Knochen und etwas später losgekommen als geplant, hab ich‘s doch noch rechtzeitig geschafft. Schön war‘s ihn zu sehen, obwohl wir beide die paar Tage “sturmfrei“ voneinander total genossen haben. Gemeinsam sind wir dann einen ziemlich steilen und windigen Weg zu unserem Refugio gewandert. Leider war das Wetter immer noch ziemlich windig und regnerisch, so dass wir uns erst mal, als wir angekommen sind, eine heisse Suppe gekocht haben. Den Tag haben wir vollen im Refugio am Ofen verbracht, da es draussen mittlerweile ziemlich kalt geworden war. Abends sind wir dann ziemlich früh ins Bett, da wir eigentlich am nächsten Morgen um 4 Uhr aufstehen wollten, um zum Aussichtspunkt zu wandern, von wo aus man die berühmten Türme des Cerro Torre sehen kann, die bei Sonnenaufgang rot leuchten – EIGENTLICH! Um 4 Uhr hat es geschüttet was vom Himmel runter kommt, also machte es auch keinen Sinn da hochzuwandern, da man dann nämlich NIX sieht, wie wir von einem englischen Pärchen erfahren haben, die die 2,5 Stunden hochgewandert sind, um dann bei starkem Schneefall oben anzukommen und keine 10 Meter weit zu sehen. Da waren wir doch froh, dass wir uns wieder in unsere Schlafsäcke gekuschelt haben, weil arsch kalt war’s auch noch! Leider ist es den ganzen Tag nicht besser geworden, so dass wir im Regen wieder unverrichteter Dinge runtergewandert sind und bis wir dann endlich abends im Hostel ankamen, bis auf die Knochen durchgefroren waren. Joga ging es dann auch prompt am nächsten Tag wieder nicht so gut. Aber zum Glück hatte er noch einen Tag um sich auszuruhen, bevor wir nach Ushuaia weitergereist sind.
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