Northern Rivers
19. Juni 2012In Nimbin angekommen war die Faszination gross – ein echtes Alt-Hippie-Dorf! Die Häuser total bunt bemalt, überall chillige Menschen und die Hauptstrasse ist ein Marktplatz aus Hippies, Tieren und Touristen. Leider war das Wetter im Hinterland nicht das Beste und wir haben uns nach dem einchecken in ein Hostel (das Camping auf dem Parkplatz erlaubt) auf die Veranda gesetzt um längst überfällige Blogberichte, Tagebuch und Emails zu schreiben. Beim Rundgang durch das superschöne, am Ortsrand gelegene YouthHostel wurden wir von der Angestellten darauf hingewiesen „Bitte kein Marihuana und Pilze auf der Terrasse!“ 🙂
Am nächsten Morgen war das Wetter dann etwas besser und wir sind ins Örtchen, um uns ein bisschen umzuschauen – waren in der Hemp-Embassy (Hanf-Botschaft), im Nimbin-Museum, das total schräg dekoriert ist und die Siedlungsgeschichte von Nimbin erzählt, hier stehen auch ein paar alte VW-Bullys herum. Was ich nicht wusste war das der Bully so direkt mit der Flowerpower-Zeit zusammen hängt. Das erste was gezeigt wird wenn man sagt, dass man aus Deutschland kommt ist das Handyfoto des eigenen Bullys zu Hause, oder das Bully-T-Shirt oder … Durch die Strasse geschlendert, wo einem alle 5 Meter Grass oder Cookies angeboten werden. Innerhalb des Ortes ist Anbau und Verzehr auf Grund einer alten Vereinbarung mit der Landesregierung legal.
Wohl auch wegen des feuchten und kalten Klimas hatte wir mit unserem Raumschiff (SpaceShip) das erste Mal Motor-Probleme. Dieser hört sich morgens an wie ein Traktor – der Auspuff pfeift und schnattert und die ersten 15min ist mit wirklicher „Beschleunigung“ während der Fahrt nicht zu rechnen. Wenigstens gefällt den Wallabies (kleine Känguru-ähnliche Hüpf-Tiere) das Klima. Die hüpften morgens nach Sonnenaufgang um unser Auto herum auf der Suche nach leckeren frischen Grashalmen.
Nach 3 Lazy-Tagen sind wir dann Richtung Nightcap National Park gefahren. Die Protesters Falls liegen wunderschön mitten im Regenwald und der untere Teil des Wasserfalls ist nur über einen schmalen Pfad zu erreichen. Der Versuch den besten Photospot auf der anderen Seite des kleine felsigen Fluss zu erreichen fiel sprichwörtlich „ins Wasser“ – also um es genauer zu bezeichnen „Ich“ … die Kamera hat es zum Glück überlebt! Auf dem Weg nach Byron Bay noch an den Minyon Falls vorbei, doch für den 6-Stunden Walk hatten wir leider keine Zeit mehr, da wir abends den östlichsten Ort Australiens erreichen wollten. Byron ist extrem touristisch und überlaufen – vor allem wenn man bedenkt, dass das einzige „Highlight“ dort der am östlichen Kap gelegene Leuchtturm ist. Wir sind nur eine Nacht hier geblieben – überteuerte Preise und Pauschaltouristen haben uns die Laune verdorben. Allein z.B. am Leuchtturm kostet die Parkgebühr 9 Dollar pro Stunde! Nee, nee, neee! Morgens Kaffee und nen Frust-Smarties-Cookie rein und ab ins benachbarte und viel ruhigere Brunswick Heads. Dort ALLEINE am wunderschönen Sandstrand gechillt! Doris hat hier vom Strand aus auch die ersten Wale und Delphine gesehen d.h. SIE SIND DA!!! Lustig waren mal wieder die Australier mit ihren EXTREM-Verboten. Laut einem Schild (siehe Bilder) ist an diesem Strand unter anderem folgendes verboten: Keine Pferde, keine Ziegen und keine Schweine / kein Golf spielen / kein Camping im Zelt, im Fahrzeug, auf dem Boden zu jeder Zeit / kein FKK (hierfür gibt’s wohl kein Symbol – hahaha) und keine öffentliche Belästigung (auch ohne Symbol) – dafür wenigstens der überlebenswichtige Hinweis das hier giftige Brown Snakes vorkommen. Am späteren Nachmittag auf dem Weg ins Hinterland, zum sagenumwobenen Mount Warning am Hafen noch leckere fangfrische Fish ’n‘ Chips gegessen.
Der Mount Warning gilt als einer der am schwersten zu besteigenden Berge im sonst eher flachen und gebirgsarmen Australien. Dies wird zwar von den Aborigines nicht gerne gesehen, da der Berg heilig ist aber es ist dennoch legal. Zunächst geht es 2.5 Stunden steil durch den Regenwald über gefühlte 17000 Stufen bis zum „Schnörpsel“. Ab hier ist das letzte Stück nur mit Hilfe einer seitlichen Kette zu schaffen. Von oben hat man dann einen traumhaften 360° Rundblick bis nach Nimbin, Byron Bay und Surfers Paradise. Dort oben haben wir dann auch ein älteres Ehepaar aus der Nähe von Melbourne getroffen, die gerade für ihre Afrikareise trainieren. Dort wollen sie den Kilimaniaro besteigen, und ihre Kinder haben gesagt: Wenn Sie es auf den Mount Warning schaffen lassen sie Sie mit ruhigem Gewissen gehen.
In Colangatta bzw. Tweed Heads, die Twin-Städte an der Grenze zwischen New South Wales und Queensland haben wir uns über Whale-Watching informiert. Am übernächsten Tag geht eine Tour raus und wir haben sofort gebucht. In den zwei Städten war an diesen Wochenende das jährliche Hill-Billy-Festival und tausende von Hot-Rods und sonstigen aufgepimpten Oldtimern sind mit ihren röhrenden Motoren durch die Strasse gebrettert, wir hatten dagegen mit unserem Raumschiff mal wieder Probleme. Das scheiss Ding wollte nicht mehr anspringen. Nach 30min haben wir die Karre dann zum Laufen gebracht und vormittags haben wir am Strand noch den Surfern zugeschaut – im Hintergrund die Skyline von Surfers Paradise … Wahnsinn! Nachmittags sind wir in den Springbrook Nationalpark gefahren und uns hier mal wieder diverse Wasserfälle, Schluchten und Lookouts angeschaut. Der „Best of all Lookouts“ (der heisst wirklich so) war eher ein Reinfall da wir mal wieder mitten in den Wolken waren – dafür war die „Natural Bridge“ echt atemberaubend. Ein Fluss fällt durch ein Loch als Wasserfall in eine Höhle und fliesst von der wieder heraus. Sollte also eher „Waterfall Cave“ heissen! In dem Nationalpark gibt es auch einige der ältesten Bäume der Erde (über 3000 Jahre alt!!!). Diese stammen eigentlich aus der Antarktis und sind Zeugen aus einer Zeit als die Kontinente noch verbunden waren und ein komplett anderes Klima herrschte.
Auf Grund des Festivals waren die meisten Unterkünfte ausgebucht und wir haben uns für zwei Nächte einfach einen netten Parkplatz im Wald gesucht. Da trifft man dann ganz gerne beim nächtlichen Toilettengang auf schlafende wilde Truthähne oder nachtaktive Opossums schauen einen mit ihren riesigen Augen aus ein paar Metern etwas überrascht an.
Beim Whale Watching hatten wir mal wieder ein bisschen Pech mit dem Wetter – Regen und starker Wellengang waren nicht die besten Voraussetzungen. Und doch – da waren sie – Hautnah vor uns! Haben einige Hüpfer zum Besten gegeben – was bei dem Wellengang leider schwer zu fotografieren war.
Nachmittags sind wir ins 25km entfernte Surfers Paradise gefahren. Die Touri-Stadt ist mit ihren Wohnhochhäusern wohl eine der merkwürdigsten der Welt. War uns aber egal – weil Doris wollte eh nur eins > UGG-Boots kaufen. Die wurden hier in den 70er Jahren von einem Surfer erfunden und sind in Europa seit ein paar Jahren der letzte Schrei und sau-teuer. Um den durchgefrorenen Füssen nach einem Surftag etwas Gutes zu tun hatte er einfach 3 Schaaf-Fellstücke genommen und sie zu einem Stiefel zusammengenäht. Das sieht (kann man sich vorstellen) ziemlich klumpfüssig aus, kostet in Deutschland aber knapp 400Euro – hier nur etwas mehr wie 100.
Abends bei Dunkelheit sind wir noch die 100km bis nach Brisbane gefahren und wollten uns kurz vor der Stadt ein Schlafplätzchen suchen. War aber trotz Karte nicht so einfach: 1. Restarea nicht gefunden, 2. Restarea nicht gefunden, 3. Restarea ist nachts geschlossen (da gibt’s saftige Strafen für illegales Camping), 4. Restarea in Stadtnähe auch geschlossen. Also sind wir wieder Richtung Süden gefahren, Weg aus dem Ballungsraum. Bei der 5. Restarea stand schon auf dem Strassenschild das sie nachts geschlossen ist. War uns aber egal – doch als wir in die Einfahrt fahren wollten > Schranke unten. Bei der 6. Restarea und nach insgesamt 2 Stunden suchen haben wir dann bei ziemlichen Regen ein Platz zum Schlafen gefunden. Was für ein Scheiss!