Fraser & Whitsunday Islands
3. Juli 2012Abends in Hervey Bay sind wir mal wieder in ein Youth Hostel abgestiegen, das eine wunderschöne Camping-Wiese mit Poolbereich hat. Genau der richtige Ort, um mal ein wenig auf der faulen Haut zu liegen. Einziger Programmpunkt war Informationen sammeln, über die Möglichkeiten bzw. Tour-Angebote auf Fraser Island. Dies ist die weltweit grösste Sandinsel (115km lang und 20km breit) mit einzigartiger Vegetation, UNESCO Weltkulturerbe und leider mittlerweile zu 95% in chinesischer Hand. D.h. alle Tourenanbieter, Hotels und Campingplätze auf der Insel sowie die Fährbetreiber gehören einer Firma. Entsprechend unverschämt teuer sind die Preise; Eine 1-Tagestour sprich Rundfahrt auf der Insel in einem Geländewagen mit 9 Personen kostet p.P. 195Dollar! Die spinnen echt! Somit war für uns recht schnell klar, dass wir die Insel auf eigene Faust erkunden wollen und zwar zu Fuss. In der Touri-Information haben wir uns nach Laufmöglichkeiten erkundigt, doch die raten einem dringend davon ab, da zur Zeit wohl recht aggressive Dingos (Wildhunde) unterwegs sind, die wohl schon Menschen angegriffen haben sollen – aber in Wirklichkeit wollen alle einem nur eine geführte Tour verkaufen. Alles eine Mafia! Eigentlich wollten wir noch auf der Insel zelten, doch Zelte kann man nur zusammen mit einer „Individual-Tour“ ausleihen (ab 275$ p.P.). Dann machen wir eben einen 1-Tages-Ausflug, mit einem schönen Picknick am Lake McKinzie. Auf den Infoblättern wurde der Trek zum See mit 24km und einer Laufzeit von 8-10 Stunden angegeben, was sich aber auch als Übertreibung und Einschüchterung herausstellte … wir haben knapp über 5 Stunden gebraucht mit etlichen Fotostopps! Um unseren Ausflug zu starten sind wir morgens um 5:30Uhr aufgestanden, da wir nach den offiziellen Zeitangaben die erste Fähre nehmen mussten, um das Ganze überhaupt zeitlich zu schaffen. Abfahrt der Fähre ist um 6:45Uhr – aber nicht mehr in Harvey Bay, sondern neuerdings in einem 30km entfernten kleineren Ort (die chinesische Betreiberfirma hat mal kurz den Abfahrtshafen der Fähren verlegt, ohne Shuttle-Service und der Hafen in Hervey Bay mit seinen Restaurants, Resorts und Campingplätzen direkt an der Anlegestelle schaut jetzt in die Röhre). Doris hat uns noch schnell die Tickets gekauft und die Schalter-Frau war so was von pissig als sie gehört hat, dass wir alleine auf die Insel gehen ohne Tour. Naja, die Fähre ist dann auch 15min früher losgefahren wie in der Touri-Info mitgeteilt und wir waren zum Glück noch rechtzeitig da. Das Ganze entwickelte sich also langsam echt zu einer Farce! Auf der Insel haben wir uns mit zwei selbst geschnitzten Holzspeeren bewaffnet – wegen den gefährlichen Dingos! Bye the way – das Fährticket für die 35min Überfahrt kostet 50Dollar!!! Pro Person!!! Auf jeden Fall sind wir dann einsam und alleine ohne eine Menschenseele zu treffen bis zu dem wunderschönen Süsswassersee in Mitten der Insel gelaufen, haben uns auf unser eigenes Strandstück gelegt und gechillt. Auf der anderen Seite des Sees konnten wir die Pauschaltouristen beobachten, die sich sardinenartig ein kleines Strandstück teilen mussten, weil an der Stelle nämlich die Strasse ankommt. Also – alles richtig gemacht. Um 14:30Uhr wieder zurück gelaufen, da hier ja gerade Winter ist und es um 17:30 bereits dunkel wird. Leider war das Wasser auch zu kalt zum Baden, aber der Tag war trotzdem wunderschön. Dingo haben wir übrigens keinen einzigen gesehen! Von den Leuten die wir davor oder danach getroffen haben hat auch keiner einen Dingo gesehen, und das legt die Vermutung nahe, dass das alles zum Marketing-Plan gehört. Wir sind dann noch 3 Tage in Hervey Bay geblieben – nicht weil die Stadt so toll ist, sondern weil der Campingplatz so gemütlich war und das Wetter endlich so warm, dass man abends wenigstens mal draussen sitzen konnte. Am letzten Abend wollten wir eigentlich noch schnell zum Supermarkt fahren, doch aus dem wurde nichts. Unser scheiss Raumschiff streikt mal wieder. Aber dieses Mal ging Garnichts mehr. Also Pannenservice angerufen und der war dann auch recht schnell da. Er hat die Batterien gecheckt und festgestellt, dass die zwei wohl irgendwie dauerhaft verbunden sind. Sprich unser Kühlschrank zieht entgegen der Planung Strom von der Hauptbatterie und wenn man mal einen Tag nicht fährt geht gar nix mehr!
Die nächsten zwei Tage bestanden dann aus fahren. Von Hervey Bay bis nach Airlie Beach bei den Whitsunday Islands sind es knapp 1000km. Auf der Fahrt sind wir durch Bundaberg durch – hier wird Australiens bekanntester Rum hergestellt und auch das leckere Ginger Beer. Die Besichtigung der Destilliere war uns mal wieder zu teuer und wir hatten eh nicht so viel Zeit also gab’s im Souvenir-Shop halt nur eine kleine Flasche Rum. Bei der Ginger Beer Brauerei dasselbe, nur haben wir hier 6 verschiedene teils abenteuerlich schmeckende „Erfrischungsgetränke“ gekauft. Die Fahrt ging weiter Richtung 1770 – ja das gibt es. 1770 ist der einzige Ort der Welt dessen Namen aus einer Zahl besteht. Auf der Fahrt dorthin ist uns aber eingefallen, dass wir nur wegen einem blöden Foto von einem Ortsschild dort hinfahren. Sonst gibt’s da nicht viel und wir müssten eh auch wieder ein Stück zurückfahren, also schnell ein Bild von einem Wegweiser gemacht und zurück auf den Bruce-Highway. Kurz nach Rockhampton haben wir dann einen Übernachtungsstopp eingelegt. An dem Truck-Stopp konnten wir auch zum ersten Mal stehende Road-Trains bestaunen. Sonst überholen die riesen Dinger einen immer, denn im Gegensatz zu Deutschland sind LKWs hier die schnellsten auf der Strasse und die Road-Trains können nach Angabe der Verkehrsschilder bis zu 53,5Meter lang sein.
In Airlie Beach haben wir uns mal wieder ein Hostel mit Camping mitten im Ort rausgesucht. Leider hat’s hier mal wieder geregnet und die nächsten Tage war Sturm vorhergesagt. Also eigentlich genau das Richtige für einen Segeltörn 🙂 Am nächsten Tag sind wir morgens gleich ins Reisebüro und haben uns nach einigem abwägen von 8 Angeboten für eines entschieden; 2 Tage – 2 Nächte auf einem kleinen nagelneuen Segelschiff. War zwar nicht billig, aber wenn’s nich rockt iss’es für’n arsch! In dem Hostel haben wir dann auch Svenja & Christopher und zwei Jungs wieder getroffen die wir schon in der Touri-Info in Hervey Bay gesehen haben. Die waren 3 Tage und 2 Nächte mit dem Zelt auf eigene Faust auf Fraser Island, hatten die gleichen Scherereien mit den Betreibern und Dingos haben sie in der Zeit auch nicht gesehen. Unser Segeltörn ging am nächsten Tag nachmittags erst los und so hatten wir noch Zeit die Ceddar Falls anzuschauen und nach Cornway an den Strand zu fahren. Bei den Wasserfällen war mal wieder eher Ebbe (wie vor 6 Jahren) und viel kam da nicht den Felsen runter. In Cornway haben wir zwei Kite-Surfern zugeschaut, und abends dann mit unseren 4 Camping-Nachbarn Svenjas Geburtstag gefeiert.
Am nächsten Nachmittag ging’s dann los, unser Segeltörn um die Whitsunday Islands. Windvorhersage: 35-40 Knoten 🙂 Die ersten Segeleinweisungen: Keine Schuhe an Bord, kurze Hose und keine Jeans – denn es wird nass! … am besten noch eine Regenjacke anziehen. Und so war’s dann auch – als wir um den Pioneer Point rum waren wurden die Segel gehisst. Wir waren 7 Gäste auf dem Schiff (6 Frauen und ich), eine „Reisebegleiterin“ und der Skipper. Nächster Segelhinweis – Sitzposition! Alle auf die rechte Schiffseite gesetzt und dann ging’s ab, mit 10 Knoten durch die Wellen gebrettert. Wir hingen echt so schräg im Wasser was man sonst nur aus dem Fernsehen kennt – bestimmt 45°! Das Wasser peitscht einem ins Gesicht und die Rumpfspitze taucht regelmässig in die Wellen! Der Hammer! Bestimmt jeder auf dem Schiff hat gedacht dass wir jetzt gleich umkippen. Aber ein Blick zum Käptain brachte Beruhigung – wenn der noch lacht dann ist noch alles im grünen Bereich. Triss der Skipper hat mit seinem Bruder zusammen zwei Segelschiffe und ein Katamaran und bieten richtige Segeltörns an – nicht so ein rumgeschipper wie die meisten anderen. Beide segeln seit sie 9 sind und haben schon einige Meisterschaften gewonnen. Also war uns auch schnell klar, dass das Geld gut investiert war. Die Blizzard (unser Schiff) ist ein richtig schickes Boot mit allen Annehmlichkeiten und wir haben auf Grund eines Buchungsfehlers sogar noch ein Upgrade bekommen – eine bessere Kabine mit eigenem Bad. Die anderen Gäste meinten beim an Bord gehen: man ist das klein und eng hier … Wir: man ist das gross hier, man kann sogar stehen und ein eigenes Bad! Naja, wir leben ja auch seit 5 Monaten in einem Auto. Abends dann an einer relativ ruhigen Stelle zwischen zwei Inseln geankert, Abendessen und trotz Wellengang recht gut geschlafen. Am nächsten Tag bei weniger Wind zu einem Schnorchel-Spot gefahren, dann gab’s wieder lecker Essen das von Lauren immer super frisch zubereitet wurde. Nach dem Essen hat unser Skipper dann ein paar Seefahrer-Geschichten zum Besten gegeben – der hätte echt auch ein Comedian werden können. Nachmittags sind wir bei leider recht schlechter Sicht zum Whiteheaven Beach gefahren, dem angeblich schönsten Strand der Welt. Der Sand besteht aus reinstem Silikat und ist schneeweiss. Dann wieder ein Stück Segeln bis zur Butterfly Bay und auf dem Weg noch ein Wal und ein paar Adler gesehen. In der ruhigen Bucht geankert und die Nacht verbracht. Am nächsten Vormittag stand wieder schnorcheln auf dem Programm, danach konnte man sich beim SUPen (Stand-Up-Paddeling) versuchen, und nach dem Mittagessen ging’s dann wieder raus aus der schützenden Inselgruppe aufs offene Meer zurück nach Airlie Beach. Wieder in High-Speed-Segel-Manier! Was für ein Spass! Leider konnten wir während dem Segeln keine Bilder machen, weil das die Kamera nicht überlebt hätte. Für uns bleibt das aber auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis! Zurück im Hafen wollten wir erst gar nicht vom Schiff runter 🙁 und eins war klar – das war nicht unser letztes Segel-Erlebnis!