Red Center
23. Juli 2012In unserer Vorstellung war die Mitte von Australien ziemlich flach, Rot und mittendrin liegt der Uluru. Da hatten wir uns dann wohl etwas getäuscht, denn die MacDonnell Range ist eine 644km lange und bis zu 1524m hohe Gebirgskette, mitten im Northern Territory. An manchen Stellen sind die Berge von tiefen, teilweise nur wenige Meter bereiten Spalten eingeschnitten, die zu den Highlights gehören und besichtigt werden können.
Unser erster Stopp war die Simpsons Gap, 18km nach Alice Springs, eine kleine Schlucht die quer durch die Gebirgskette läuft. Wenn es hier einmal regnet kann sich das Tal in einen reissenden Fluss verwandeln – im Moment war aber nicht mehr viel Wasser in dem Flussbett übrig. Nächster Stopp war die Standley Chasm, eine 9m breite und 80m hohe Spalte in den Bergen, zu der man relativ weit hätte hinlaufen und dafür noch ordentlich Eintrittsgeld bezahlen können. Also lieber gleich weiter zum nächsten, dem Elley Creek Big Hole – ein grosses Wasserloch, in dem man hätte schwimmen können, das aber a….kalt war. Die Serpentine Gorge ist vergleichbar mit der Simpsons Gap, nur das man hier durch das kleine stehende Gewässer skurrile Spiegelungsfotos machen konnte. Danach noch schnell wie die Renn-Hühner zum Lookout hochgejoggt und uns die Serpentinen-Schlucht von oben angeschaut. Und weiter ging’s … nächster Stopp – Ochre Pits. Aus den in unterschiedlichen Gelbtönen verworfenen Gesteinsschichten haben die Aborigines früher ihre Farben für die Felsenmalereien gewonnen. Das nächste Naturspektakel, das wir uns anschauen wollten, war der Kings Canyon. Von Glen Helen aus, hätten wir nun wieder zurück über Alice Springs den kleinen Umweg von 670km zum Watarrka Nationl Park fahren können, oder direkt mitten durchs Aborigine-Gebiet über die 150km lange Mereenie Loop Road, für die man allerdings eine Genehmigung kaufen muss. Bei der letzten Tankmöglichkeit in Glen Helen haben wir noch schnell gefragt ob die Strasse mit unserem Auto gut befahrbar ist? Antwort: Die iss zwar ein bisschen hubbelig aber die da drüben mit dem normalen Auto sind heute von der anderen Seite hier her gefahren. Und wie uns ja auch der Argentinier versichert hat, ist die Erdstrasse mit einem normalen Auto gut befahrbar. Da wir ja eigentlich nun schon eine gewisse Erdstrassenerfahrung haben, mit unserem Mietwagen zwar mal wieder nicht fahren dürften, aber auch keine Lust und die Zeit für den Umweg hatten, war klar, dass wir den direkten Weg nehmen. Schnell noch die Genehmigung in Glen Helen gekauft und los ging’s. ICH GLAUBE NIE WIEDER EINEM ARGENTINIER, WENN ER SAGT, DIE STRASSE IST GUT BEFAHRBAR! Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 20km/h sind wir über die ziemlich heftigen Corrugations, oder auch zu Deutsch Bodenwellen „gehubbelt“! Unser vorgenommenes Fahrziel werden wir dann wohl heute nicht mehr schaffen. Als es schon komplett dunkel war und immer später wurde haben wir nach einem Schlafplatz Ausschau gehalten, obwohl eigentlich in diesem Gebiet campen verboten ist. Doch an der Strasse gab es keinen einzigen Abzweig oder Bucht, wo wir hätten halten können, zumindest nicht mit unserem Auto, dafür hätte es schon einen anständigen Geländewagen benötigt. Zum Glück war die Erdstrasse superbreit, so dass wir uns irgendwann einfach an den Strassenrand gestellt haben und ziemlich erschöpft nur noch ins Bett gefallen sind.
Am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang aufgestanden und weitergehoppelt. Was uns die ziemlich nervenaufreibende Fahrt etwas versüsst hat, waren eine Herde wilder Kamele, ein Dingo, unglaublich bunte leuchtende Papageienschwärme und ein ganzer Baum voll schwarzer Kakadus. Trotzdem war ich froh, als wir endlich am Kings Canyon Resort angekommen sind. Dort kam dann der nächste Schock, als wir an die Tankstelle fuhren. 2,25$ der Liter Benzin. Naja, wir haben wohl keine Wahl. Vollends weiter zum Kings Canyon und da wurden wir für alles belohnt. Der Kings Canyon ist der „kleine Grand Canyon Australiens“ – eine absolut spektakuläre Schlucht, die über 100m tief und 1km lang ist. Das Ganze kann man über einen 6km langen Walk zu Fuss erkunden. Zuerst ging’s die 100m auffi – für das fussfaule Australische Volk wohl eine echte Herausforderung. Oben angekommen hat man einen fantastischen Blick in die Schlucht rein und über die gesamte weite Landschaft. Im hinteren Teil des Canyons versteckt sich der Garden Edens, der zu Recht seinen Namen verdient hat. Durch ein ganzjähriges Wasserloch ist es hier immer feucht und es wachsen Palmen und seltene subtropische Pflanzen, in der sonst eher trockenen und felsigen Landschaft. Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsplatz sind wir am Mt. Conner vorbeigekommen, der wohl am meisten fotografierten Finte, da dieser sehr oft für den Uluru gehalten wird.
Am nächsten Morgen ging`s dann aber zum Richtigen. Ganz nach Deutscher Manier sind wir erst mal zum Sonnenuntergangs-Lookout gefahren, um zu schauen, wo ein gutes Plätzchen ist – Handtuch haben wir aber keins ausgelegt ;-). Nach einem Frühstück im Park ging’s weiter zu den Kata Tjutas, oder auch Olgas genannt. Dies sind 36 aneinandergereihte 550 Mio. Jahre alte Berge, die laut Joga wie Scheisshaufen einer intergalaktischen Hirschkuh aussehen und ich muss sagen – er hat nicht so ganz unrecht mit seiner Aussage. Durch die überdimensionalen Felsbrocken kann man durchlaufen, wobei man sich wie auf einem anderen Planeten vorkommt. Und man frägt sich wie so etwas eigentlich entstehen kann? Wir haben die zwei Walks durch die Olgas dann in knapp 4 Stunden statt in den angegebenen 6-7 Stunden geschafft und sind nachmittags dann zum Sonnenuntergangs-Lookout zum Uluru zurück gefahren und haben auf selbigen gewartet. Der Sonnenuntergang ist wirklich unglaublich beeindruckend und atemberaubend schön. Kurz bevor die Sonne untergeht, wird der gigantische Felsklotz angestrahlt und fängt an rot zu glühen. Sobald sie untergegangen ist sieht er aus wie ein riesiger Schokokeks und der Himmel im Hintergrund färbt sich in den unterschiedlichsten Farben. Ein Naturschauspiel der ganz besonderen Art und absolut Wert, deswegen über 4.000km zu fahren. Nach dem Sonnenuntergang ist die einzige Möglichkeit in der Nähe des Uluru zu übernachten, in einem Resort in Yulara und dafür zahlt man 38$. Da wir noch nicht wieder eine Duschen benötigten, war uns das viel zu teuer, nur um sich irgendwo ein paar Stunden hinzustellen und zu schlafen. Also haben wir uns einen Busch ein paar Kilometer ausserhalb des Nationalparks gesucht, mal wieder im Aborigine Gebiet und direkt neben einem ausgebrannten Auto geschlafen.
Am nächsten Morgen ging’s bei eisiger Kälte und zugefrorenen Scheiben früh los, so dass wir pünktlich zur Öffnung des Parks um 06.30Uhr dort waren um zur Sunrise-Plattform zu fahren. Zum einen war es super kalt und zum anderen ist der Sonnenaufgang, zumindest von dieser Sicht aus nicht ganz so beeindruckend. Zum Frühstücken zum Cultural Center gefahren und uns dort auch erkundigt, ob der Climb auf den Uluru offen ist, da dieser bei bestimmten Wetterbedingungen (zu starker Wind, Regen, zu hohe Temperaturen) gesperrt ist, naja und eigentlich soll man aus Respekt vor der Aborigine Kultur nicht hochklettern, da für die der Uluru heilig ist. Jetzt sind wir aber schon mal da und offen ist er auch und hoch wollen wir eigentlich auch. Uns also an den verdammt steilen Aufstieg gemacht, der definitiv nichts für unsportliche und gesundheitlich angeschlagene Menschen ist, wie überall auf Schildern hingewiesen wird. Immerhin sind schon 35 Menschen dabei umgekommen. Dank unseren guten Trekkingschuhen hatten wir aber den notwendigen Gripp um geschmeidig hochzukommen und uns oben wie auf dem Mond zu fühlen mit einem gigantisch traumhaften 360°Ausblick über das Red Center, der Mittelpunkt Australiens. Der Berg ist ein riesiger Sandsteinklotz mit total glatter Oberfläche wie irgendwelche Terrassenplatten. Whnsinn wie sowas entstehen kann. Nach zig Erinnerungsfotos ging’s an den Abstieg (siehe Video) und weiter auf die Strasse – heute stehen immerhin noch knapp 600km Highway auf dem Programm.
Der Stein hat entschieden – und das war verdammt gut so! Unglaublich schöne Momente und Erlebnisse, die wir nie vergessen werden. Zwar touristisch aber EINMALIG auf der Welt!