Daisy und Joga und die Welt

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Khulna Division

20. Februar 2013

Khulna Divison

Von Indien nach Bangladesh – Mit dem Zug ging es in den nächstgelegensten Grenzort und von dort vollends mit dem TukTuk an die Grenze, die wir dann zu Fuss überqueren mussten. Dabei war der indische Zoll, der wohl chaotischste und planloseste, den wir auf unserer Reise bisher gesehen haben. Schilder gab es an keinem der abbruchreif aussehenden Gebäuden, für die Beamten hat es nicht mal für Uniformen gereicht, das Passlesegerät hat wohl während seiner Amtszeit noch nie einen Pass gelesen und der Gepäckdurchleuchtungs-Apparat war unter einer zentimeterdicken Staubschicht begraben. Wir wollten nur einen Ausreisestempel aus Indien und einen Einreisestempel für Bangladesh, was wir dann letztendlich auch recht problemlos bekamen und sind mit dem Bus gleich weiter bis nach Jessore gefahren.

In Jessore sind wir abends auf der Strasse einem französischen Pärchen begegnet. Da es hier nicht gerade an Touristen und Weissen wimmelt, sind wir schnell ins Gespräch gekommen. Die beiden wollten eigentlich nur von Frankreich aus mit dem Fahrrad nach Istanbul fahren – was sie auch gemacht haben, sind dann aber anschliessend noch weiter durch den Iran, Dubai und von Indien nach Bangladesh geradelt. Dies sollte nicht der letzte Abend gewesen sein, an dem wir Marie und Pierre begegnen. http://paristanbul2012.blogspot.com
Im Hotel uns gerade schlafbereit ins Bett gelegt, als das grosse Krabbeln anfing. BEDBUGS – again! Nach vier Zimmerwechsel schien es, als hätten wir endlich ein Wanzenfreies Bett gefunden, doch im Hinterkopf, dass das halbe Hotel verseucht ist, liess uns dann doch nicht ganz so entspannt schlafen.

Am nächsten Morgen wollten wir gleich weiter mit dem Bus nach Khulna. Am Busbahnhof angekommen, wurde uns mit Händen und Füssen verständlich gemacht, dass heute keine Busse fahren (Generalstreik), aber wohl ein Zug. Also hat uns unser TukTuk-Fahrer zum Bahnhof gefahren und wir haben uns dort ein Zugticket gekauft. Während wir auf den sich verspätenden Zug gewartet haben, waren wir die Sensation des Bahnsteigs. Von Indien eigentlich schon gewohnt angestarrt zu werden, war dies nochmals eine andere Liga und übertraf alles Bisherige. Umringt von ca. 40 Menschen, die uns mit offenen Mündern voll Faszination anstarrten, da wir für viele die ersten Weissen waren, die sie in ihrem Leben sahen. Irgendwann wurden wir von einem jungen Bengalen auf gutem Englisch angesprochen, ob er uns helfen kann und wenn wir irgendwelche Probleme haben, sollen wir uns einfach an ihn wenden. Uns anzusprechen muss ihn wohl unglaublichen Mut gekostet haben und die paar Minuten während des Gesprächs floss ihm der Schweiss in Strömen übers Gesicht und seine Hände zitterten vor lauter Aufregung. Nachdem er sich unser Ticket, das für uns nur aus unleserlichen Schriftzeichen bestand, angeschaut und festgestellt hatte, dass wir ja gar keine Sitzplätze haben, meinte er, wir sollen, sobald der Zug kommt, einfach mit ihm mitkommen. So bestand er letztendlich darauf, dass wir uns auf seinen Sitzplatz setzen und er hat sich zu irgendjemand dazu gequetscht – Widerrede unsererseits aussichtslos. Doch alleine beim Sitzplatzorganisieren sollte es nicht bleiben. Da es für Ausländer etwas umständlich ist, eine bangladeschische SIM-Karte fürs Handy zu bekommen, hat er uns diese auch noch gleich auf seinen Namen für den nächsten Tag organisiert, wobei wir echt darauf bestehen mussten, dass er das für uns ausgelegte Geld annimmt. Abends sind wir zusammen mit George, so heisst unser bengalischer Freund zum „Highlight von Khulna“ gefahren. Das Highlight entpuppte sich als Betonbrücke mit Strassenbeleuchtung, was hier in Bangladesh eine absolute Besonderheit ist, vor allem die Beleuchtung. So treffen sich hier abends Pärchen, oder die Bevölkerung aus umliegenden Dörfern und kommen hier her um sich die Luft auf der Brücke um die Nase wehen zu lassen, weswegen sie auch Breeze genannt wird. Für uns Selbstverständlichkeiten sind in diesem armen Land noch absolute Ausnahmen, wie eben eine ganz normale Brückenbeleuchtung. Naja, der Fluss, der unten durchfloss war schon gigantisch – dachten wir! Er war auf jeden Fall breiter wie der Rhein in Deutschland an seiner breitesten Stelle, doch mussten wir erfahren, dass dieser Fluss ein kleiner sei und noch nicht einmal zu den fünf grössten von Bangladesh zählt.

Am nächsten Morgen haben wir eine 3-tages Tour durch die Sunderbans (der weltweit grösste Mangroven-Wald im Flussdelta von Ganges und Brahmaputra) gebucht und sind den Rest des Tages durch Khulna geschlendert bis es abends auf’s Schiff ging. Am Ufer haben wir ein paar Männer beim Abladen eines Schiffs beobachtet. Die Männer haben sich bis zu 16 Ziegelsteine auf den Kopf gelegt bzw. geworfen und haben diese über ein schmales Brett ans Ufer balanciert um sie dort auf einen Haufen zu werfen > Wahnsinn! Beim weiteren Laufen durch die Gassen sind wir mehrmals zu einem Tee eingeladen worden oder wurden aus irgendeinem Vorwand von uniformierten Menschen in ihr “Büro“ gerufen nur um in ein Gespräch verwickelt zu werden. Nachmittags haben wir uns nochmal mit George getroffen und er hat uns das christliche Kranken- und Waisenhaus gezeigt. Die hauptsächlich von Spenden finanzierte Anlage versucht so autark wie möglich zu leben; so haben sie in ihrem Innenhof einen grossen Gemüsegarten und die eigene Kuh produziert Milch und Brennmaterial (wie auch in Indien wird die Kuhscheisse getrocknet und vergleichbar mit Kohle als Brennzusatz verwendet). Im zwei Monats Rhythmus kommen Ärzte aus Europa, die für diese Zeit einen freiwilligen Dienst leisten und die Menschen behandeln. Sehr zu Herzen ging uns auch der Besuch des Waisenhauses, wenn man die einzelnen Schicksale der noch ganz jungen Erdenbürger erfährt.

Mit den ganzen Eindrücken des Tages, ging es abends für die Nacht aufs Schiff, wo wir Marie & Pierre wiedergetroffen haben, die dieselbe Tour gebucht hatten. Nach einer durchwachsenen Nacht an Bord (der Schiffsmotor wurde wohl die ganze Nacht repariert) sind wir morgens um 6:00Uhr in das weltweit grösste Flussdelta losgeschippert. Bei der Einführungsrunde im Aufenthaltsraum bei der sich jeder Vorstellen durfte, haben wir sofort ein Phänomen festgestellt, dass uns den restlichen Bangladesh-Aufenthalt noch weiter verfolgen sollte. Von den ca. 30 Mitreisenden waren gerade mal 7 Touristen, die Restlichen arbeiteten auf irgendeine Weise in Bangladesh – bei Hilfsorganisationen oder Internationalen Firmen. So wurden wir auch ständig gefragt wo wir den Arbeiten, und die Aussage dass wir Touristen sind, stiess bei vielen Menschen auf Unglauben. Die allgemeine Meinung von Bangladeshis ist, dass Weisse zum Arbeiten in ihr Land kommen – nicht als Tourist. Grosse erfreute Augen sieht man wenn man mit Nachdruck bestätigt, dass man tatsächlich “nur“ als Tourist in ihrem Land ist, um sich dieses freiwillig anzuschauen.

Die drei Tage waren wunderschön und unglaublich entspannend. Zwischen faszinierenden Gesprächen und Diskussionen sind wir immer wieder an Land auf der Suche nach dem bengalischen Tiger, auch „the man-eating Tiger“ genannt, da er wohl jährlich ca. 120 Menschen verspeist. Bis auf einen Tatzen Abdruck im Schlamm haben wir leider nichts von ihm gesehen. Dafür hatten wir eine Begegnung mit einem riesigen Krokodil, Delfinen, Kingfishern und vielen Rehen und Wildschweinen. Besonders viel Spass hatten wir bei einem der Landgänge, als es hiess, es wird ein bisschen „muddy“. Naja, ein bisschen war ein bisschen untertrieben, den wir standen bis zu den Knien im Matsch und da Schlamm ja bekanntlich gut sein soll für die Haupt, haben wir uns das Zeug auch noch gleich ins Gesicht geschmiert. Auf dem Rückweg nach Khulna haben wir noch bei einem Fischerdorf angelegt, was uns einen unglaublich beeindruckenden Einblick in das Dorfleben gab. Es war erst das zweite Mal das die Bootstour hier stopp macht und entsprechend waren die Reaktionen der Bewohner. Neugierig, skeptisch, ängstlich – manche wollten nicht, aber manche wollten ausdrücklich fotografiert werden. Wir haben schnell bemerkt, dass in Bangladesh die Highlights nicht von Menschenhand gebaute Monumente sind, sondern die Natur und vor allem die Menschen an sich!

Mit Matt einem Amerikaner den wir auf der Tour kennengelernt haben (und mit seiner 10.000USD +PLUS Fotoausrüstung) sind wir die nächsten paar Tage weitergereist. Von Khulna aus haben wir zunächst noch einen Tagesausflug nach Bagerhat gemacht. Mit dem Bus sind wir 3 Stunden zu der fast 600 Jahre alten “60 Domes“ Moscheen gefahren (wie in Indien gab’s hier natürlich auch wieder das ein oder andere Gruppenfoto), und dann zu Fuss weiter zu einem der eher skurrilen Highlights von Bagarhat – dem angeblich über 100 Jahre alten Krokodil. Das träge und wohl-gefütterte Reptil ist zu einer wahren Attraktion geworden, soll es doch Glück bringen das Krokodil zu streicheln (OK – man könnte auch sagen, wer das Krokodil gestreichelt hat und noch am Leben ist hatte wirklich Glück). Um zu testen wie hungrig das Tier ist bekommt es zuerst was zu fressen vorgeworfen – in unserem Fall ein lebendiges Huhn. Wenn sich das Krokodil nicht bewegt können die Freiwilligen sich von hinten nähern und ihr Glück herausfordern. Uns war das etwas zu suspekt und zudem war unser amerikanischer Freund eher der “Hurry“ Typ – sprich knips knips Bilder machen und zum nächsten Spot hetzen. Dieser war dann einer der wenigen Hindu-Tempel des Landes. Aber mal wieder war nicht das Bauwerk das Besondere, sondern unser unverhoffter Besuch in einer Schule. Zufällig und von den Kindern entdeckt und umringt sind wir auf die Spielwiese der Schule gestolpert und fanden uns umgehend im Lehrerzimmer wieder. Matt hatte es leider wieder eilig und so konnten wir die Einladung zum Tee nicht annehmen. Mit ein paar geschenkten Früchte und eine Kinder-Eskorte zurück zu unserem TukTuk und später mit dem Bus zurück nach Khulna. Die nächsten zwei Tage sind wir dann mit Matt bis nach Chittagong gefahren und bei unserem Zwischenstopp in Barisal haben wir auch Marie & Pierre, unsere Fahrrad-Franzosen wieder getroffen.

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Kalkutta

12. Februar 2013

Kalkutta

Neben der Hauptstadt Delhi und Mumbai ist Kalkutta (die dritt grösste Stadt Indiens), das seit 2001 offiziell eigentlich Kolkata heißt, mit rund 15 Millionen Menschen eine der bevölkerungsreichsten Metropolen der Welt. Am Bahnhof angekommen, war dies auch sofort zu spüren. Überall um einen herum war ein geschäftiges Treiben und es wuselte wie in einem Ameisenhaufen. Gigantische Ladungen wurden auf den Köpfen der Kullis durch die Gegend getragen, die Menschenschlange für ein Taxi war unglaublich lang, doch die Schlange der bereits wartenden Taxen war noch viel länger. Kaum sassen wir endlich in einer der gelben Rostbeulen, ging unsere Fahrt über Kalkuttas berühmtestes Wahrzeichen, die 97m lange und 705m hohe Howrah-Bridge. In den 80er Jahren muss die Brücke in einem so erbärmlichen Zustand gewesen sein, dass angeblich ein Mann, der sein liegen gebliebenes Fahrzeug schob, durch ein Loch gefallen und auf ewig verschwunden sein soll. Über die Brücke kamen wir zum Glück unbeschadet, doch hatte unser Taxifahrer so seine Schwierigkeiten unsere, ihm genannte Adresse zu finden und wollte uns mitten in Kalkutta rausschmeissen. Die Androhung ihm den Zahlschein des Prepaid-Taxis (kein Zahlschein, kein Geld für den Fahrer) nicht zu geben, hat ihn letztendlich doch dazu veranlasst sich etwas Mühe zu geben und sich nach der Adresse durchzufragen.

Das Guesthouse schien auf den ersten Blick auch recht sauber und in Ordnung, ausserdem war der Besitzer sehr freundlich und hilfsbereit und hielt ein paar gute Restaurant-Tips für uns bereit. Nach der ersten Nacht hatte ich mal wieder einige Stiche am Bein, wobei ich mir noch nicht viel dabei gedacht hatte und nervige Moskitos vermutete. Nach einer Stadttour, hab ich mich zu einem Mittagschläfchen hingelegt, während Joga nochmal los ist, ein paar Dinge zu erledigen. Als er freudig zurückkam und mich mit einem Schokoriegel überraschen wollte, hat er lediglich ein Häufchen Elend vorgefunden. Die Moskitos waren keine Moskitos, sondern Bed-Bugs (Bettwanzen), die sich während meines Schläfchens genüsslich an mir vollgesaugt und ich sie auf frischer Tat randvoll mit meinem Blut erwischt hatte. Der Besitzer des Guesthouses war leider nicht erreichbar, nur sein unfähiger Mitarbeiter, den das Ganze ziemlich kalt lies. Da alle Zimmer ausgebucht und wir für die kommende Nacht bereits bezahlt hatten, blieb uns nicht viel übrig, als zu bleiben. Das Zimmer wurde zwar mit einer nach Kerosin stinkenden Lösung “desinfiziert“, doch das hat den Viechern nicht viel ausgemacht und um 2.30Uhr nachts ging das grosse Krabbeln los. Da ich allergisch auf die Bisse reagiere und danach immer aussehe wie ein Pustel Monster, ging Joga los, uns ein anderes Hotel zu organisieren. Da wir uns abends bereits nach einer Alternative für die nächsten Tage umgeschaut hatten und eines davon auch einen 24Stunden-Check-In hatte. Leider ist diese Aktion an den Security-Jogis gescheitert, die sich vehement dagegen gewehrt haben, nachts die Tore zu öffnen um uns aus dem Haus zu lassen. Somit haben wir die restliche Nacht im Bett sitzend verbracht und waren um 6.00Uhr morgens weg. Als wäre dies nicht genug, hatten sich ein paar dieser Ungeziefer in unserem Rucksack eingenistet, und eines hatte ich in der Hose, das sich im Laufe des Tages in einem Cafe sitzend bemerkbar gemacht hat. Ich habe mittlerweile eine „Schwarze-Punkte-auf Leintuch- und Wände-Phobie“ entwickelt!!!

Kalkutta gilt als Armenhaus Indiens, keine Frage, es gibt hier, wie in vielen Teilen des Landes unglaublich viele arme Menschen. Doch das Bild, das wir von Kalkutta im Kopf hatten, war ein komplett anderes. Kalkutta ist kein dreckiger, stinkender Moloch, mit Heerscharen voll bettelnder Kinder, sondern strahlt wie viele andere indische Städte eine gewisse Faszination aus. Ausserdem gilt sie als kulturelle Hochburg Indiens. So befindet sich hier mit rund neun Millionen Bänden die grösste Bibliothek des Landes, auf 29 Bühnen wird Theater gespielt und es gibt 33 Museen in Kalkutta zu besichtigen. Auch versprühen die Kolonialen Gebäude, wie das Writer`s Building, oder das Victoria Memorial einen bestimmten Scharm. Schwerfällig rumpelt die 1873 in Betrieb genommene und dementsprechend altersschwach aussehende Strassenbahn durch die Stadt und über eine der Hauptstrassenkreuzungen führt ein junger Hirte seine Ziegenherde.

Kalkutta ist ebenfalls bekannt für seine süssen Köstlichkeiten. Es gibt hier sehr viele kleine Kaffees, in denen leckere Törtchen verkauft werden. Das legendärste ist das Flurys, eine Schweizer Teestube in der es unglaublich leckere Rumkugeln zu kaufen gibt. Auch findet man ansonsten alles in der Park Street. So gibt es im Buchladen ganz offiziell und in mehrere Versionen „Hitler – Mein Kampf“ zu kaufen. Hitler und Indien ist auch so eine Geschichte für sich. Das einzige was viele Inder wohl über Deutschland wissen, ist Hitler, so fällt dieser Name oft, wenn man sagt, aus welchem Land man stammt. Ganz speziell war es dann für uns, als wir ein paar Tage mit einem Israeli gereist sind, aber Gil hat das Ganze zum Glück recht locker gesehen.

Kalkuttas berühmteste Bürgerin, ist die von Papst Johannes Paul II selig gesprochene, Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa. Diese setzte sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1997 vorbehaltslos für die Armen, Kranken, Sterbenden und Waisen der Stadt ein und gründete mehrere Heime, Hospize und Kliniken. Um ihre Werke zu besichtigen, ließen wir uns zum “Mother House“ fahren, leider war dies weniger ergiebig als erhofft. Dafür war die Fahrt an sich eine Erfahrung. In ganz Indien gibt es Fahrrad-Rikschas, mit Ausnahme von Kalkutta, hier gibt es keine Fahrrad-Rikschas, sondern Lauf-Rikschas, d.h. ein Mensch zieht einen, wie eine Art Esel durch die Stadt und dies meist sogar mit bloßen Füssen, da sie sich oftmals keine Schuhe leisten können. Mit sehr gemischten Gefühlen sitzt man hoch oben, zu zweit, manchmal auch mehr Personen, während ein kleiner, dünner, ausgemergelter Inder einen durch den dichten Strassenverkehr Kalkuttas zieht und dies teilweise im Lauftempo. Obwohl wir uns schlecht dabei fühlen, einen anderen Menschen so hart für uns arbeiten zu lassen, verschlimmern wir ihr Elend, wenn wir anstatt einer Laufrikscha ein Taxi nehmen, da sie somit wenigstens ein paar Rupien am Tag verdienen und sich etwas zu essen kaufen können.

Leider hatten wir magentechnisch wieder einen Rückschlag und das in Varanasi verabreichte Antibiotikum schien nicht alles in uns abgetötet zu haben. So haben wir abwechselnd eine Art Spuck-Durchfall-Wettbewerb durchgeführt, der unseren Aufenthalt in Kalkutta verlängert hat. In unserem Reiseführer gibt es ein Kapitel über Krankheiten, wo die häufigsten Magenerkrankungen aufgeführt werden. So klang unser Krankheitsverlauf stark nach Giardiasis, wogegen kein Antibiotikum hilft, sondern ein spezielles Amöben abtötendes Medikament notwendig ist. Da wir keine Lust hatten, deswegen noch einmal einen Arzt aufzusuchen, dachten wir, wir fragen einfach mal in der Apotheke nach Flagyl. Der Apotheker wusste sofort was wir wollen und hat eine riesen Box aus der vorderen Ladentheke gezogen – wird hier wohl öfter verkauft – und eine Packung hat gerade mal 10Rs (0,14€) gekostet.

Im östlichsten Teil Indiens befindet sich der Kaziranga-Nationalpark, ein Naturschutzgebiet, mit einer der höchsten Nashornpopulationen der Welt. Dies sollte eines unserer nächsten Reiseziele sein, doch um dorthin zu kommen, wollten wir noch kurz durch Bangladesch reisen, da dies genau dazwischen liegt. Ausserdem hatten wir vor 5 Monaten in unserem Hostel in Bangkok Imdy, einen total netten Bangladeschi kennengelernt, der uns damals in sein Land eingeladen hatte. Mit unserem Double-Entry-Visum für Indien würde dies auch alles wunderbar passen. Jetzt brauchten wir nur noch ein Visum für Bangladesch. Zur Botschaft von Bangladesch, dort unser Formular ausgefüllt und unsere Pässe abgegeben und die nächsten 3 Stunden mit Kaffeetrinken überbrückt, da wir mittags persönlich zu einem Interview erscheinen und die recht hohe Visagebühr von umgerechnet 50€ pro Person bezahlen mussten. Der Beamte war dann allerdings recht lustig und freundlich und hat uns gleich mit Reisetipps und typischen bengalischen Früchten versorgt. Bereits einen Tag später konnten wir unsere Pässe mit Visum abholen. Allerdings war es heute extrem schwierig einen Taxifahrer zu finden, der wusste, wo wir hinwollten. Letztendlich hat uns ein Passant geholfen und einem Taxifahrer auf Hindi erklärt, dass wir ihm den Weg zeigen werden – jaja, so zeigen wir schon, kaum einen Woche in Kalkutta, den Taxifahrern wo`s lang geht 😉

Am nächsten Morgen haben wir einen letzten Chai bei unserem Tee-Verkäufer getrunken und ihm unseren Heizlüfter geschenkt, den wir nun wohl hoffentlich nicht mehr brauchen. Schade eigentlich, diese Stadt zu verlassen, da nach 10 Tagen Aufenthalt eine Art Heimatgefühl entstanden ist. Wenn wir durch unsere Strasse gelaufen sind, haben uns die Menschen zugewunken und uns freundlich begrüsst, selbst unser Zeitungsverkäufer gab Joga gerne mal einen Klapp mit der Zeitung auf den Hintern, wenn wir ihm während des Tages über den Weg gelaufen sind. Letztendlich sind wir zum Bahnhof und mit dem Zug Richtung Bangladesch – ohne grosse Erwartungen.

Nach nun 4 Monaten in Indien, verlassen wir eines der faszinierendsten Länder dieser Welt. In keinem anderen Land findet man so unglaubliche Schönheit, dass einem teilweise einfach nur die Worte fehlen. Den Dreck und Müll, die heruntergekommenen Gebäude, der Lärm und Gestank von Abgasen nimmt man meistens gar nicht wahr, durch die Schönheit der Menschen, ihr wunderbares Lachen, die farbenprächtigen und edel anmutenden Kleider, die faszinierenden Tempel und imposanten Gebäuden – “Increadible India“ eben.

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Bodhgaya

1. Februar 2013

Bodhgaya

Unser nächstes Reiseziel war Bodhgaya, einer der vier heiligen Plätze, die mit dem Leben Buddhas in Verbindung stehen und davon die bedeutendste buddhistische Pilgerstätte weltweit. Den Mittelpunkt des kleinen und recht überschaubaren Städtchens bildet der Mahabodhi-Tempel mit seinem 50m hohen pyramidischen Aufbau, an dessen Westseite sich der berühmte Bodhi-Baum befindet. Unter diesem Baum sitzend und meditierend fand Buddha im Jahr 534 v. Chr. einst seine Erleuchtung. Aus diesem Grund pilgern Buddhisten aus aller Welt nach Bodhgaya, um hier zu beten, meditieren und Buddhas Lehren zu studieren.

Seit den 50er Jahren wurden 45 weiter Klöster und Tempel von Buddhisten aus Sri Lanka, Bangladesch, Thailand, Burma, Tibet, Bhutan, Vietnam, Taiwan, Korea und Japan errichtet, sowie eine riesige Buddha Statue in Meditationshaltung, welche vom Dalai Lama enthüllt wurde.

Als wir das erste Mal den Mahabodhi-Tempel besuchten, kamen uns Massen von Mönche entgegen, die gerade ihre Mediation beendet hatten. Doch auch auf dem Gelände rund um den Tempel war immer noch unglaublich viel los, weniger Mönchen, dafür viele gläubige Buddhisten. Ein Kamerateam war dabei sich einen guten Platz zu suchen und auch sonst, schien irgendwas demnächst zu passieren. Also dachten wir uns, wir warten einfach mal ab. Irgendwann fingen die Menschen an, sich in Reihen unter den Bodhi-Baum zu setzen, und wir einfach mal mit dazu. Ein altes tibetisches Mütterchen hat Joga noch darauf hingewiesen, dass es Sitzkissen gibt, was das im Schneidersitz-auf-dem-Boden-sitzen etwas angenehmer gemacht hat. Der Nepalese neben uns hat uns schliesslich aufgeklärt, was wir hier gerade machen. Heute findet die Einweihung einer neuen Stupa auf dem Tempelgelände statt und das wir nun gerade „Schlangesitzen“, da an jeden eine kleine goldene Ministupa verteilt wird und wir mal wieder „very lucky people“ sind, dies miterleben zu dürfen. So sind wir mittlerweile stolze Besitzer einer kleinen Ministupa, die im Haus an einem besonderen Platz aufgestellt werden muss, mittlerweile in Deutschland zur Zwischenmiete bei meinen Eltern.

So fanden wir auch heraus, warum sich gerade so viele Mönche in Bodhgaya aufhalten. Momentan ist Zeit das jährlich stattfindenden 10tägigen Pilgerfest Kalachakra Puja, dessen vorletzter Tag heute ist.

Während der Pilgermonate eröffnen in der ganzen Stadt Zeltrestaurants und Verkaufsstände tibetischer Flüchtlinge. Für unsere immer noch geschundenen Mägen war dies eine willkommene Abwechslung, denn die tibetische Küche unterscheidet sich komplett zur Indischen mit ihren schweren cremigen Sossen und durchgekochtem Gemüse. Tibetisches Essen ist viel leichter, mit knackigem Gemüse, Rindfleisch, dampfenden Suppen und Momos, Momos, Momos… . Momos sind sehr leckere tibetische Maultaschen mit unterschiedlichsten Füllungen wie Frischkäse, Gemüse, Spinat oder Fleisch.

Den Magen voll Momos, ging es mit dem Nachtzug weiter zu unserem letzten Stop in Indien – nach Kalkutta bzw. mittlerweile in Kolkata umbenannt.

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