Daisy und Joga und die Welt

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Mati

20. März 2013

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Liebe Freunde, Liebe Bekannte!

Heute möchten wir euch von Mati erzählen. Bangladesch ist eines der ärmsten Länder dieser Welt und somit auf Hilfe von reicheren Nationen angewiesen. Mit 161 Mio. ist es der weltweit bevölkerungsreichst Flächenstaat, und obwohl ca. 1000 Flüsse durch Bangladesh fliessen haben über 25% der Einwohner keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser.

Doch was bedeutet Armut überhaupt?

Von der Weltbank wurde festgelegt, was es heisst, arm zu sein. So gilt ein Mensch als extrem arm, wenn er weniger als 1,25 US-Dollar (0,95€) pro Tag zum Leben zur Verfügung hat und dies trifft in Bangladesch auf ca. 41%, sprich 66 Mio. Menschen zu. Bangladesch bekommt auf Grund dessen internationale finanzielle Unterstützung. Es fliessen pro Jahr 1 Milliarde US-Dollar in dieses Land, 90% davon kommen von ausländischer staatlicher Hilfe wie GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) oder CIDA von Kanada. Doch ein Grossteil dieser Gelder kommt leider nicht dort an, wo es sehr dringend benötigt wird, sondern verschwindet in irgendwelchen dunklen Kanälen. So gibt es neben internationaler staatlicher Unterstützung noch sogenannte NGOs (Nichtregierungs-Organisationen). Diese finanzieren sich hauptsächlich aus privaten Spenden. Neben den 250 grossen und bekannten NGOs wie UNICEF, WorldVision oder das rote Kreuz, gibt es noch eine grosse Anzahl kleinerer, lokaler Organisationen, zu denen auch Mati gehört.
Erfahren von Mati haben wir durch Anna, eine Freiburgerin, die wir bei unserer Schiffstour durch die Sunderbans kennengelernt haben. Sie arbeitet im Rahmen ihres Studiums für drei Monate bei Mati. Was sie uns von dieser Hilfsorganisation erzählt hat, klang sehr interessant und wir wollten uns selbst ein Bild davon machen. Also sind wir nach Mymensingh gefahren und wurden dort sehr herzlich empfangen und haben sechs sehr bewegende Tage dort verbracht.

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Gegründet wurde Mati von Lenen Rahaman. Nach Beendigung eines Bachelor Studiums in Politikwissenschaft kam er nach Deutschland, um Bauingenieurswesen zu studieren. In Bangladesch aufgewachsen, war er sich nicht bewusst und konnte sich nicht vorstellen, in welchem Reichtum Menschen auf dieser Welt leben können. Während seines Studiums hat er in einer Gross-Bäckerei gearbeitet, wobei eine seiner Aufgaben darin bestand schubkarrenweise Torten, die nicht ganz perfekt waren in den Müll-Container zu kippen, was ihn sehr zum Nachdenken gebracht hatte, da in seinem Heimatland tausende von Menschen an Hunger sterben. Somit war er sich nach Abschluss des Studiums nicht mehr sicher, ob er ein Leben in Deutschland im Wohlstand leben möchte oder seinem Land helfen soll.

Lenens deutsche Frau Andrea ist vor Jahren um die Welt gereiste, und hatte hier bereits einige Volontier Erfahrung gesammelt. Nach Bangladesch kam sie, um ein paar Wochen bei Mati zu arbeiten. Mittlerweile sind Andrea und Lenen verheiratet, haben zwei Kinder und unterstützen mit ihrer Organisation über 6000 Menschen, wobei sie sich hauptsächlich auf Frauen Empowerment spezialisiert haben.

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So ist beispielsweise ein grosses Problem in Bangladesh die Kinderhochzeit. Um möglichst schnell einen Esser weniger in der Familie zu haben, werden viele Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 verheiratet. Somit gehen sie nicht mehr weiter zur Schule, werden sehr früh schwanger und müssen schwere körperliche Arbeit auf den Feldern leisten. Oft sind sie in den Schwiegerfamilien körperlicher Gewalt ausgesetzt. Mit einer abgeschlossenen Schulausbildung haben sie wesentlich bessere Chancen in ihrem späteren Leben. Mati unterstützt die Familien, indem sie die Schulkosten für die Mädchen bezahlen, mit der Bedingung, dass diese nicht vor 18 oder dem 10. Klasse Schulabschluss verheiratet werden.

Ein weiteres Projekt zusammen mit der Stiftung Brücke ist das Millenniumvillage in Harguzirpar. In dem Dorf leben 300 Familien, davon 70% unter der Armutsgrenze.
2001 wurden von der UN die “Millennium-Entwicklungsziele“ festgelegt die bis 2015 umgesetzt sein sollen. Folgende 8 Ziele sollen dazu beitragen, dass sich die Weltarmut bis dorthin halbiert.
1. Halbierung der extremen Armut und des Hungers
2. Primarschulbildung für alle
3. Gleichstellung der Geschlechter/ Stärkung der Rolle der Frau
4. Senkung der Kindersterblichkeit
5. Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
7. ökologische Nachhaltigkeit
8. Aufbau der globalen Partnerschaft für Entwicklung

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Im Millenniumvillage wird exemplarisch gezeigt, wie man mit geringen Geldmitteln aber unter direkter, unmittelbarer Beteiligung der Bevölkerung einigen dieser Ziele (1,2,3,4,5) näher kommen kann. Mittlerweile gibt es mehrere Dorfbrunnen, Gemeinschaftstoiletten, ein Community-Center mit Nähausbildung und eine Vorschule wurden errichtet.

Auch bekommen die Menschen zinslose Darlehen von Mati (ab 5€), wenn sie eine Geschäftsidee haben, für die sie Geld benötigen. Beispielsweise hat sich eine Frau aus dem Millenniumdorf, eine Kuh mit Hilfe eines solchen Darlehens gekauft, um wiederum die Milch auf dem Markt zu verkaufen und die Kuh in ein bis zwei Jahren kurz vor einem der zwei grossen muslimischen Feste, wenn die Fleischpreise steigen wieder zu verkaufen. Im Gegensatz zur Grameen Bank sind die Darlehen bei Mati zinslos. Muhammad Yunus hat 2006 für seine geniale Idee der Microkredite den Friedensnobelpreis bekommen, doch leider verdient er mittlerweile Millionen mit den Ärmsten der Armen, da für die Tilgung der Kreditsumme ein Zinssatz zwischen 15 und 40% verlangt wird.

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Zur Ermittlung der Armut der einzelnen Familien führen die Mitarbeiter von Mati Interviews durch, wo beispielsweise die Anzahl der Familienmitglieder erfragt wird, von wie viel Geld die Familie pro Monat lebt, was die Miete der Hütte kostet, (selbst für einfachste Slumhütten muss zum Teil Miete gezahlt werden) ob alle Kinder zur Schule gehen, wie viel Mahlzeiten sie pro Tag zu sich nehmen, und wie oft pro Monat Ei oder Fleisch gegessen wird.

Neben der direkten Unterstützung hat Mati gerade eine kleine neue Gesundheitsstation eroeffnet, wo die Menschen kostengünstige medizinische Unterstützung oder Beratung bekommen. Ziel ist neben akuten Behandlungen auch die Hilfe zur Selbsthilfe so dass verlorengegangenes medizinisches Knowhow zum Beispiel zum Behandeln einer Schürfverletzung in die Dorfgemeinschaften transferiert wird. Auch gibt es einmal pro Woche, jeden Donnerstag, im Hof ein kostenloses Mittagessen, wo jeder der Slumbewohner vorbeikommen kann und sich sattessen darf.

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Liebe Freunde, liebe Bekannte, wir hatten bisher immer unsere Zweifel was Hilfsorganisationen betrifft, vor allem bei den Grossen, da man leider nie weiss, wofür die Spenden verwendet werden und wie viel der Gelder vom Verwaltungsapparat verschlungen werden. Mati durften wir uns anschauen und auch ganz viele Fragen stellen und sind nun 100% davon überzeugt, hier kommt die Hilfe an, wo sie benötigt wird und dies mit grossem Arbeitseinsatz, Geduld und viel Herz und Einfühlvermögen – schliesslich sind wir alle Erdenbürger dieser wundervollen Welt.

Wir haben Andrea und Lenen versprochen, Werbung für Mati zu machen. Wenn auch ihr ein Mädchen vor der Kinderheirat bewahren, ein besseres Leben durch Bildung, ein gesünderes Leben durch sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen ermöglichen wollt, so würden wir uns sehr freuen, wenn ihr Mati mit einer kleinen Spende unterstützt.

Spendenkonto (mit Spendenberscheinigung, bitte Adresse nicht vergessen):

Mati e.V.
Wiesbadener Volksbank, BLZ: 510 900 00,
Kto: 100 152 00
IBAN: DE36510900000010015200
BIC: WIBADE5W

Um noch mehr über Mati und ihre verschiedenen Projekte zu erfahren, könnt ihr auch gerne auf ihrer Homepage nachschauen. http://www.matibangladesh.org/

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Dhaka Division

12. März 2013

Dhaka

Anna die wir auf der Sundarban-Tour kennengelernt haben, arbeitet im Zuge ihres Studiums für 3 Monate bei Mati, einer Hilfsorganisation in Mymensingh ca. 120 km nördlich von der Hauptstadt Dhaka. Sie hat uns die 3 Tage auf dem Schiff viel von der Organisation erzählt, und für uns organisiert dass wie sie dort besuchen können. Also haben wir uns ein Zugticket nach Dhaka gekauft, da in solchen Ländern Zugfahren immer noch die sicherste und angenehmste Reise Art ist. Freie Plätze für die nächsten Tage gab es nur noch in der „1. Klasse“ – immer noch spotbillig. Während der Fahrt wurden wir mit Tee, Wasser und Burger versorgt. Da unser Hunger nicht so gross war, blieb davon ziemlich viel übrig. In Dhaka angekommen, auf der Suche nach einem Bus nach Mymensingh, wurden wir von einem kleinen Jungen angebettelt. Dem haben wir kurzerhand unsere Essenstüte inkl. Tageszeitung in die Hand gedrückt. Nach einem Blick ins Innere haben seine Augen anfangen mit Leuchten und er hat uns angeschaut, als wären wir der Weihnachtsmann – sollte es diesen doch in Bangladesh geben! In der Angst wir könnten es uns anders überlegen ist er mit seiner Beute dann ab wie der Blitz.

Die erste Nacht haben wir in einem Hotel in Mymensingh übernachtet, bevor wir am nächsten Tag zu Mati umgezogen sind. Unser Hotelzimmer lag direkt neben einer Moschee, wo ein Muezzin bis Mitternacht Hetzparolen geschrien hat. Bereits mittags bei unserer Durchfahrt durch Dhaka standen wir ziemlich lange im Stau, da die Strassen mit Streikenden blockiert waren. Auch abends auf der Suche nach was zum Essen, kamen wir an einer Demonstration vorbei und neben uns schlug ein Stein auf ein Metalltor, der nach uns geworfen wurde.

Hintergrund für die Demonstrationen waren die im Moment laufenden Gerichtsverhandlungen des Kriegsverbrechertribunals. Angeklagt waren 6 immer noch aktive Politiker die in Bangladesh‘s Unabhängigkeitskrieg 1971 verantwortlich für die Vergewaltigung, Misshandlung und den Tod von zehntausenden Menschen gewesen sind. Über die Schuldfrage war sich die Bevölkerung einig, Streitpunkt zwischen den zwei grossen Parteien war, ob die Verbrecher lebenslang ins Gefängnis kommen oder ob sie gehängt werden sollen. Da in Bangladesh bereits für geringere Straftaten, wie beispielsweise eine Vergewaltigung die Todesstrafe verhängt wird, forderte der Grossteil der Bevölkerung nun auch für die 6 Angeklagten dieselbe Strafe.

Nachdem wir zu Mati umgezogen sind, haben wir erst einmal eine Einführung von Andrea bekommen (siehe Mati-Bericht) und anschliessend ging es mit dem Radel zum ca. 5 km entfernten Millenium Village. Nach einem sehr herzlichen Empfang der Dorfbewohner, Anna und mir wurden von den Kindern gleich Blumen in die Hand gedrückt, wurde uns das ganze Dorf gezeigt, gefolgt von allen Kindern. Ausserdem hat sich Joga im Cricket spielen geübt, wobei er absolut Talent in dieser Sportart zeigt. Es ist echt beeindruckend, was man mit wenig Mitteln, aber dem richtigen Ansatz alles bewegen kann.

Für den nächsten Tag war schon wieder Streik in der Stadt angesagt und da sich die Situation auf Grund der nahenden Urteilsverkündung immer mehr zuspitzt, bekamen wir “Ausgangssperre“, da es für Ausländer zu gefährlich ist, sich in der Stadt aufzuhalten. Und auch Saif (unser Guide von der Sundarban-Tour) und Imdy (unser Freund den wir vor 6 Monaten in Bangkok kennengelernt haben) melden sich seit Tagen regelmässig bei uns per SMS und Fragen ob es uns gut geht. Aber da das Haus von Mati eine kleine Oase ist, wir komplett verpflegt wurden und zudem noch das Büro mitbenutzen durften, konnten wir prima in gesunder Sitzstellung an unserem Blog arbeiten und Tagebuch schreiben. Allerdings hatten wir immer noch Magen-Darm-Probleme, von denen Joga mittags mal Lenen erzählt hat, als die zwei zum Tee trinken an den Fluss gefahren sind. Worauf hin Lenen meinte, wir sollten doch einfach unseren Stuhl untersuchen lassen. Dies ist hier wohl so alltäglich wie Teetrinken. Kaum war Joga zurück, kam einer der Mati-Mitarbeitern mit zwei Gläschen an, durch den Raum schreiend „who needs the stool sample?“ Ab diesem Moment wussten dann auch alle von unserem Magenproblem Bescheid. Zwei Tage später hatten wir dann auch unsere Ergebnisse. Praktischerweise war zur selben Zeit Dr. Joerg bei Mati, ein deutscher Arzt aus Freiburg. Er arbeitet für 4 Wochen in der Hilfsorganisation, und hilft gerade bei der Eröffnung einer kleinen neuen Gesundheitsstation, wo die Menschen kostengünstige medizinische Unterstützung oder Beratung bekommen. So konnte er gleich unsere Untersuchungsergebnisse anschauen und sich unsere Krankengeschichte anhören, woraufhin er uns geraten hat, mal eine “Reisepause“ einzulegen, was wir sowieso in Bangkok vor hatten und uns dort erst einmal erholen wollten.

Zur Ermittlung der Armut der einzelnen Familien führen die Mitarbeiter von Mati Interviews durch, wo beispielsweise die Anzahl der Familienmitglieder erfragt wird, von wie viel Geld die Familie pro Monat lebt, was die Miete der Hütte kostet, ob alle Kinder zur Schule gehen, wie viel Mahlzeiten sie pro Tag zu sich nehmen, und wie oft pro Monat Ei oder Fleisch gegessen wird. Auch wir waren bei einem der Interviews mit dabei. In einer ca. 10qm2 grossen bzw. kleinen blitzesauberen Hütte (ein Raum) lebt die 5-köpfige Familie. Der Vater ist Paanverkäufer (Die Betelblätter werden in Südasien zusammen mit gelöschtem Kalk, Gewürzen und Betelnuss gekaut.) und die Familie lebt von ca. 200 Taka, ungefähr 2 Euro am Tag. Obwohl die Tochter recht gut in der Schule ist, benötigt sie Nachhilfeunterricht. Da die Lehrer sehr schlecht in Bangladesh verdienen unterrichten sie nicht den kompletten prüfungsrelevanten Stoff, damit die Schüler gezwungen sind kostenpflichtigen Nachhilfeunterricht zu nehmen, was sich viele Familien nicht leisten können. Wir wurden unglaublich herzlich von der Familie empfangen und auch gleich für den nächsten Tag zu einer bengalischen Süssigkeiten Spezialität eingeladen, welche die Mama dann ganz frisch für uns überm Kochfeuer zubereitet hat. Beim verabschieden hat Cookie (die Mama) mich ganz doll in den Arm genommen, mich an sich gedrückt und sogar das Weinen angefangen, da blieben auch bei mir die Augen nicht trocken. Ein Erlebnis, dass wir so schnell nicht vergessen werden. Die Menschen haben finanziell so wenig, und doch ist es für sie die grösste Ehre uns einladen und als Gäste begrüssen zu dürfen.

Auch gibt es einmal pro Woche, jeden Donnerstag, im Hof ein kostenloses Mittagessen, wo jeder der Slumbewohner vorbeikommen kann und sich sattessen darf.

Voller weiterer wunderschöner und bewegender Erlebnisse ging es mit dem Zug weiter nach Dhaka. Um ein Zugticket zu kaufen, mussten wir an den Bahnhof. Da heute Tag der Urteilsverkündung ist, sind wir früh morgens los, um noch rechtzeitig vor dem Streikbeginn wieder zurück bei Mati zu sein. Bereits morgens war ein massiver Polizeischutz am Bahnhof zu sehen. Als wir dann abends auf dem Bahnhof auf unseren Zug gewartet haben, waren wir wieder die Sensation und von einer uns anstarrenden Menschenmenge umringt, die im 5 Minutentakt versucht wurde von Polizisten zu zerstreuen, allerdings ehr erfolglos. Bis wir von den ebenfalls neugierigen Polizisten umringt waren und uns auf deren VIP-Plätze,(blaue Samtklappsitze, wie unsere früheren Kinositze) setzen durften. Auf der Zugfahrt nach Dhaka wurde der Zug unterwegs angehalten und alle Fenster geschlossen, da Steinewerfer unterwegs waren und den Zug beworfen haben. Das waren die ersten Auswirkungen der heutigen Urteilsverkündung. Der Kriegsverbrecher hatte die Todesstrafe bekommen, was zu Strassenschlachten, im ganzen Land geführt hat. Doch wir sind heil und sicher um Mitternacht in Dhaka und in unserem Hotel angekommen.

Den nächsten Tag haben wir mit shoppen verbracht und abends von Imdy eine enttäuschte SMS bekommen. Er war etwas beleidigt, dass wir seine Einladung nicht wörtlich genommen haben und dass wir nicht gleich zu Ihm nach Hause gekommen sind. Mal wieder überrascht über die Gastfreundlichkeit sind wir am nächsten Morgen in sein Elternhaus nach Old Dhaka gezogen. Wie wir feststellen mussten gehört seine Familie eher zur gehobenen Mittelschicht, sie besitzen 3 Mehrfamilienhäuser und haben einen Roh-Leder Handelsbetrieb. So sind wir bei ihm in die Hausmeisterwohnung einquartiert worden und kurz darauf stand schon ein reichhaltiges Mahl auf dem Tisch. Hühnchen, Fleisch, Fisch, Gemüse, … von seiner Mutter frisch zubereitet. Leider konnten wir mit unseren geschundenen Mägen gar nicht so viel essen. Nachmittags ging’s dann los mit dem ersten Tag der privaten Hauptstadtführung. Zuerst sind wir durch den Dhaka Bazar gelaufen. Wir lieben ja Märkte, aber so was haben wir noch nicht gesehen! Menschen, Fahrräder, Rikschas, Kulis die Zentner schwere Lasten auf dem Kopf tragen bewegen sich wie in einer Art Puzzle durch die Strassen. Es gibt nirgends mehr Platz, alles ist ausgefüllt, vor allem auch in der 3. Dimension. Man muss sich ducken, verbiegen und wenn man nicht aufpasst (so wie Joga), dann hat man auch ganz schnell ein Fahrrad zwischen den Beinen. Nach einem Erfrischungsgetränk ging’s weiter Richtung Universität. Hier demonstrieren schon seit Wochen die Studenten und fordern die Todesstrafe für die angeklagten Kriegsverbrecher. Doch herrscht hier eine Art Festival-Stimmung. Es gibt Musik, viele Essensstände und sogar eine Kunstgalerie mit den neusten Karikaturen. Für Joga gab’s dann noch zwei Bangladesh T-Shirts und abends sind wir noch in eine Bar, da er ja noch einheimisches Bier probieren muss. In dem zu 95% muslimischen Land ist Alkohol eigentlich natürlich verboten, doch gibt es die ein oder andere richtig dunkle Spelunke in der man das einzige in Bangladesh gebraute Bier zu sich nehmen kann.

Am nächsten Tag sind wir zu Imdy’s Cousin der ebenfalls ein grosses Haus besitzt und von dessen Dachterrasse man einen schönen Ausblick über die Stadt hat. Die Kinder vom gegenüberliegenden Slum haben uns gleich auf dem Dach entdeckt und zugewunken. Und da wir durch die Erfahrungen in Indien und Bangladesh keine Berührungsängste mehr mit armen Menschen haben, sind wir zu Imdy’s erstaunen ohne Hemmungen durch die Hüttenansammlung geschlendert. Wie immer wird das Gefolge an Kindern mit jedem Meter mehr. Joga hatte schon eines seiner neu erworbenen Bangladesh-Shirts an und so meint ein kleiner Dreikäsehoch zu ihm: „nice shirt!“ Nach der Mittagspause und wieder einem reichhaltigen Mahl von Imdy’s Mutter ging die Privatführung weiter. So haben wir die älteste Moschee Dhaka’s besichtigt, uns den sogenannten Pink Palace (eigentlich der Palast des letzten Maharadscha von Bengalen) angeschaut und uns eine Stunde mit dem Ruderboot auf dem Buriganga umher schippern lassen. Man weis nicht genau ob man diese Flüssigkeit Fluss oder Wasser nennen kann. Das Zeug war schwarz, Pechschwarz und hat auch irgendwas Dickflüssiges an sich und es blubbert. Da lebt nichts aber auch gar nichts drin, und man bekommt echt Angst dass man sich bei einem Spritzer des Indisch-Bangladeshischen Abflusswassers etwas wegätzt. Gelohnt hat sich die Fahrt auf Grund der Schiffs-Farbe-Rost-Abklopfer alle mal. An zig Schiffen stehen die Männer auf hängenden Holzpritschen und dengeln an das Schiffsblech.
Auf der Rückfahrt ist unser fauler Ruder-Kapitän an ein flussaufwärts fahrendes Frachtschiff angedockt und so sind wir auf einem Kiesschiff in die Abendsonne geschippert. Abends haben wir uns mit George getroffen, unserem bangladeshischen Freund der ersten Stunde. Zur Finanzierung seines Studiums arbeitet er in Dhaka in einem Restaurant. Auf Grund der nächtlichen Ausschreitungen hat uns Imdy’s Cousin mit dem Roller in das Stadtteil gefahren, und nach einem schönen und netten Abend sind wir etwas angespannt jedoch heil mit dem TukTuk wieder zurück nach Old Dhaka.

An unserem letzten Tag in Bangladesh haben wir das Lalbagh Fort besichtigt und sind nachmittags noch einmal shoppen. Abends wollte sich Saif, unser Sundarban-Guide unbedingt noch einmal mit uns treffen, und da Imdy und er keine Vorbild-Muslims sind haben wir uns in einer Bier-Bar verabredet. Von unserem Guide bekamen wir dann sogar noch Abschiedsgeschenke, und Dank Doris einen Platz auf der Dachterrasse. Frauen sind in solchen Bars eigentlich verboten, und damit sich andere Gäste nicht daran stören bekamen wir bei angenehm warmen Temperaturen einen Platz auf dem Dach zugewiesen.

Nach einem wunderschönen Abend hiess es Abschied nehmen, und auf in den Revitalisierungs- Erholungs- und Reiseurlaub ins hochzivilisierte Thailand: Bye Bye Bangladesh, Hallo Bangkok!

Nachwort:
Nach Bangladesch sind wir eigentlich ursprünglich nur gereist, da wir für ein neues Indienvisum das Land für zwei Monate verlassen müssen und da wir mittlerweile einen Freund in Bangladesch haben, der uns in sein Land eingeladen hat. Naja und schliesslich waren wir ja auch schon ganz in der Nähe, so dass es sich anbot.
Wenn wir bisher Bangladesch gehört haben, hatten wir das Bild von einem sehr armen Land im Kopf, in dem der grösste Teil unserer Kleidung produziert wird. Die Fakten stimmen zwar, doch ist Bangladesch viel mehr.
So lebt beispielsweise oftmals eine 5 köpfige Familie von gerade mal einem Dollar am Tag und doch sind die Menschen in diesem Land so unglaublich freundlich und hilfsbereit, was alles bisher erlebte übertrifft. Wenn uns ein Bengale helfen kann, so macht er dies absolut nicht mit dem Hintergedanken, etwas Geld von einem reichen Weisen zugesteckt zu bekommen, würde dies sogar eher als Beleidigung sehen, sondern er macht dies voll Stolz einem Gast in seinem Land helfen zu können. Auch was das Teetrinken betrifft! So haben wir die Diskussion wenn es um das Bezahlen ging immer kläglich verloren und wurden eingeladen.
So sehr wir Deutschland vermissen, so sehr fürchten wir auch die Rückkehr, nach all der Gastfreundschaft, Geselligkeit und Fröhlichkeit der Menschen, die wir kennenlernen durften. Ein verhältnismässig kleines Land, dass einen grossen Platz in unserem Herzen eingenommen hat.

Noch ein Wort zur internationalen Presse:
Es musste erst ein Fabrikgebäude einstürzten und über 1000 Menschen sterben bis die Zeitungen weltweit über Bangladesh berichten. Das in den 4 Tagen in denen wir in Dhaka waren 104 Menschen bei Strassenschlachten starben, dass während der Ausschreitungen vor einem Hotel eine Bombe explodiert ist und ein fahrender vollbesetzter Zug in Brand gesetzt wurde ist kaum irgendwo zu lesen gewesen. Wenn zur gleichen Zeit in den USA ein Mann stirbt weil er mit seinem Haus in einem Erdloch verschwindet, dann scheint dies jedoch Redaktionsstoff für Tage zu geben. Und wenn bei dem Marathon in Boston 3 Menschen durch eine Bombe sterben wird eine Empörungswelle für Wochen ausgelöst. In diesem Kontext merkt man, dass Bangladesh in jeder Hinsicht ein armes Land ist, und eben nur dazu da ist unsere Kleider herzustellen! Geschrieben wird eben nur was interessiert!

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Chittagong Division

1. März 2013

Chittagong Division

Von unserem Guide bei der Sunderban-Tour haben wir erfahren, dass man in den Chittagong Hill Tracks bei lokalen Familien übernachten kann und er auch welche kennt und dies gerne für uns organisiert. Klingt nach einer schönen Erfahrung genau nach unserem Geschmack. Dass wir damit allerdings ins absolute Abenteuer schliddern, hätten wir niemals erahnt. Wir hatten ihm lediglich eine SMS geschickt und nach der Adresse der Familie gefragt – die Antwort waren 4 SMS mit einem kompletten Reiseplan mit Busverbindungen, Übernachtungsvorschlägen, Telefonnummern von Guides sowie einer Trekking-Tour bis auf den höchsten Berg Bangladeshs. Hierzu später mehr.

Zunächst sind wir von Barisal zusammen mit Marie, Pierre und Matt mit der Fähre nach Chowdhury Hat und von dort aus weiter mit dem Bus Richtung Chittagong (die Franzosen natürlich mit ihrem Rad). Bereits im Bus sitzend haben wir in unserem Reiseführer gelesen und festgestellt, dass wir demnächst auf die sogenannte “Todesstrasse“ einbiegen. Der Highway von Dhaka nach Chittagong ist berüchtigt für seine Unfallstatistik! Keine 5 Minuten später war es dann auch soweit und wir wussten wieso. Für unseren Fahrer gab es kein Halten mehr. Recht agro hat er das Gaspedal durchgedrückt und alles überholt was ihm in den Weg kam, jeglichen Gegenverkehr ignorierend was zu todesmutigen Überholmanövern geführt hat. Das Gipfelte bei einer total üblen Ausweichaktion – gerade am Überholen eines Busses kam uns ein LKW entgegen und da wir bereits auf gleicher Höhe mit dem Bus neben uns waren, gab es kein Zurück mehr. Zum Glück wurden gerade nebenan zwei weitere Fahrspuren gebaut. Also ist unser Bus mit Highspeed über den 5 Meter breiten Schotter-Mittelstreifen gebrettert, bis er auf der neuen Fahrbahn war. Da es da so schön und leer war, ist er dort auch gleich eine Weile geblieben bis er irgendwann wieder mit Vollgas auf die eigentliche Strasse zurück ist. Zum Thema Busfahren in Bangladesh vielleicht noch ein Auszug aus unserem Lonely Planet Reiseführer:

RUSSIAN ROULETTE
Bus travel in Bangladesh is something of a „russian roulette“. The astounding number of accidents that occur every day attests to the fact that Bangladeshi bus drivers are among the most reckless in the world. Currently around 14,000 people a year die on Bangladeshi roads (yes, that’s 38 people a day)! Some people claim that this is because of the sheer volume of traffic – an opinion you might find hard to believe when you see how empty the highways are! You may even be advised that buses are simply too dangerous to catch, and that the only safe way to travel between cities is to fly.
If you’re not involved in an accident, you will most likely witness one, or at least its aftermath.
The main problem is that roads aren’t really wide enough for two buses to pass without pulling onto the verge, which is inevitably crowded with scooters, rickshaws and pedestrians. All this swerving, yelling and honking can amount to the most exhausting and stressful experience you’re likely to have sitting down.
Exercise some judgment. The law of probabilities suggests that a local bus covered with
dints will continue to be. Coaches, on the other hand, tend to be more looked after. If you find
yourself on a bus with a driver who is more reckless than the average reckless driver, don’t be bashful about just getting off. Far better to be stranded on the side of the road than lying on it. However, the most important rule of all might be: DON’T travel at night. Nobody appears to have discovered the on/off switch for their vehicle’s lights and the sheer number of unlit people, animals, cars, bikes, UFOs etc on the road after dark would be bad enough on its own, but even worse, on certain routes (such as the Dhaka–Chittagong Highway) trucks are forbidden from driving in daylight hours and all make the mad dash at night. All this makes night driving more risky than a suicide attempt. The Dhaka-Chittagong Highway is probably the busiest, and scariest, highway to hell in the country and is prone to bumper-to-bumper traffic jams (though at least this slows everyone down). At all costs avoid travelling this road. Taking the train is far less nerve-racking.

Heil und ohne Unfall sind wir dann in Chittagong angekommen, der wohl hässlichsten und dreckigsten Stadt die man sich vorstellen kann. Zuerst mussten wir zum DC Office um uns eine Genehmigung für die Region Bandarban einzuholen. Da das Gebiet relativ nah an der birmanischen Grenze ist und in den Bergen noch verschiedene Volksstämme leben, befinden sich überall Militärstützpunkte, die das Gebiet kontrollieren und bewachen. Zum Schutz von Ausländern muss somit das Betreten registriert werden. Die Genehmigung hatten wir innerhalb von 10 Minuten in unseren Händen, dazu noch die private Handynummer des sehr freundlichen Officers, mit der Anmerkung, falls wir irgendwelche Probleme haben, können wir uns jederzeit bei ihm melden. Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir mal wieder durch den Hauptmarkt geschlendert – immer ein guter Tipp für Interessantes. Überall wurde uns zugewunken und in den Arm genommen. Vor allem die Fleisch-, Fisch- und Gemüseverkäufer waren sehr wild darauf von uns fotografiert zu werden und in ihrem Posing dazu noch recht kreativ.

Abends haben wir Marie & Pierre wieder getroffen und uns für den nächsten Tag auf eine Aktion der speziellen Art verabredet. Unter anderem ist Chittagong bekannt und auch berüchtigt für seine Ship-Breaking-Area. Nur an zwei Orten in der Welt – in Brasilien und hier – werden alte Schiffe am Strand in ihre Einzelteile zerlegt und verkauft bzw. Altmetall eingeschmolzen. Da es keinerlei Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeiter gibt, Kinder beschäftigt werden und Altöl oder sonstige nicht verwertbare Reste einfach im Meer versenkt werden, sind die Bereiche weiträumig abgesperrt – ist doch GreenPeace und UNICEF ein oft gesehener “Gast“! Wir haben unser Glück versucht, und tatsächlich hat uns ein Einheimischer gegen etwas Bakschisch einen kleinen Weg zwischen zwei Firmen ans Meer gezeigt. WAHNSINN!!! Fotografieren war zwar strengstens verboten, doch kann man bei Google bei der Bildersuche einfach “Ship Breaking Chittagong“ eingeben und findet krasse Fotos zu sehen, was wir gesehen haben! Auf dem Rückweg entlang der Hauptstrasse sind wir an den ganzen Ersatz- oder Kleinteilhändlern vorbeigekommen. Hier gibt es alles was mal auf einem Schiff war: Leitern, Kloschüsseln, Badezimmerkabinen, riesige Rührgeräte für die Bordküche, Unmengen an Rettungsringen, riesige Suchscheinwerfer, Feuerlöscher oder einfach auch gebrauchte Klobürsten.

Ein Tag später ging es dann mit einem lokalen Bus nach Banderban. Kaum hatten wir unsere Plätze eingenommen, wurde uns von hinten eine Visitenkarte eines englisch sprechenden Bangladeschis zugeschoben, mit der Info, wenn wir irgendwelche Probleme haben, können wir ihn jederzeit anrufen. Am Militärkontrollpunkt mussten wir als einzige Aussteigen und unsere Einreiseerlaubnis den recht lustigen bewaffneten Uniformträgern vorzeigen und uns in ein Buch eintragen. Kaum dass wir 5 Minuten weitergefahren sind, wurde unser Bus wegen uns von der Polizei angehalten, da der Kontrollposten vor lauter Scherzen vergessen hatte zu fragen, in welchem Hotel wir heute übernachten. Das wussten wir selbst noch nicht so genau. Unser Bangladeschi von hinten, hat das dann alles für uns gedolmetscht und geregelt und den Polizisten unsere Handynummer gegeben, damit diese sich später bei uns melden können, wenn wir eine Unterkunft gefunden haben. In Banderban angekommen, hat unser Mitreisender uns dann auch noch gleich ein Hotel gezeigt, in dem wir dann auch die Nacht verbrachten. Die zwei Rezeptionisten haben sich beide versucht zu überbieten, wer uns mehr helfen kann, da wir morgen früh nach Ruma weiterreisen wollten und wir uns von dort aus nur noch mit einem Guide weiterbewegen dürfen. Zwei Visitenkarten und Hilfsangebote reicher, haben wir uns das beschauliche Städtchen Banderban angeschaut.

Am nächsten Morgen ging es mit dem wohl schrottreifsten Bus Richtung Ruma. Über kleine holprige Strassen hat sich der Bus 3 Stunden seinen Weg schnaufend und ächzend ins Bergland nach oben erkämpft. Zwischendrin mussten wir dann mal alle für eine halbe Stunde, ohne unser Gepäck aussteigen, da der Busfahrer kurzerhand die hier stationierte Militär-Cricket-Mannschaft zum Trainingslager gefahren hat. Anschliessend wurden wir wieder weiterbefördert, bis die Strasse für einen Bus nicht mehr befahrbar war. Die nun folgende Fahrt hat einen dazu veranlasst das Beten anzufangen. Der komplette Bus wurde in einen einzigen Jeep umgeladen. Daisy hatte das Glück, einen Platz neben dem Fahrer zu bekommen, während Joga hinten dran auf einem Brett stehend am Wagen hing. Die komplette Ladefläche war vollgestopft mit Menschen, auf dem Fahrerhaus türmten sich Menschen, Gepäck und Tiere und wo es eine Möglichkeit gab sich dranzuhängen, hing noch einer, so auch vorne neben Daisy zwei an der nur noch mit einem Behelfshebel schliessenden Tür. Insgesamt haben wir 39 Menschen – ohne Tiere! – in dem Jeep gezählt!!! Die Fahrt war zwar nur 5 Kilometer lang, dafür ging sie über eine Buckelpiste, ziemlich steil bergauf und bergab, die wir uns wahrscheinlich nicht mal mit unserem 4WD Pololo (unser Auto in Neuseeland) getraut hätten zu fahren und das ganze natürlich mit keinerlei Räderprofil.

In Ruma haben wir uns sofort unglaublich wohl gefühlt und wurden sehr herzlich von Jashim dem Hotelbesitzer empfangen. Da sich in dieses schnuckelige Bergdörfchen nicht viele Ausländer verirren, war es für Jashim eine Ehre uns als seine Gäste zu beherbergen und wir wurden von hinten bis vorne „begluckt“, ständig mit Tee und Keksen versorgt und es schien, als sei jede Minute die er sich mit uns unterhalten kann, was sehr wertvolles für ihn.

Da es am nächsten Morgen geregnet hat und somit die Strassen nicht befahrbar waren, haben wir bis zum Mittag mit unserer Weiterreise gewartet und hatten somit die Möglichkeit den Markttag in Ruma zu erleben. Das Besondere an diesem Markt sind die Menschen. Aus den umliegenden Bergdörfern kommen 11 verschiedene Triebes bis zu 20km weit gelaufen, um ihre Waren auf dem Markt zu verkaufen. Diese werden in Körben, mit einem Band über die Stirn, getragen. Wie es für Menschen sein muss, einen Weissen zum ersten Mal zu sehen, so war es für uns, diesen fremden Kulturen so nahe sein zu dürfen. Im Gegensatz zum sonst fast ausschliesslich muslimischen Bangladesh, gehören die ganzen Bergstämme anderen Religionen an und sind matriarchalisch organisiert.

Die für mich bewegenste Begegnung war mit einer alten Tribal-Oma, vermutlich eine vom Stamme der Moro. Ihr Hals war geschmückt mit unzähligen bunten Perlenketten und ihre Ohrläppchen hatten Zwei-Euro grosse Löcher, in denen wie kleine Messbecher aussehende Silberohrringe steckten, die Zähne rot vom Pan. Wir standen uns gegenüber und haben uns einfach nur gegenseitig angeschaut – zwei Menschen vom gleichen Planeten und doch so unterschiedlich.

Mittags ging es dann zusammen mit unserem Guide und nur 24 Personen im Jeep ins 18km entfernte Boga Lake. Beim Militärkontrollpunkt mussten wir aussteigen und einen Brief abschreiben, das wir einen ganz prima Guide mit uns haben, der auf uns aufpassen kann, ansonsten hat man nämlich für die nächsten Tage eine Polizeieskorte am Hals kleben. Das letzte Stück war nur noch zu Fuss erreichbar und wir mussten ca. 40min über einen Bergkamm laufen. Auch hier befindet sich ein Militärstützpunkt und wir mussten uns bei den Officiers melden, wobei wir mal wieder sehr herzlich empfangen wurden. Boga Lake ist ein kleiner Ort, der aus ein paar sehr einfachen Holzhäusern und Bambushütten besteht, so auch unsere Unterkunft. Im Dorf gibt es ein 2-3 Gemeinschaftstoiletten, vereinzelte Solarzellen liefern wenig Strom, das Trinkwasser kommt aus einem Brunnen und Geschirr, Wäsche und sich wird im See gewaschen. Einfach – doch sehr sehr schön, vor allem nach den ganzen lauten und dreckigen Städten. Nachmittags haben wir noch das Nachbar-Dorf Mongthowiehing besichtigt, in dem der Stamm der Marmas lebt und den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen.

Am nächsten Tag wollten wir den Keokradong, den höchsten Berg Bangladeshs besteigen. Nach einem recht schweisstreibenden Aufstieg, da es sehr warm war, vorbei an einigen Bergdörfchen haben wir letztendlich nach 3 Stunden das Ziel erreicht. Da in den nächsten Tagen die Premierministerin zu Besuch kommt, wurde der Berggipfel auf Hochglanz poliert. Seit Wochen ist hier das Militär stationiert, die die Stufen auf den Gipfel und das Gipfelhäuschen neu gestrichen haben, alles war mit Fähnchen und bunten Wimpel dekoriert und verschiedene Triebes waren dabei Gesang und Tanzvorführungen einzustudieren. Kaum wurden wir vom Militär entdeckt, waren wir umringt und die Rangniedrigeren wurden losgeschickt, um uns mit Kaffee, Süssigkeiten und Joga auch noch mit Zigaretten zu versorgen und alle wollten sie auch ein Foto mit uns haben. Währenddessen, wurde der oberste Militärchef Bangladeshs zur Inspektion der Vorbereitungen mit dem Hubschrauber eingeflogen. Seine zwei Piloten haben sich dann auch noch zu uns gesellt. Die erste Frage, nachdem sie erfahren hatten, dass wir aus Deutschland kommen, war „Was bedeutet eigentlich – DU HASST“? So war das Lieblingslied der Piloten von Rammstein! Wie skurril, im abgelegensten Gebiet Bangladesh, werden wir nach einem deutschen Songtext gefragt. Nachdem die beiden auch noch ein Foto mit uns wollten und wir mit den Oberoffizieren und den Hubschrauberpiloten unsere Facebook-Kontaktdaten ausgetauscht hatten, haben wir uns wieder an den Abstieg gemacht. Das abkühlende Bad im See war dann eine wahre Wohltat.

Am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach Ruma und nach einer weiteren Nacht dort leider auch schon wieder zurück nach Chittagong, da wir nur eine insgesamt 5 tägige Genehmigung für dieses Gebiet hatten. Ruma gehört zu eine der wenigen Ort auf unserer Reise, an den wir gerne noch einmal in unserem Leben zurückkehren möchten.

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