Mati
20. März 2013Liebe Freunde, Liebe Bekannte!
Heute möchten wir euch von Mati erzählen. Bangladesch ist eines der ärmsten Länder dieser Welt und somit auf Hilfe von reicheren Nationen angewiesen. Mit 161 Mio. ist es der weltweit bevölkerungsreichst Flächenstaat, und obwohl ca. 1000 Flüsse durch Bangladesh fliessen haben über 25% der Einwohner keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser.
Doch was bedeutet Armut überhaupt?
Von der Weltbank wurde festgelegt, was es heisst, arm zu sein. So gilt ein Mensch als extrem arm, wenn er weniger als 1,25 US-Dollar (0,95€) pro Tag zum Leben zur Verfügung hat und dies trifft in Bangladesch auf ca. 41%, sprich 66 Mio. Menschen zu. Bangladesch bekommt auf Grund dessen internationale finanzielle Unterstützung. Es fliessen pro Jahr 1 Milliarde US-Dollar in dieses Land, 90% davon kommen von ausländischer staatlicher Hilfe wie GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) oder CIDA von Kanada. Doch ein Grossteil dieser Gelder kommt leider nicht dort an, wo es sehr dringend benötigt wird, sondern verschwindet in irgendwelchen dunklen Kanälen. So gibt es neben internationaler staatlicher Unterstützung noch sogenannte NGOs (Nichtregierungs-Organisationen). Diese finanzieren sich hauptsächlich aus privaten Spenden. Neben den 250 grossen und bekannten NGOs wie UNICEF, WorldVision oder das rote Kreuz, gibt es noch eine grosse Anzahl kleinerer, lokaler Organisationen, zu denen auch Mati gehört.
Erfahren von Mati haben wir durch Anna, eine Freiburgerin, die wir bei unserer Schiffstour durch die Sunderbans kennengelernt haben. Sie arbeitet im Rahmen ihres Studiums für drei Monate bei Mati. Was sie uns von dieser Hilfsorganisation erzählt hat, klang sehr interessant und wir wollten uns selbst ein Bild davon machen. Also sind wir nach Mymensingh gefahren und wurden dort sehr herzlich empfangen und haben sechs sehr bewegende Tage dort verbracht.
Gegründet wurde Mati von Lenen Rahaman. Nach Beendigung eines Bachelor Studiums in Politikwissenschaft kam er nach Deutschland, um Bauingenieurswesen zu studieren. In Bangladesch aufgewachsen, war er sich nicht bewusst und konnte sich nicht vorstellen, in welchem Reichtum Menschen auf dieser Welt leben können. Während seines Studiums hat er in einer Gross-Bäckerei gearbeitet, wobei eine seiner Aufgaben darin bestand schubkarrenweise Torten, die nicht ganz perfekt waren in den Müll-Container zu kippen, was ihn sehr zum Nachdenken gebracht hatte, da in seinem Heimatland tausende von Menschen an Hunger sterben. Somit war er sich nach Abschluss des Studiums nicht mehr sicher, ob er ein Leben in Deutschland im Wohlstand leben möchte oder seinem Land helfen soll.
Lenens deutsche Frau Andrea ist vor Jahren um die Welt gereiste, und hatte hier bereits einige Volontier Erfahrung gesammelt. Nach Bangladesch kam sie, um ein paar Wochen bei Mati zu arbeiten. Mittlerweile sind Andrea und Lenen verheiratet, haben zwei Kinder und unterstützen mit ihrer Organisation über 6000 Menschen, wobei sie sich hauptsächlich auf Frauen Empowerment spezialisiert haben.
So ist beispielsweise ein grosses Problem in Bangladesh die Kinderhochzeit. Um möglichst schnell einen Esser weniger in der Familie zu haben, werden viele Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 verheiratet. Somit gehen sie nicht mehr weiter zur Schule, werden sehr früh schwanger und müssen schwere körperliche Arbeit auf den Feldern leisten. Oft sind sie in den Schwiegerfamilien körperlicher Gewalt ausgesetzt. Mit einer abgeschlossenen Schulausbildung haben sie wesentlich bessere Chancen in ihrem späteren Leben. Mati unterstützt die Familien, indem sie die Schulkosten für die Mädchen bezahlen, mit der Bedingung, dass diese nicht vor 18 oder dem 10. Klasse Schulabschluss verheiratet werden.
Ein weiteres Projekt zusammen mit der Stiftung Brücke ist das Millenniumvillage in Harguzirpar. In dem Dorf leben 300 Familien, davon 70% unter der Armutsgrenze.
2001 wurden von der UN die “Millennium-Entwicklungsziele“ festgelegt die bis 2015 umgesetzt sein sollen. Folgende 8 Ziele sollen dazu beitragen, dass sich die Weltarmut bis dorthin halbiert.
1. Halbierung der extremen Armut und des Hungers
2. Primarschulbildung für alle
3. Gleichstellung der Geschlechter/ Stärkung der Rolle der Frau
4. Senkung der Kindersterblichkeit
5. Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
7. ökologische Nachhaltigkeit
8. Aufbau der globalen Partnerschaft für Entwicklung
Im Millenniumvillage wird exemplarisch gezeigt, wie man mit geringen Geldmitteln aber unter direkter, unmittelbarer Beteiligung der Bevölkerung einigen dieser Ziele (1,2,3,4,5) näher kommen kann. Mittlerweile gibt es mehrere Dorfbrunnen, Gemeinschaftstoiletten, ein Community-Center mit Nähausbildung und eine Vorschule wurden errichtet.
Auch bekommen die Menschen zinslose Darlehen von Mati (ab 5€), wenn sie eine Geschäftsidee haben, für die sie Geld benötigen. Beispielsweise hat sich eine Frau aus dem Millenniumdorf, eine Kuh mit Hilfe eines solchen Darlehens gekauft, um wiederum die Milch auf dem Markt zu verkaufen und die Kuh in ein bis zwei Jahren kurz vor einem der zwei grossen muslimischen Feste, wenn die Fleischpreise steigen wieder zu verkaufen. Im Gegensatz zur Grameen Bank sind die Darlehen bei Mati zinslos. Muhammad Yunus hat 2006 für seine geniale Idee der Microkredite den Friedensnobelpreis bekommen, doch leider verdient er mittlerweile Millionen mit den Ärmsten der Armen, da für die Tilgung der Kreditsumme ein Zinssatz zwischen 15 und 40% verlangt wird.
Zur Ermittlung der Armut der einzelnen Familien führen die Mitarbeiter von Mati Interviews durch, wo beispielsweise die Anzahl der Familienmitglieder erfragt wird, von wie viel Geld die Familie pro Monat lebt, was die Miete der Hütte kostet, (selbst für einfachste Slumhütten muss zum Teil Miete gezahlt werden) ob alle Kinder zur Schule gehen, wie viel Mahlzeiten sie pro Tag zu sich nehmen, und wie oft pro Monat Ei oder Fleisch gegessen wird.
Neben der direkten Unterstützung hat Mati gerade eine kleine neue Gesundheitsstation eroeffnet, wo die Menschen kostengünstige medizinische Unterstützung oder Beratung bekommen. Ziel ist neben akuten Behandlungen auch die Hilfe zur Selbsthilfe so dass verlorengegangenes medizinisches Knowhow zum Beispiel zum Behandeln einer Schürfverletzung in die Dorfgemeinschaften transferiert wird. Auch gibt es einmal pro Woche, jeden Donnerstag, im Hof ein kostenloses Mittagessen, wo jeder der Slumbewohner vorbeikommen kann und sich sattessen darf.
Liebe Freunde, liebe Bekannte, wir hatten bisher immer unsere Zweifel was Hilfsorganisationen betrifft, vor allem bei den Grossen, da man leider nie weiss, wofür die Spenden verwendet werden und wie viel der Gelder vom Verwaltungsapparat verschlungen werden. Mati durften wir uns anschauen und auch ganz viele Fragen stellen und sind nun 100% davon überzeugt, hier kommt die Hilfe an, wo sie benötigt wird und dies mit grossem Arbeitseinsatz, Geduld und viel Herz und Einfühlvermögen – schliesslich sind wir alle Erdenbürger dieser wundervollen Welt.
Wir haben Andrea und Lenen versprochen, Werbung für Mati zu machen. Wenn auch ihr ein Mädchen vor der Kinderheirat bewahren, ein besseres Leben durch Bildung, ein gesünderes Leben durch sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen ermöglichen wollt, so würden wir uns sehr freuen, wenn ihr Mati mit einer kleinen Spende unterstützt.
Spendenkonto (mit Spendenberscheinigung, bitte Adresse nicht vergessen):
Mati e.V.
Wiesbadener Volksbank, BLZ: 510 900 00,
Kto: 100 152 00
IBAN: DE36510900000010015200
BIC: WIBADE5W
Um noch mehr über Mati und ihre verschiedenen Projekte zu erfahren, könnt ihr auch gerne auf ihrer Homepage nachschauen. http://www.matibangladesh.org/
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