Myanmar – der Süden
16. April 2013In Bago haben wir eine günstige Unterkunft gefunden, die von zwei unheimlich netten und hilfsbereiten Schwestern geführt wird, die uns auch gleich mit allen Tipps der Gegend versorgt haben, wie wir uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen können, welche Pagoden ab wann ihre Ticketschalter schliessen, und wir uns somit die Sehenswürdigkeiten anschauen können, ohne die überhöhten Eintrittspreise bezahlen zu müssen. So haben wir uns mit einem der öffentlichen TukTuks auf den Weg zu den 4 Buddha Figuren Kyaikpun gemacht. Nach Information der Schwestern sollte uns die Fahrt 150 Kyat pro Person kosten, doch der Fahrer wollte auf einmal den über 3-fachen Preis von 500 Kyat p.P. von uns, mit der Begründung, dass dies der Preis für Ausländer wäre. Da wir ihm nicht geglaubt haben, waren wir auch nicht bereit dies zu bezahlen und selbst wenn es stimmen sollte, steckt eine TukTuk-Mafia dahinter, die wir nicht unterstützen werden. Die Situation war letztendlich kurz vorm eskalieren und der Fahrer hat die 300 Kyat-Geldscheine zusammengeknüllt und wutschnaubend auf den Boden geschmissen und uns mit üblen Schimpfworten beschimpft. Auf nochmaliges Nachfragen bei unseren Schwestern haben wir bestätigt bekommen, dass es keine Ausländerpreise gibt und dass uns der Fahrer abzocken wollte. Jedenfalls sind wir nach dieser Aktion weiter zum Mya Tharlyaung, einem 55 Meter langen und 16 Meter hohen wunderschönen liegenden Buddha in dessen Hintergrund sich die Sonne für heute glutrot verabschiedete.
Am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr morgens weiter mit unserer Pagoden & Kloster- besichtigungstour. Zum einen, um mal wieder die hohen Eintrittsgebühren zu sparen und zum anderen, um noch etwas der Hitze zu entkommen, da man bereits ab 9 Uhr anfängt im eigenen Saft zu garen. Erster Stopp war die Shwemawdaw Pagode, mit 118m die höchste in Myanmar. Weiter zum Dama Lin Khar Ra Kloster mit wunderschönen Holzschnitzereien im Inneren. Dann zur Hintha Gon Pagode von der aus man einen schönen Ausblick über die ganze Gegend hat und zum Abschluss unserer morgendlichen Tour zum Kha Khat Wain Kyaung Kloster. Hier kann man um 11:00Uhr den Mönchen beim rituellen Essen zuschauen. Wie bereits in unserem Reiseführer erwähnt ist dies jedoch ein beliebter Reisestopp von asiatischen Reisegruppen und so wird das ganze eher zur Farce. Zum Glück waren wir bereits etwas früher hier und so wurde uns erlaubt in die Küche zu schauen. Als dann aber 3 komplette Reisebusse vorgefahren sind und das Ritual von über 100 mit Atemmasken und Handschuhen bekleideten japanischen Pauschaltouristen mit Blitzlicht dokumentiert wurde war mal wieder Fremdschämen angesagt – arme Mönch, wiederholt sich dieses Szenario doch für sie jeden Tag. Nachmittags ging es mit dem Bus weiter nach Kinpun. Pünktlich sassen wir vorm Guesthouse, um darauf zu warten, abgeholt zu werden, als plötzlich ein Burmese angerauscht kam und wild gestikulierend meinte, wir seien viel zu spät und hätten den Bus verpasst! Also wurden wir mit Gepäck auf Mopeds gepackt und sind mit Höchstgeschwindigkeit dem Bus hinterhergedüst, den wir dann letztendlich auch erwischt haben. Dasselbe ist auch einer Chinesin passiert, die nach dieser Aktion, ziemlich schockiert im Bus sitzend meinte, „That is not my bus, where is the Aircondition“. Schliesslich hatte sie für ihr Ticket 17.000Kyat bezahlt, während unseres 6000Kyat pro Person kostete. Dies sollte nicht das letzte Mal sein, dass unser Busticket um einiges günstiger war als das anderer ausländischer Mitreisender, die immer mit einem AC Bus fahren wollten, die es wohl aber auf manchen Strecken gar nicht gibt. So dass wir schnell die Theorie aufgestellt haben: “Man bezahlt was man möchte – und bekommt was es gibt!“
Das Highlight von Kinpun ist der Golden Rock, ein mit Blattgold überzogener Fels, der angeblich nur von Buddhas Haar gehalten wird. Um sich den schweisstreibenden und anstrengenden Aufstieg zu sparen, fährt man die 12 km mit umgebauten LKWs auf den Berg. Auf den Ladeflächen wurden Pritschen angebracht, auf denen man wie Vieh zusammengepfercht wird. Für die kleinen zierlichen Burmesen, neben denen selbst Daisy gross und massiv wirkte, noch ganz ok, doch Joga war definitiv zu gross für diese Sitzplatzeinteilung, so dass seine Knie den halben Sitz des Vordermanns mitbeanspruchten. Oben angekommen kann man hunderte von Pilger beobachten wie sie den Stein mit einer weiteren Schicht aus Blattgold überziehen. Doch leider war der Steinboden in der Tempelanlage durch die Sonne um 11:00Uhr bereits auf Spiegeleierbrattemperatur hochgeheizt. So hetzten alle Leute nur noch von einem Schattenplatz zum nächsten, da man sich innerhalb der Anlage natürlich nur Barfuss bewegen darf. An diesem hochreligiösen Ort hat sich dann auch für uns eine buddhistische Weisheit bewahrheitet: Life is pain! Abends beim Essen haben wir Anne & Basti wieder getroffen, und mal wieder einen lustigen Abend verbracht.
Am nächsten Tag sind wir mit einem Pickup nach Hpa-an gefahren, wobei die alte Kiste mit den hohen Temperaturen echt Probleme hatte. Alle 30min war das Auto kurz vor dem Überkochen und wir mussten anhalten und Kühlwasser nachfüllen. Dort angekommen sind wir zum Abendessen in ein burmesisches Topf-Restaurant. Als Standard-Gedeck bekommt man 8 verschiedene Töpfchen mit Saucen oder Eingelegtem, einen grossen Gemüse- bzw. Salatteller und das obligatorische Dahl. Zudem bestellt man aus ca. 20 verschiedenen grossen Töpfen ein zwei Vegetarische (0.45EUR) oder Fleisch/Hühnchen/Fisch-haltige (0.90EUR) Curry-Gerichte. Dazu noch je ein Teller Reis (0.45EUR) und fertig ist das private Riesen-Buffet-Gedeck. Leider hat uns das Essen zu sehr an Bangladesh erinnert, aber es war ein Erlebnis und billig – alles zusammen für 2.25EUR.
Tags drauf sind wir auf eine vom Hostel organisierte Buddha-Cave-Tour. Zu acht sind wir zuerst zur Kawt Gon Höhle. Dies ist zwar nur eine große Höhlen-Halle, in der sich mehrere Buddha Figuren befinden. Doch überall an den Wänden kleben kleine Buddhas und mythologische Figuren aus Ton, teilweise in großer Höhe – sehr beeindruckend! Nächster Stopp – das Kyauk KaLat. Auf dem Gelände des kleinen Klosters befindet sich ein Felsen, der auf einem natürlichen Sockel steht und ein wenig wie der James-Bond-Felsen in Thailand aussieht. Um zu diesem idyllisch gelegenen Kloster mitten in einem See zu kommen, läuft man über einen Steg. Und um einen herum sind überall Reisfelder, das Wasser glitzert in der Sonne, die Karstfelsen erheben sich majestätisch, einfach traumhaft. Weiter zum Fuss des Zwe Kapin Felsen. Die Besteigung des Berges hoch zum Kloster ist zwar für Ausländer nicht mehr erlaubt, doch alleine das Feld aus 2974 grossen Buddha Statuen ist bereist beeindruckend genug. Nach der Mittagspause sind wir zur Saddan Höhle durch die man durchwandern kann. Auf der anderen Seite erwartet einen ein kleiner See dessen Zufluss sich unter demselben Berg einen Tunnel herausgespült hat. Und so kommt man gegen eine kleine Gebühr mit einem Einbaum wieder auf die andere Seite des Berges. Zum Abschluss der Tour ging’s noch gefühlte 8000 Stufen auf einen Aussichtsberg hoch – Auah!
Bei so viel Schweiss und Anstrengung bei über 40°C mussten wir abends unbedingt unseren Elektrolyt-Haushalt auffüllen. In der Bar haben wir uns an den Tisch eines ca. 40-jährigen Australiers und eines ca. 60-jährigen Franzosen gesetzt. Sehr sehr witziger Abend!!! Der Franzose ist bereits Rentner, nennt sich selbst staatenlos da er jedes Jahr über den Winter für 7 Monate auf der Welt umherreist. Sein Budget für die Zeit sind immer genau 7000Euro! Am Ende des Abends hat er uns gestanden, dass wir die einzigen deutschen seien die er getroffen hat die er mag. Was für ein Lob! Der Aussie war früher mal Bodyguard, hat seine Ausbildung in den Slums von Kapstadt absolviert und war dann für viele Superreiche in Hollywood verantwortlich. Doch der Job wurde Ihm zu langweilig (immer bereit sein aber nie etwas machen) und so reist er zurzeit umher und lässt sich treiben. Witzig in Myanmar ist noch, das während eines Abends im Restaurant nie der Tisch abgeräumt wird, so dass am Ende beim Bezahlen die Bedienung einfach auf den Tisch schauen kann und sieht was konsumiert wurde. Die haben die Rechnung aber ohne einen Aussie gemacht! Neben unseren ganzen Tellern vom Essen türmten sich auf unserem Tisch noch 2 Bierkrüge des Franzosen, 3 Krüge von Daisy, 4 Krüge von Joga und … 12 Bierkrüge des Australiers!!!!
What a Day!!!
Tags drauf sind wir mit einem kleinen Fährschiff weiter nach Mawlamyaing. Zunächst hatten wir Angst, dass wir die 4 Stunden Fahrt in einem kleinen Kutter in der Sonne brüten würden. Doch wie sich herausstellten sollte war die Fahrt eine der gemütlichsten und schönsten die wir bisher hatten. Das schmale Fischerboot hatte ein Sonnensegel und versetzt zueinander angeordnete Autositze. So sind wir zu sechst mit zurück gestellter Lehne und ausgestreckten Beinen, und Joga mit Musik im Ohr über den Fluss getuckert. Witziger weise wusste unser Skipper, dass in einem kleinen Dorf am Fluss gerade eine Hochzeit war. Und so machte er kurzer Hand dort einen Stopp und prompt waren wir das Highlight des Fischerdorfes und mal wieder mitten drin! Uns wurden Süsslichkeiten und Eis kredenzt, die Mädels mussten mit den Einheimischen auf Psy’s „“Gangnam Style“ in Dauer-Repeat-Schlaufe tanzen, und als wir weitergefahren sind hat uns die ganze Dorfjugend zum Fluss begleitet und zum Abschied zugewunken.
In Mawlamyaing angekommen haben wir uns als erstes auf Grund des bevorstehenden Wasserfestivals um einen Bus nach Mandalay gekümmert und unsere Aufenthaltsdauer davon abhängig gemacht. So waren wir 2 Tage in der kleinen Stadt am Meer, haben beim Besuchen des mitten in der Stadt liegenden Gefängnis einen Knacki mit Fussfesseln beim Freigang getroffen, für Daisy gab’s einen neuen Rock in burmesischer Wickeltechnik, und wie immer sind wir mal wieder durch die Märkte geschlendert. Zum Abschluss sind wir zum Sonnenuntergang hoch zur Pagode bevor es dann am nächsten Tag auf eine 16 Stunden Nachtbusfahrt ging.