Daisy und Joga und die Welt

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East Sikkim

28. Juni 2013

East Sikkim

ANFAHRT Um 5:00Uhr morgens sind wir aufgestanden und Sonam hat uns vier nach der Verabschiedung noch Bambusstöcke für den steilen Abstieg zum See geschnitzt. Die Wartezeit bis dann der Jeep kam haben wir mit Chai trinken und Blutegel entfernen verbracht. Diese kleinen Blutsauger lieben die feuchte Jahreszeit und man hat nach dem 30min Marsch unweigerlich ein paar Viecher an Schuhen, Socken oder Waden kleben. Mit dem Jeep sind wir dann zunächst nach Geyzing gefahren, dort umgestiegen in den Jeep nach Jorethang und von da aus dann weiter bis nach Gangtok. Auf Grund einiger Erdrutsche betrug die Fahrtzeit für die Strecke von 120km 10 Stunden, und da wir auf der Fahrt zweimal die Flussseite wechseln mussten, bekamen wir bei der Aus- und Wiedereinreise nochmal zwei weitere kleine Sikkim-Stempel in unsere Pässe.

ZIMMER-PARTY Am ersten Abend beim Feierabend-Bier haben wir noch zwei Mädels aus Australien kennengelernt, und da unsere zwei Chileninnen im September nach Aussie-Land fliegen wollen, wurden die ganz prima ausgefragt. Die zwei südamerikanischen Mädels sind spontan mit etwas wenig Geld losgeflogen, mit dem Plan in Australien zu arbeiten und sich da dann das Geld für die weitere Reise dazu zu verdienen. Da die Aussies ziemlich verplant und lustig waren haben wir am nächsten Tag kurzer Hand eine Zimmer-Party gestartet. Bier und Whiskey gibt’s bekanntlich ja günstig hier, also ordentlich eingekauft und bis um 1:00Uhr gefeiert, bis der Hotelmanager dem Ganzen ein abruptes Ende verpasst hat.

SHOPPING In Gangtok gibt es einige gut sortierte Läden (ist in Indien nicht immer normal), und so gab’s für Daisy ein paar schicke neue Schuhe & eine grüne Halskette (eigentlich das Symbol für verheiratete Frauen in Sikkim), einige buddhistische Souvenirs, Postkarten und auch einen kleinen Tauchsieder für gerade mal einen Euro. In der Touri-Info haben wir erfahren, dass es auch möglich ist von Gangtok (auf dem Rückweg) nach Siliguri zum nächstgelegenen Bahnhof mit dem Helikopter zu fliegen. Dies würde die Rückreise nicht nur von 5 Stunden auf 35min verkürzen, sondern man hätte auch gleich einen traumhaften Ausblick auf die Landschaft. Mit knapp über 30Euro pro Person eigentlich auch spott-billig, doch gibt es eine strenge Gewichtsbegrenzung. Das Gepäck darf nicht über 10kg wiegen, und bei der Verhandlung waren die Inder leider ungewohnt unnachgiebig. Passend zu unserem Tauchsieder gabs noch Instant-Kaffee und Instant-Noodles. So konnten wir in unserem mittlerweile gemütlich eingerichteten Zimmer auch etwas zu Essen machen. Der Morgen-Kaffee hat sich durchgesetzt, doch die Nudeln waren überhaupt nicht gut und für den Preis von Cup-Noodles bekommt man an der Ecke auch 8 Momos und hat am Schluss mehr davon.

STORY VOM KLOPAPIER Unser Hotel war eher eines der günstigeren und es ist auch seit Jahren im Lonely Planet, von dem her steigen hier viele Backpacker ab – und da Backpacker nicht gleich Backpacker ist, gibt es auch den ein oder anderen Nerd unter ihnen. So wie ein Mädel aus Kanada die mit ihrer riesigen immer nach vorne rutschenden Brille aussah wie das hässliche Mädel aus einem schlechten Teenie-Streifen. Sie hat vor der Reise Movie-ologie oder so ähnlich studiert und wusste alles über Film, so hat sie Francisca vollgeblubbert und ihr einige Tipps gegeben welche Bollywood Filme sie während ihres Aufenthaltes in Indien denn noch sehen muss. Kein Papier griffbereit hat sie sich die Movies auf einer Serviette notiert. Etwas Später gab es mal wieder einen der regelmässigen Stromausfälle und unser Hotel war ohne Beleuchtung extrem dunkel. Francisca musste dringen auf die Toilette, doch in der Dunkelheit ihres Zimmers war zunächst kein Klopapier zu finden. Ach – Servietten tun’s ja auch. In ihrer Notsituation etwas unter Zeitdruck hat sie später festgestellt, dass das gute Stück Papier für unten rum herhalten musste – aber die Filme waren wahrscheinlich eh für‘n Arsch 😉

PISCOLA Wir hatten noch einiges zu arbeiten hier, doch unsere chilenischen Mädels sind nach ein paar Tagen weiter gereist. Nach dem erfolgreichen Kauf eines Tatkal-Tickets (sogenannte Notfall-Tickets 24h vor Abfahrt des Zuges), sind wir am Abend das letzte Mal gemeinsam zum Essen. Auf dem Rückweg wurden wir von Josefa gefragt ob wir den Pisco Sour kennen – das Nationalgetränk in Peru und Chile. Ja klar! Und ob wir denn auch schon mal Pisco-Cola getrunken hätten, den der Traubenschnaps, ähnlich dem Grappa schmeckt auch lecker mit Cola. Also haben wir uns am nächsten Shop eine Flasche Coke gekauft und Josefa fragte noch nach Eiswürfel, weil das sehr wichtig für das Getränk sei. Wir dachten noch wo soll man denn um 21:00Uhr (hier schliesst alles um die Uhrzeit) jetzt noch (keimfreie) Eiswürfel herbekommen? Josefa hat dann aus ihrem Tagesrucksack den sie dabei hatte eine Camping-Pfanne ausgepackt (warum auch immer sie die die ganze Zeit mit sich rumgeschleppt hat???), ist mit der schnur-stracks in die nächste etwas teurere Bar, man hörte aussen etwas Gelächter, und nach 3min kam sie mit einem Berg Eiswürfel in ihrer Pfanne wieder heraus. Also stand dem Piscola nichts mehr im Wege, hatten die zwei Mädels doch für spezielle Anlässe zwei kleine Flaschen aus ihrer Heimat mitgebracht. So haben wir bei den Mädels auf dem Zimmer noch was getrunken, haben Filme und Musik ausgetauscht und uns noch ganz ganz herzlich verabschiedet.

EMA DATCHI Durch Tripadvisor sind wir auf das 9’INE Restaurant aufmerksam geworden, das vor allem für seine regionale Küche gelobt wird. Dort konnten wir dann zum ersten Mal bhutanisches Ema Datchi ausprobieren – Gemüse wird in Hüttenkäse gekocht und abgeschmeckt und dann zusammen mit Reis gegessen – verdammt lecker! Ein neuer Kandidat für unser Kochbuch. Und weil auch die anderen Sachen in dem Restaurant so lecker waren, und die Atmosphäre zudem noch unglaublich gemütlich, sind wir hier öfters aufgetaucht. Sehr schön auch ein Zitat auf der Speisekarte von Benjamin Franklin: „Beer is proof, that God loves us and wants us to be happy!“ Im 9’INE konnte man auf der Karte auch regionalen Rotwein finden, den wir natürlich auch probieren mussten. Dieser schmeckt zwar eher wie ein Likörchen bzw. wie Portwein, dennoch besteht Suchtgefahr. Zum Glück gibt es in Gangtok (wie bereits erwähnt trinkt der Sikkimese ganz gern) alle 50m einen Liquer-Shop und ein Fläschchen von dem kalten Glühwein kostet gerade mal 2 Euro.

THE COFFEE SHOP Auf Grund der vielen indischen Mittelschicht-Touristen gibt es hier auch richtig gute Restaurant, so zum Beispiel “The Coffee Shop”. Hier gibt es – zugegeben nicht ganz günstig – die beste Pizza ganz Indiens. Auch sonst ist alles lecker und der Oreo Ice Shake deckt den Kalorienbedarf einiger Tage. Neben dem 9’INE war das in der Zeit in Gangtok unser Stammlokal.

ARBEITSTAGE Die Zeit in Gangtok haben wir hauptsächlich zum Arbeiten genutzt. Wir hatten ein nettes Hotelzimmer mit Balkon, Internetzugang und einem Schreibtisch – und so konnten wir mal wieder viele Blogtexte schreiben, Bilder aussortieren, Tagebuch und Emails schreiben, und Facebook-Nachrichten beantworten. Abends nach einem fleissigen Tag wurde regelmässig unser “Heimkino“ aufgebaut, und – bei einem Gläschen Rotwein – haben uns einer der vielen Filme die wir von Josefa & Francisca bekamen angeschaut.

AUSFLÜGE In den 2 Wochen in Sikkims Hauptstadt haben wir es tatsächlich auch geschafft ein paar Ausflüge zu machen. So ist Daisy zunächst bei schönem Wetter alleine los ein paar Bilder von der Stadt zu machen und ist dann hoch bis zum Enchey Kloster gelaufen. Ein paar Tage später sind wir zum bekannten Rumtek Kloster gefahren, von wo aus man einen schönen Blick auf Gantok hat, das auf der anderen Seite des Tal liegt, und am letzten Tag haben wir uns noch das weiter unten an der Bergkammspitze liegende Do Drul Chorten Kloster mit dem Tibetan Institut angeschaut.

INDIANS Wie wir feststellen mussten, haben die Sikkimesen und die Inder nicht viel gemeinsam. Sikkim gehört zwar seit über 40 Jahren zu Indien, doch ist quasi das ganze Land buddhistisch, das Essen ist stark von Nepal und Tibet beeinflusst und Mentalität und Aussehen ist typisch für die im Himalaya lebenden Bergvölker. So haben wir erfahren, dass die Bewohner Sikkims ganz gerne über die Inder lästern. Die werden “The Black People“ genannt, wenn ein Inder seinen Kleinwagen (der Sikkimese fährt einen Jeep) irgendwo ungeschickt abstellt, wird gefragt “Who’s Generator is that?“. Bekannt ist auch das Inder generell sehr laut sind, auch in ihrer Unterhaltung. So ist also eine Weisheit in Sikkim “You only need two Indians, and then you have a fish market!“

ERLEDIGUNGSTAGE Reisen heisst nicht nur faul in der Hängematte zu liegen, sondern an manchen muss man auch ganz alltäglich Ding erledigen. So haben wir einige Sachen zum Schneider zum nähen gebracht (Daisy hat es sich zwar selbst auf die to-do-Liste geschrieben, doch nach den ersten Versuchen gleich aufgegeben), Schuhe und Halskette reparieren lassen, einen USB-Stick zur Bildersicherung gekauft, Wäsche waschen, Prepaid-Card aufladen, und zum nächsten grösseren Supermarkt um diverse Dinge einzukaufen. Für unser Handy haben wir ein neues Ladegerät gefunden, waren in der Apotheke und unser 3G-Internet-Stick musste auch aufgeladen werden. Unsere Permit für Sikkim mussten wir auch schon wieder verlängern, da wir jetzt schon fast einen Monat hier sind. Leider ist nach max. 60 Tagen Schluss 🙁

KANCHANJUNGA Und dann, nach über einem Monat in Sikkim war es endlich soweit. Eines Morgens hatten wir von unserem Hotel aus THE VIEW! Die Wolken haben sich aufgetan und plötzlich hatten wir freie Sicht auf den Kanchanjunga – 8586m hoch, schneebedeckt, wunderschön, beeindruckend, fantastisch! Das Warten hatte sich gelohnt und der Tag war gerettet.

ABREISE Nach insgesamt 35 Tage in Sikkim hiess es Abschied nehmen von dieser traumhaften Bergregion, hinab in die heisse Tiefebene. Von 23°C in den Bergen nach Siliguri mit 40°C. Aber wir verlassen das Paradies natürlich nicht ohne eine Flasche Rum. Die haben wir am letzten Tag in einem Liquer-Shop kaufen wollen, da gibt uns der Verkäufer einen kleinen Flachmann – wir bigger, bigger, er stellt das Fläschchen zurück und bringt uns eine kleine Flasche – wir bigger, bigger, er stellt diese wieder zurück und bringt uns endlich die 1-Liter-Flasche. Jaaa – wir Touristen können auch trinken, nicht nur ihr Sikkimesen.

Bye-Bye fresh air, Bye-Bye nature, Bye-Bye loneliness!
Hello noise, Hello heat, Hello black people, Hello fish market!

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West Sikkim

13. Juni 2013

West Sikkim

Sikkim ist mit 65km x 115km nach Goa der zweit kleinste indische Bundesstaat, der im Hochhimalaya liegt und von Nepal, Tibet und Bhutan umschlossen wird. Die Landschaft erstreckt sich von nahezu Meereshöhe bis auf 8586 Meter, dem Kanchenjunga, dritthöchster Berg der Welt. Auf Grund der schlechten und zum Teil auch sehr steilen Strassen, gibt es in Sikkim kaum Busse. So wird der gesamte öffentliche Verkehr mit sogenannten „Shared Jeeps“ abgewickelt. Von Darjeeling ging es für uns erst einmal nach Jorethang, der Hauptverkehrsknotenpunkt in Süd-Sikkim. Von dort aus, werden fast alle Städte angefahren, weswegen es ein 4 stöckiges Jeep-Parkhaus gibt, allerdings mit recht spärlicher Beschriftung. Unser Ticket, einzig mit der Autonummer in der Hand, sind wir durch die verschiedenen Ebenen geirrt, um aus den über hundert Jeeps, den richtigen nach Pelling ausfindig zu machen. Der Fahrpreis ist fix und richtet sich nach der Anzahl der Kilometer. Losgefahren wird, wenn der Jeep voll ist, also mindestens 10 Personen + Fahrer. Während wir darauf gewartet haben, dass sich unser Jeep füllt, kam ein Sikkimese vorbei, um uns die Hand zu schütteln, und da er uns ganz toll fand, hat sich das Ganze bestimmt fünf Mal wiederholt. Nachdem er noch gefragt hat, ob er einen Schluck Wasser von unserer Flasche haben kann, ist er verschwunden, doch kam kurz darauf freudenstrahlend wieder zurück und hat uns eine Tüte in die Hand gedrückt, und war dann auch schon wieder weg. In der Tüte waren super leckere Trauben, die er wohl beim Markt nebenan noch kurz für uns gekauft hatte.

Pelling ist der Ort, von dem aus man einen perfekten Blick auf das Dach der Welt mit seinen schneebedeckten Bergen hat, vorausgesetzt, sie verstecken sich nicht hinter den Wolken, wie es bei uns leider die ganze Zeit der Fall war. Der kleine Ort an sich ist nicht besonders schön, da er fast ausschliesslich aus Hotels besteht. Der Grund sind zum Glück nicht die wenigen westlichen Touristen die zum Trekken und wegen der Natur hier her kommen, sondern die indische Mittelschicht die es sich leisten kann im eigenen Land Urlaub zu machen, und diesen gerne während des Sommers im kühlen Hochland verbringt. Und so ist Sikkim wie auch Darjeeling bevölkert von indischen Familien mit dicken Kindern. Doch keine Angst – ein Inder würde nie einen Ort besuchen der nicht direkt mit dem Auto anfahrbar ist, und so beschränken sich die Aktivitäten der Einheimischen auf organisierte all-inklusiv Jeep-Rundfahrten. Wir haben uns dagegen in unserer Unterkunft über Trekking-Möglichkeiten erkundigt und uns für einen Viertages-Trip mit 3 Übernachtungen entschieden. Bevor es los ging haben wir uns noch das wunderschöne in Laufdistanz liegende Pemayangtse Kloster angeschaut und auf dem Rückweg nach Pelling an der leckeren Lotus Bäckerei einen Stopp eingelegt, die mit ihrem Erlös die Dorf Tribal-Schule unterstützt.

Wegen den Touristen gibt es hier auch ein wunderbares südindisches Restaurant mit ganz vielen leckeren und günstigen Dosas, und so waren wir die zwei Tage jeweils zum Mittag- und Abendessen dort. Hier haben wir auch Matt & Siddharth wieder getroffen. Die zwei (Siddharth ist Inder und Architekt & Matt Amerikaner und IT-Spezialist) kennen sich beruflich von einem spannenden Projekt, das Indern in ländlichen Gegenden wieder die traditionelle Bauweise mit Mauerwerk und Satteldach auf ökologische und ökonomische Weise näher bringt – sonst setzt der Inder gerne auf Beton, was für ihn für Beständigkeit steht. Matt hat hierbei Satellitenbilder ausgewertet um Bestandsbauten zu kategorisieren und Baustrukturen zu analysieren. Jedenfalls haben sich die zwei die wir aus Darjeeling kennen zwei Royal Enfields ausgeliehen um 6 Tage durch Sikkim zu fahren. Und da die zwei wie wir auch vor hatten zum Khecheopalri Lake zu gehen, bekamen wir von Siddharth gleich noch einen indischen Homestay-Geheimtipp.

Nur das nötigste gepackt, ging es am nächsten Morgen los mit der ersten Etappe. Da die Shared Jeeps erst gegen Nachmittag fahren, hatten wir uns dazu entschieden, den geringen Aufpreis zu bezahlen und mit einer Touri-Tour mitzufahren und am Khecheopalri Lake dann auszusteigen. So kamen wir noch in den Genuss des absolut extrem UNspektakulären Rimbi Rock Garden – eine Wiese an einem Fluss, auf der ein paar unsensationelle Steinbrocken rumliegen – aber die Inder stehen total drauf! Nach einem weiteren Stopp an einem Wasserfall ging es zum Highlight der Touri-Tour und unser Ausstiegsort – der Khecheopalri Lake. Ein See, der von oben gesehen, wie ein Fussabdruck aussieht, laut Legende wohl der Fussabdruck von Tara Jetsun Dolma und sowohl für Hindus, als auch Buddhisten als heiliger Wunscherfüllungssee gilt.

Am Polizei-Posten haben wir uns informiert wo es zu Pala’s Homestay geht, und uns wurde ein kleiner Pfad steil hoch in den Wald gezeigt. Na gut – dann laufen wir mal los. Nach 30min über einen extrem rutschigen und schmalen Weg sind wir auf dem Bergkamm angekommen. “Ich glaub wir sind im Paradies gelandet, so schön ist es hier!“ Oben auf einer Lichtung mit einem 270° Panoramablick liegt das kleine Dorf auf 2150m, dass aus ca. 10 Häuser besteht, und wie wir später mitbekamen ist dies der einzige Weg hier hoch. Das heisst, keine Autos, kein gehupe, nur einfache Unterkünfte in der Idylle und der Ruf des Hahnes.

Pala ist der Dorfälteste, ca. 85 Jahre alt (er weiss es nicht so genau) und war früher als Gurkha (so was wie Himalaya-Armee-Eliteeinheits-Kämpfer) schon viel in Asien unterwegs. Sein Sohn Sonam hat neben an auch einen Homestay, und da es hier sogar etwas gemütlicher aussieht haben wir uns zunächst für eine Nacht angemeldet. Man bezahlt 400Rupies (ca. 5.30EUR) für die Unterkunft inkl. 3 Mahlzeiten und Wasser & Tee so viel man will. Ein Traum!!! Meistens gibt es Strom, das Wasser kommt aus einem Brunnen, die Toilette ist natürlich ein Steh-Plumpsklo und geduscht wird mit heiss-wasser-Eimern. Die Familie hat 4 wunderbare Kinder, Käse und Butter wird aus eigener Kuhmilch selbst zubereitet, und auch nahezu das ganze Gemüse kommt aus eigenem Anbau. Gerade richtig gab’s zum Mittagessen auch gleich lecker von der Mutter selbstgemachte Momos. Und so haben wir die Abgeschiedenheit genossen, und aus einer Nacht wurden schnell vier!

Alkohol wird im Gegensatz zum Rest von Indien hier sehr gerne getrunken, und deshalb gibt es hier auch einige kleine Brauereien mit gutem Bier. Das Beste ist jedoch der Rum aus Sikkim – einer der Besten den wir je getrunken haben. Und eine Flasche kostet nur knapp über 2 Euro. Traditionell gibt es hier auch das sogenannte Tomba-Bier, dieses wird aus fermentierter Hirse hergestellt und frisch aufgesetzt aus einem Bambusrohr getrunken.

Leider hat seit ein paar Wochen die Regenzeit begonnen und es ist meistens wolkig, so fiel der Blick auf das Schnee bedeckte Dach der Welt eher spärlich aus. Trotzdem hat sich die kleine Tageswanderung zum View Point auf der anderen Seite des Sees gelohnt, da man von hier aus zumindest den Fussabdruck wunderbar erkennen kann. Doch eines Morgens um 5:00 Uhr hatten wir dann tatsächlich kurz freie Sicht auf einen der mächtigen Berge – den Pandim, 6691m hoch. Aber da wir eigentlich nur für 3 Übernachtungen gepackt hatten, und wir in unseren kleinen Tagesrucksäcken nicht einmal gross Wäsche zum Wechseln hatten, sind wir nach einigen Tagen schweren Herzens los zum geplanten Trek nach Yuksom.

Der schmale Weg ging hinab ins Tal, über alte Brücken, vorbei an Wasserfällen und an einsamen Häusern. Das letzte Stück sind wir die Strasse entlang gelaufen, und nach einem kurzen Regenstopp an einer Überdachung sind wir nach 7 Stunden in Yuksom angekommen. Bekannt ist der kleine Ort durch das Dubdi Kloster (das älteste in Sikkim), und weil er früher einmal die erste Hauptstadt des ehemaligen Königreichs war. Zudem ist hier der Startpunkt des Dzongi-Treks, der 7 Tage lang durch die Täler hinauf bis nach Goecha La (4940m) führt von wo aus man einen fantastischen Blick auf die Kanchenjunga-Gruppe (8596m) hat und nur noch 10km vom dritthöchsten Berg der Welt entfernt ist. Der Trek war für uns (mittlerweile indisch-untrainierte Weltenbummler ohne Muskulatur) etwas to-much, doch sind wir am nächsten Tag hoch zum alten Dubdi Kloster, und über ein wunderbar grünes Tal und das kleine Örtchen Tshong wieder zurück nach Yuksom. Am darauffolgenden Tag stand dann die längste Etappe an – die 22km bis nach Tashiding.

Früh morgens vor der Hitze sind wir bei strahlendem Sonnenschein los, wieder durch wunderschöne kleine Seitentäler, über Gebirgsbäche bis zum Hongli Kloster. Danke unseren Entkeimungstabletten und einem Baumwollstoff als Filter konnten wir uns auf dem Weg mit Trinkwasser versorgen. Vom Hongli Kloster hat man einen atemberaubenden Blick in die Täler und über die Berge (das die Mönche aber auch immer an den abgelegensten Orten ihre Klöster bauen müssen). Weiter Richtung Sinon Kloster – dort angekommen hatten wir bereits den Blick auf Tashiding, aber wo geht’s den Berg runter? Ein netter Taxifahrer hat uns dann ein Stück bis zu einer Kreuzung mitgenommen, und uns den Fussweg hinunter in den Ort gezeigt. Er hat sich dann noch bei uns entschuldigt das er uns nicht das ganze Stück fahren kann, da er eigentlich gerade betrunken sei – das wiederum aber in Sikkim auch völlig normal ist. Extrem steil und über mal wieder viel zu viele Stufen ging’s runter nach Tashiding. Wir haben eine nette Unterkunft gefunden und uns sogleich ins Restaurant gesetzt und völlig verhungert Mittag- und Abendessen zugleich eingenommen. Der 10-Stunden-Marsch war schon sehr kräftezehrend.

Am nächsten Tag sind wir zurück nach Pelling ins Hotel und haben es genossen nach 7 Tagen mal wieder heiss zu duschen und in frische Klamotten zu schlüpfen. Eigentlich haben wir uns auf dem Weg bereits entschieden noch mal zu Sonam’s Homestay am Khecheopalri Lake zu gehen, und so haben wir die zwei Tage in Pelling genutzt unsere Permit für Sikkim zu verlängern, Wäsche zu waschen, Rum (für uns) und ein paar Geschenke für die Kinder (Fussball, Kuscheltier, …) einzukaufen, und ich hatte sogar noch das Glück mir die Wiederholung des Champions League Finales im Hotel anschauen zu können.

Vorbereitet und diesmal mit unserem ganzen Gepäck sind wir nach zwei Tagen wieder ins Paradies gezogen. Daisy war der Aufstieg mit dem ganzen Gepäck etwas zu heftig, und so haben wir unten im Ort einen Sherpa organisiert der ihr Gepäck nach oben trägt, für gerade einmal 100Rs (1,30Euro). Oben wurden wir freudenstrahlend empfangen, und auch Paul aus England, und Francisca & Josefa aus Chile waren immer noch da. Und so haben wir dann weitere 9 wundervolle Tage hier oben verbracht, haben mit den Kindern gespielt, beim Kochen geholfen, mit dem guten Schweizer Sackmesser und dem hier überall wachsenden Bambus diverses nützes oder unnützes Zeug gebastelt, oder eben einfach nur relaxt, durch stundenlanges in-die-Ferne-Schauen. In dem Ort gibt es auch ein kleines Kloster mit einer Schule, und so laufen jeden Morgen die kleinen Mönche an einem vorbei zum Unterricht. Ein wunderschönes Fleckchen Erde – einfach schön! Einziger Nachteil im Paradies – Daisy hat sich mal wieder kleine Haustierchen eingefangen. Diesmal jedoch keine Bedbugs sondern Flöhe die öfters für juckende Pusteln gesorgt haben.

Paul ist schon etwas früher abgereist, und so sind wir mit den zwei chilenischen Mädels nach wie gesagt 9 Tagen Richtung Gangtok – Sikkim’s Hauptstadt – weiter. Schweren Herzens sind wir los und haben uns von der Familie verabschiedet. Nach so einem Aufenthalt hatte sich doch ein super Vertrauensverhältnis eingestellt, so dass die Kiddis auch alle früh morgens aufgestanden sind, um uns hinterherzuwinken.

Little paradise – we will come again!

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