East Sikkim
28. Juni 2013ANFAHRT Um 5:00Uhr morgens sind wir aufgestanden und Sonam hat uns vier nach der Verabschiedung noch Bambusstöcke für den steilen Abstieg zum See geschnitzt. Die Wartezeit bis dann der Jeep kam haben wir mit Chai trinken und Blutegel entfernen verbracht. Diese kleinen Blutsauger lieben die feuchte Jahreszeit und man hat nach dem 30min Marsch unweigerlich ein paar Viecher an Schuhen, Socken oder Waden kleben. Mit dem Jeep sind wir dann zunächst nach Geyzing gefahren, dort umgestiegen in den Jeep nach Jorethang und von da aus dann weiter bis nach Gangtok. Auf Grund einiger Erdrutsche betrug die Fahrtzeit für die Strecke von 120km 10 Stunden, und da wir auf der Fahrt zweimal die Flussseite wechseln mussten, bekamen wir bei der Aus- und Wiedereinreise nochmal zwei weitere kleine Sikkim-Stempel in unsere Pässe.
ZIMMER-PARTY Am ersten Abend beim Feierabend-Bier haben wir noch zwei Mädels aus Australien kennengelernt, und da unsere zwei Chileninnen im September nach Aussie-Land fliegen wollen, wurden die ganz prima ausgefragt. Die zwei südamerikanischen Mädels sind spontan mit etwas wenig Geld losgeflogen, mit dem Plan in Australien zu arbeiten und sich da dann das Geld für die weitere Reise dazu zu verdienen. Da die Aussies ziemlich verplant und lustig waren haben wir am nächsten Tag kurzer Hand eine Zimmer-Party gestartet. Bier und Whiskey gibt’s bekanntlich ja günstig hier, also ordentlich eingekauft und bis um 1:00Uhr gefeiert, bis der Hotelmanager dem Ganzen ein abruptes Ende verpasst hat.
SHOPPING In Gangtok gibt es einige gut sortierte Läden (ist in Indien nicht immer normal), und so gab’s für Daisy ein paar schicke neue Schuhe & eine grüne Halskette (eigentlich das Symbol für verheiratete Frauen in Sikkim), einige buddhistische Souvenirs, Postkarten und auch einen kleinen Tauchsieder für gerade mal einen Euro. In der Touri-Info haben wir erfahren, dass es auch möglich ist von Gangtok (auf dem Rückweg) nach Siliguri zum nächstgelegenen Bahnhof mit dem Helikopter zu fliegen. Dies würde die Rückreise nicht nur von 5 Stunden auf 35min verkürzen, sondern man hätte auch gleich einen traumhaften Ausblick auf die Landschaft. Mit knapp über 30Euro pro Person eigentlich auch spott-billig, doch gibt es eine strenge Gewichtsbegrenzung. Das Gepäck darf nicht über 10kg wiegen, und bei der Verhandlung waren die Inder leider ungewohnt unnachgiebig. Passend zu unserem Tauchsieder gabs noch Instant-Kaffee und Instant-Noodles. So konnten wir in unserem mittlerweile gemütlich eingerichteten Zimmer auch etwas zu Essen machen. Der Morgen-Kaffee hat sich durchgesetzt, doch die Nudeln waren überhaupt nicht gut und für den Preis von Cup-Noodles bekommt man an der Ecke auch 8 Momos und hat am Schluss mehr davon.
STORY VOM KLOPAPIER Unser Hotel war eher eines der günstigeren und es ist auch seit Jahren im Lonely Planet, von dem her steigen hier viele Backpacker ab – und da Backpacker nicht gleich Backpacker ist, gibt es auch den ein oder anderen Nerd unter ihnen. So wie ein Mädel aus Kanada die mit ihrer riesigen immer nach vorne rutschenden Brille aussah wie das hässliche Mädel aus einem schlechten Teenie-Streifen. Sie hat vor der Reise Movie-ologie oder so ähnlich studiert und wusste alles über Film, so hat sie Francisca vollgeblubbert und ihr einige Tipps gegeben welche Bollywood Filme sie während ihres Aufenthaltes in Indien denn noch sehen muss. Kein Papier griffbereit hat sie sich die Movies auf einer Serviette notiert. Etwas Später gab es mal wieder einen der regelmässigen Stromausfälle und unser Hotel war ohne Beleuchtung extrem dunkel. Francisca musste dringen auf die Toilette, doch in der Dunkelheit ihres Zimmers war zunächst kein Klopapier zu finden. Ach – Servietten tun’s ja auch. In ihrer Notsituation etwas unter Zeitdruck hat sie später festgestellt, dass das gute Stück Papier für unten rum herhalten musste – aber die Filme waren wahrscheinlich eh für‘n Arsch 😉
PISCOLA Wir hatten noch einiges zu arbeiten hier, doch unsere chilenischen Mädels sind nach ein paar Tagen weiter gereist. Nach dem erfolgreichen Kauf eines Tatkal-Tickets (sogenannte Notfall-Tickets 24h vor Abfahrt des Zuges), sind wir am Abend das letzte Mal gemeinsam zum Essen. Auf dem Rückweg wurden wir von Josefa gefragt ob wir den Pisco Sour kennen – das Nationalgetränk in Peru und Chile. Ja klar! Und ob wir denn auch schon mal Pisco-Cola getrunken hätten, den der Traubenschnaps, ähnlich dem Grappa schmeckt auch lecker mit Cola. Also haben wir uns am nächsten Shop eine Flasche Coke gekauft und Josefa fragte noch nach Eiswürfel, weil das sehr wichtig für das Getränk sei. Wir dachten noch wo soll man denn um 21:00Uhr (hier schliesst alles um die Uhrzeit) jetzt noch (keimfreie) Eiswürfel herbekommen? Josefa hat dann aus ihrem Tagesrucksack den sie dabei hatte eine Camping-Pfanne ausgepackt (warum auch immer sie die die ganze Zeit mit sich rumgeschleppt hat???), ist mit der schnur-stracks in die nächste etwas teurere Bar, man hörte aussen etwas Gelächter, und nach 3min kam sie mit einem Berg Eiswürfel in ihrer Pfanne wieder heraus. Also stand dem Piscola nichts mehr im Wege, hatten die zwei Mädels doch für spezielle Anlässe zwei kleine Flaschen aus ihrer Heimat mitgebracht. So haben wir bei den Mädels auf dem Zimmer noch was getrunken, haben Filme und Musik ausgetauscht und uns noch ganz ganz herzlich verabschiedet.
EMA DATCHI Durch Tripadvisor sind wir auf das 9’INE Restaurant aufmerksam geworden, das vor allem für seine regionale Küche gelobt wird. Dort konnten wir dann zum ersten Mal bhutanisches Ema Datchi ausprobieren – Gemüse wird in Hüttenkäse gekocht und abgeschmeckt und dann zusammen mit Reis gegessen – verdammt lecker! Ein neuer Kandidat für unser Kochbuch. Und weil auch die anderen Sachen in dem Restaurant so lecker waren, und die Atmosphäre zudem noch unglaublich gemütlich, sind wir hier öfters aufgetaucht. Sehr schön auch ein Zitat auf der Speisekarte von Benjamin Franklin: „Beer is proof, that God loves us and wants us to be happy!“ Im 9’INE konnte man auf der Karte auch regionalen Rotwein finden, den wir natürlich auch probieren mussten. Dieser schmeckt zwar eher wie ein Likörchen bzw. wie Portwein, dennoch besteht Suchtgefahr. Zum Glück gibt es in Gangtok (wie bereits erwähnt trinkt der Sikkimese ganz gern) alle 50m einen Liquer-Shop und ein Fläschchen von dem kalten Glühwein kostet gerade mal 2 Euro.
THE COFFEE SHOP Auf Grund der vielen indischen Mittelschicht-Touristen gibt es hier auch richtig gute Restaurant, so zum Beispiel “The Coffee Shop”. Hier gibt es – zugegeben nicht ganz günstig – die beste Pizza ganz Indiens. Auch sonst ist alles lecker und der Oreo Ice Shake deckt den Kalorienbedarf einiger Tage. Neben dem 9’INE war das in der Zeit in Gangtok unser Stammlokal.
ARBEITSTAGE Die Zeit in Gangtok haben wir hauptsächlich zum Arbeiten genutzt. Wir hatten ein nettes Hotelzimmer mit Balkon, Internetzugang und einem Schreibtisch – und so konnten wir mal wieder viele Blogtexte schreiben, Bilder aussortieren, Tagebuch und Emails schreiben, und Facebook-Nachrichten beantworten. Abends nach einem fleissigen Tag wurde regelmässig unser “Heimkino“ aufgebaut, und – bei einem Gläschen Rotwein – haben uns einer der vielen Filme die wir von Josefa & Francisca bekamen angeschaut.
AUSFLÜGE In den 2 Wochen in Sikkims Hauptstadt haben wir es tatsächlich auch geschafft ein paar Ausflüge zu machen. So ist Daisy zunächst bei schönem Wetter alleine los ein paar Bilder von der Stadt zu machen und ist dann hoch bis zum Enchey Kloster gelaufen. Ein paar Tage später sind wir zum bekannten Rumtek Kloster gefahren, von wo aus man einen schönen Blick auf Gantok hat, das auf der anderen Seite des Tal liegt, und am letzten Tag haben wir uns noch das weiter unten an der Bergkammspitze liegende Do Drul Chorten Kloster mit dem Tibetan Institut angeschaut.
INDIANS Wie wir feststellen mussten, haben die Sikkimesen und die Inder nicht viel gemeinsam. Sikkim gehört zwar seit über 40 Jahren zu Indien, doch ist quasi das ganze Land buddhistisch, das Essen ist stark von Nepal und Tibet beeinflusst und Mentalität und Aussehen ist typisch für die im Himalaya lebenden Bergvölker. So haben wir erfahren, dass die Bewohner Sikkims ganz gerne über die Inder lästern. Die werden “The Black People“ genannt, wenn ein Inder seinen Kleinwagen (der Sikkimese fährt einen Jeep) irgendwo ungeschickt abstellt, wird gefragt “Who’s Generator is that?“. Bekannt ist auch das Inder generell sehr laut sind, auch in ihrer Unterhaltung. So ist also eine Weisheit in Sikkim “You only need two Indians, and then you have a fish market!“
ERLEDIGUNGSTAGE Reisen heisst nicht nur faul in der Hängematte zu liegen, sondern an manchen muss man auch ganz alltäglich Ding erledigen. So haben wir einige Sachen zum Schneider zum nähen gebracht (Daisy hat es sich zwar selbst auf die to-do-Liste geschrieben, doch nach den ersten Versuchen gleich aufgegeben), Schuhe und Halskette reparieren lassen, einen USB-Stick zur Bildersicherung gekauft, Wäsche waschen, Prepaid-Card aufladen, und zum nächsten grösseren Supermarkt um diverse Dinge einzukaufen. Für unser Handy haben wir ein neues Ladegerät gefunden, waren in der Apotheke und unser 3G-Internet-Stick musste auch aufgeladen werden. Unsere Permit für Sikkim mussten wir auch schon wieder verlängern, da wir jetzt schon fast einen Monat hier sind. Leider ist nach max. 60 Tagen Schluss 🙁
KANCHANJUNGA Und dann, nach über einem Monat in Sikkim war es endlich soweit. Eines Morgens hatten wir von unserem Hotel aus THE VIEW! Die Wolken haben sich aufgetan und plötzlich hatten wir freie Sicht auf den Kanchanjunga – 8586m hoch, schneebedeckt, wunderschön, beeindruckend, fantastisch! Das Warten hatte sich gelohnt und der Tag war gerettet.
ABREISE Nach insgesamt 35 Tage in Sikkim hiess es Abschied nehmen von dieser traumhaften Bergregion, hinab in die heisse Tiefebene. Von 23°C in den Bergen nach Siliguri mit 40°C. Aber wir verlassen das Paradies natürlich nicht ohne eine Flasche Rum. Die haben wir am letzten Tag in einem Liquer-Shop kaufen wollen, da gibt uns der Verkäufer einen kleinen Flachmann – wir bigger, bigger, er stellt das Fläschchen zurück und bringt uns eine kleine Flasche – wir bigger, bigger, er stellt diese wieder zurück und bringt uns endlich die 1-Liter-Flasche. Jaaa – wir Touristen können auch trinken, nicht nur ihr Sikkimesen.
Bye-Bye fresh air, Bye-Bye nature, Bye-Bye loneliness!
Hello noise, Hello heat, Hello black people, Hello fish market!
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