Waikato
18. März 2012Rotorura-Region – hier blubbert es, zischt es, stinkt es, spritzt es und man hat das Gefühl ein Orc kommt gleich mal um die Ecke gelaufen. Wir sind nun mittlerweile im vulkanisch aktiven Herr der Ringe – Land gelandet. Direkt in Rotorura haben wir einen relativ günstigen und schönen Campingplatz gefunden, der sogar eigene Hot Pools hat. Also gleich mal ein heisses Stinkebad genommen. Auch sonst riecht es hier in der Stadt überall ziemlich streng nach fauligen Eiern. Ein Highlight von Roturua ist das Te Puia-Thermal Reserve, in dem es den Pohuto Geysir, einen bis zu 30 m hoch spuckenden Geysir zu bestaunen gibt und wo man Lust bekommt die Japaner darin zu kochen, die hier mal wieder im Rudel aufgetaucht sind. Ausserdem kann man Hot-Pools, unter anderem einen 100°C heissen Kochteich, sowie zig verschiedene Mud-Pools sehen. Diese blubbernden Schlammlöcher haben eine Wirkung wie ein Lagerfeuer, man könnte ihnen stundenlang beim Dreck-in-die-Luft-spucken zuschauen oder sich am besten gleich reinlegen. Da diese aber sauer sind, würde das einem die Haut wegätzen. Um Rotorua, ist wohl einer der bekanntesten Mountainbike-Parks von NZ, so hab ich mir für einen Tag ein Bike ausgeliehen. Berg auf war etwas anstrengend, da sich die fehlenden regelmässigen Sportaktivitäten und das ein oder andere Grämmchen zusätzlichen Hüftspeck bemerkbar gemacht haben. Endlich oben angekommen hatte ich puren Fahrspass vor mir. Singeltracks in allen Schwierigkeitsstufen zum Vollgas runterbrettern. Da alle nur one-way befahrbar und keine Wanderer erlaubt sind, muss man nicht auf „Gegenverkehr achten“. Was für ein Spass! Ziemlich ausgepowert aber sau happy, war ich dann nachmittags wieder am Ausgangspunkt, wo mich Joga abgeholt hat. Zur Stärkung gab es abends leckere Fleischspiesse. Von Rotorua ging es am nächsten Morgen weiter nach Taupo. Unterwegs kamen wir an einem weiteren Thermalgebiet vorbei, in dem der „bekannte“ Lady Knox-Geysir steht, der täglich um 10.15 Uhr spuckt. Das Ganze hat sich dann als ziemlich skurrile Veranstaltung entpuppt. Vor uns war ein kleiner, wie von Menschenhand gemachter Krater zu sehen, um den herum eine Zuschauertribüne aufgebaut war. Und dann kam ein Ranger mit Mikrophon und hat uns von der Entdeckung von Lady Knox erzählt. „Früher war hier in der Gegend ein Gefängnis. Bei einem Freigang haben die Gefangenen das leicht vor sich hin dampfende Loch entdeckt. Da sie keinen Zugang zu heissem Wasser hatten, haben sie sich gedacht, sie könnten darin ihre Wäsche waschen. Also haben sie ihre Kleidung genommen, in den Geysir gestopft (ohne zu wissen, dass es einer ist), Waschmittel dazugegeben und dann hat Lady Knox gespuckt und die Kleider in alle Richtungen verteilt.“ Nachdem der Ranger mit seiner Geschichte fertig war, hat er ein Säckchen Waschpulver ausgepackt und in den Geysir geschüttet und keine 3 Minuten später hat die Lady ordentlich Wasser in die Luft gepustet. Anschliessend haben wir uns noch den Rest des Wai-O-Tapu Themal Wonderland angeschaut, in dem es weitere Schlammtümpel, dampfende Erdspalten und bunte Wassertümpel gibt, die durch verschiedene Elemente, wie z.B. Schwefel, Siliziumoxid oder Arsensulfide ihre Farbe erhalten und zum Teil auch jedes Überleben in diesen unmöglich machen. Das Highlight war das Teufelsbad, ein giftgrüne leuchtender See. In Taupo haben wir auf Reid’s Farm, einem kostenlosen Campground direkt am Waikato-River übernachtet. Morgens wurden wir von ziemlich frechen Enten geweckt, die gerne im Essen der Camper stöben. Vormittags sind wir zu den Huka Falls gelaufen und anschliessend weiter in den Tongariro Nationalpark gefahren, wo man im Winter Ski fahren und ansonsten den Tongariro Alpine Crossing Track laufen kann. Uns für die Nacht ein Plätzchen auf einem bereits komplett überfüllten DOC-Campingplatz gesucht und am nächsten morgen früh aufgestanden zum i-Site (ein Informationscenter, dass es in jeder noch so kleinen Stadt gibt und in denen ich mich mit einer wahren Freunde jedes Mal mit Infomaterial eindecke, ganz zu Jogas Leidwesen) gefahren und uns über den Track erkundigt, den ich heute laufen wollte. Da Joga ja Probleme mit seinen Knien hat und es auf 1886m hochgeht, hat er mein Shuttle-Service gespielt und wir haben uns die Shuttle-Bus-Kosten in Höhe von 60 Dollar für zwei Personen gespart. Also hat Joga mich zum Startpunkt gefahren von wo aus ich 20 km durch und über Vulkane gewandert bin, genauer gesagt durch Mordor durch und am Schicksalsberg aus Herr der Ringe vorbei. Was ich nicht wusste, in Neuseeland gibt es sogenannte „Great Walks“, die beliebtesten und somit auch am meisten frequentierten Tracks. Da die Wochenenden davor das Wetter angeblich schlecht war, sind mit mir zusammen 1200 Menschen gelaufen, auch leider sehr viele, die besser nichts in einem alpinen Gelände zu suchen haben. Trotz der vielen Menschen war die Landschaft absolut atemberaubend. Nach einem ziemlich steilen Anstieg zum roten Krater hoch, wird man oben mit einem unglaublichen WOW-Effekt belohnt, wenn man in die unendlichen Weiten schaut. Dort oben hab ich drei Hamburger Jungs kennengelernt, mit denen ich dann den nicht ganz offiziellen Weg in den Krater reingeklettert und über heisse dampfende Schwefelfelder zu Türkis leuchtenden Seen abgestiegen bin. Nach 6 Stunden war ich am Endpunkt, wo Joga bereits auf mich gewartet hat und wir wieder zu Reid`s Farm zum Übernachten gefahren sind.