Savannah Way
14. Juli 2012Am nächsten Morgen gings dann los. Nur mit einer Adresse bewaffnet haben wir uns auf den Weg zur Autovermietung gemacht, ohne gross zu wissen, welche Vermietung, was für ein Auto, etc. Bei der richtigen Hausnummer angekommen, wussten wir zumindest schon mal, dass es sich entweder um einen Britz, Maui oder Backpacker handelt. Die ersten beiden vermieten recht gute und teure Campingfortbewegungsmittel, jenseits unseres eigentlichen Budgets. Auf jeden Fall hiess es erst mal warten, da vor uns noch etliche Gäste ihr für teures Geld gemietetes Wohnmobil entgegennehmen durften. Und dann kamen wir endlich dran. Von einem Deutschen noch über die Formalitäten aufgeklärt worden; wir müssen innerhalb von 6 Tagen das Auto in Darwin abgeben (2858km), dürfen keine Gravelroad und nicht bei Nacht fahren. Und dann haben wir die Schlüssel für unser Auto überreicht bekommen. Ein Buschcamper – sprich ein Toyota Landcruiser, 4WD, 8-Zylinder mit einem 4,5l Motor und 230PS, zwei 90l Tanks und zwei riesen Batterien – der sieht absolut nach Spass aus. 🙂 Ausserdem hatten wir ein Hightop oben drauf, so dass wir drin sitzen, stehen, schlafen und kochen konnten, mit Wasserkessel, Wasserkocher, anständigen Töpfen, Toaster und und und.
Da Joga noch einen dicken Kopf vom Vorabend hatte, da er Bolognesesosse eingekocht und den Rotwein gleichmässig auf Sosse und sich verteilt hat durfte ich zuerst das Steuer übernehmen. Nach 5 Monaten Automatik muss man sich erst mal wieder an ein Schaltgetriebe gewöhnen. Schnell ins Hostel unser Gepäck abholen, zu einem Supermarkt, alles Notwendige für die nächsten Tage gekauft und los ging es über die Tabellands bis in die Nähe des Mt Surprise, wo wir uns neben der Strasse ein Plätzchen für die Nacht gesucht und vorzügliche Spaghetti Bolognese gekocht haben.
Jeden Morgen sind wir um 6 Uhr aufgestanden, zum einen um zeitig loszukommen, zum anderen ist dies die schönste Zeit des Tages, wenn die Sonne aufgeht und die Welt um einen herum erwacht. Mittlerweile befanden wir uns auf einem Teil des Savannah Highway (von Cairns ca. 3500km nach Broomie), in diesem Abschnitt eine einspurige Strasse, die von beiden Seiten mit Gravel gesäumt ist. Wenn einem ein RoadTrain entgegenkommt, ist es sinnvoll Platz zu machen, da die alles von der Strasse rammen. Vorbei an zig Termitenhügel in den skurlisten Formen, sind wir bis nach Normanton gefahren. Von dort aus müssten wir eigentlich wieder Richtung Süden auf den Barkly Highway, da wir ja nur auf geteerten Strassen unterwegs sein dürfen. Dabei gibt es so eine schöne „Abkürzung“ weiter auf dem Savannah Highway. Naja, man kann sich ja mal bei der Touriinfo in Normanton nach dem aktuellen Strassenzustand erkundigen. Die Aussage des Touri-Mitarbeiters war – Highway is boring (langweilig), Savannah Highway is real Outback. Da war dann auch schnell klar, welche Strecke wir fahren. Kurz noch aufs Klo und dort hing ein Schild mit folgender Aufschrift: Immer schön den Klodeckel schliessen – denn Frösche lieben Wasser – und Schlangen lieben Frösche. Ahhh, den Frosch im Klo hatten wir ja schon, aber auf die Schlangen können wir gerne verzichten (siehe vorheriger Artikel). Bei der örtlichen Tankstelle unsere beiden Tanks aufgefüllt, zusätzliches Wasser gekauft und ab ins Outback. Die ersten paar Kilometer waren noch geteert, bevor das 600km lange Erdstrassenstück anfing. Genau so stellt man sich Australien vor, endlose Weiten, Buschland und überall wo man hinschaut hüpfen Kängurus um einen herum. Rechtzeitig vor Sonnenuntergang sind wir bei den Leichhardt Falls angekommen, wo man umsonst campen darf. Ein trockenes Flussbett mit ein paar vereinzelten Wasserlöchern, wo man sich hinstellen kann und wo bereits ein paar Wohnwägen (nur Australier) standen. Atemberaubend schön – während langsam die Sonne unterging, konnten wir Kängurus, Kakadus und gigantische Papageienschwärme von unserem Auto aus beobachten. Zum Essen: Spaghetti mit Bolognese-Sosse 🙂
Am nächsten Morgen wieder mit dem ersten Morgenglühen losgefahren. Auf der Strasse lag ein relativ frisch überfahrenes Känguru, ein absolutes Festmahl für die ganzen Raubvögel, die sich genüsslich darüber hermachten und sich auch nicht durch uns stören liessen. Heute lag das längste aber auch spannendste Stück Gravelroad vor uns, einmal sind wir durch ein Buschfeuer durchgefahren und einige Flussdurchquerungen standen auch auf dem Programm. Durch Aborigine-Gebiete, über die Bundesstaatengrenze Queensland – Northern Teritorry (mit Zeitverschiebung) und an einsamen Tankstellen vorbei (nächste Tankmöglichkeit 380km). Einigst nervig sind die stellenweise auftretenden Corrugations (Bodenwellen) die auf Erdstrassen automatisch entstehen. Eine Welle reiht sich an die andere und es fühlt sich an als würde man über ein Waschbrett fahren – max. Geschwindigkeit 20-30km/h.
In Booroloola, ein Aboriginiedorf noch einen Schluck getankt, damit wir es bis zum Highway schaffen. Da es mittlerweile dunkel wurde, uns ein Schlafplätzchen beim Caribirni Waterhole gesucht, bevor es dann am nächsten Tag auf dem Stuart Highway weiter Richtung Darwin ging. Abendessen: Spaghetti mit Bolognese-Sosse 🙂
Übrigens haben wir uns mal im Internet erkundigt, was so ein Auto zu mieten kosten würde. Pro Tag muss man mit 230 – 250$ rechnen, ohne Versicherung. Wenn man keinen Selbstbehalt von 7.500$ im Schadensfall möchte, darf man nochmal zusätzliche 56$ pro Tag bezahlen.