Daisy und Joga und die Welt

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Mumbai

29. Dezember 2012

Mumbai

Nach einer recht schaukligen Nacht im Bus, sind wir am Heiligabend früh morgens in Mumbai angekommen, da wir dort die Weihnachtsfeiertage verbringen wollten. Die Hotelpreise in dieser Metropole sind recht hoch, die Bewertungen im Internet aber aller recht schlecht, so dass wir uns mit unserem Gepäck ins berühmte Café Leopold gesetzt haben, von wo aus Joga los ist und sich mehrere Unterkünfte im Stadtteil Colaba angeschaut und auch was vernünftiges gefunden hat. Das Café Leopold war einer der Attentatsorte von den Anschlägen im November 2008, wo unter anderem 10 Menschen im Leopolds erschossen wurden. Die Einschusslöcher sind heute noch sichtbar, ausserdem kannten wir das Cafe auch aus dem Buch “Shantaram“, das wir beide gelesen hatten.

Zur Feier des Tages gab es heute ein Weihnachtsmenü beim McDonalds. Da wir uns aber im Land der heiligen Kühe befinden, gibt es kein Burger mit Rindfleisch auf der Karte und der Big Mäc wird somit mit Hühnchen Fleisch serviert und heisst auch Maharadscha Mäc. In vielen Bundesstaaten in Indien ist Alkohol trinken verboten und wenn man doch mal eine Kneipe findet, lädt diese nicht dazu ein, gemütlich ein Bier trinken zu gehen, da es den Indern nur darum geht, möglichst schnell betrunken zu werden. So sind wir mittlerweile ziemlich aus der Übung und haben sogar auf das obligatorische “Heiligmorgenbier“ verzichtet. Wenigstens abends wollten wir uns dann ein Hopfengetränk gönnen, vor allem da es in Mumbai zum ersten Mal auch anständige Bars & Kneipen gibt. Doch auf die Idee kam heute wohl ganz Mumbai und so waren vor allen Lokalitäten lange Warteschlangen und es wurde wieder nichts aus unserem Bier. Richtige Weihnachtsstimmung wollte bei ca. 30 Grad sowieso nicht aufkommen und so haben wir für den nächsten Tag eine organisierte Tour durch Dharavi, einer der grössten Slums Asiens gebucht.

Der Slum befindet sich in der Nähe des Bahnhofes, um von Colaba aus dort hinzukommen, mussten wir Mumbais S-Bahn benutzen, die dank Weihnachten aussergewöhnlich leer war. Ein Auszug aus unserem Reiseführer, wie es hier normalerweise zugeht:

Die überfüllteste S-Bahn der Welt
Die S-Bahn Mumbais ist ganz offiziell die überfüllteste weltweit. Keine andere Linie befördert so viele Passagiere und zwängt so eng zusammen. Zu Stosszeiten kann es durchaus vorkommen, dass in einem Zug mit 9 Waggons – der offiziell 1700 Plätze hat – bis zu 4700 Personen fahren, was die Mitarbeiter der Bahngesellschaft in typisch lockerer Mumbai-Manier gerne als „Super-dense Crush Load“ bezeichnen. Dabei kommen auf einen Quadratmeter 14 bis 16 stehende Passagiere, von denen natürlich nicht alle auf dem Boden stehen können. Etwa 10% baumeln waghalsig an den offenen Türen.
Der am stärksten ausgelastet Abschnitt, die 60km zwischen Bahnhof Churchgate und Virar in Nord-Mumbai, wird pro Jahr von 900Mio. Menschen genutzt – das ist weltweiter Rekord. Tödliche Unfälle sind hier nur allzu häufig: Durchschnittlich sterben im Jahr 3500 Menschen auf den Gleisen. Sie stürzen aus den Türen, werden von vorbeifahrenden Zügen erfasst oder bei der Fahrt auf dem Dach von Stromleitungen getötet.

Dharavi
Auf 2,2km2 leben über eine Million Menschen, die es eigenständig geschafft haben, sich so gut zu organisieren, dass es fast keine Arbeitslosigkeit gibt. Durch die Gründung von 15.000 Minifabriken, in denen unter anderem Plastikabfälle, Aluminium, Seifenreste und Lederwaren recycelt, wieder aufgearbeitet und an grosse Konzerne weiterverkauft werden, erwirtschaftet der Slum mittlerweile 1,4 Milliarden US$ pro Jahr und gilt somit laut der britischen Zeitung Observer “als eines der vorbildlichsten Wirtschaftsmodelle Asiens“. Auch wenn die Menschen unter einfachsten Bedingungen leben, so teilt sich oftmals eine 5-köpfige Familie ein 10m2 Zimmer und auf ca. 1.400 Slumbewohner kommt eine Toilette, was wohl morgens enormes Schlange stehen bedeutet, ist es erstaunlich sauber und nicht wie vermutet “übelreichend“, trotz der offenen Abwasserkanäle. Da die Menschen hier in Communities zusammenleben und sich gegenseitig helfen, zusammen lachen und feiern, herrscht hier eine unglaublich tolle Atmosphäre. Einige der Bewohner haben es mittlerweile zu Wohlstand gebracht, zu sogenannten Rupie-Millionären, doch bevorzugen sie es weiterhin in der Gemeinschaft des Slums zu wohnen, anstatt in moderne, anonyme Wohnungen zu ziehen – selbst wir wären am liebsten für eine Woche in den Slum gezogen.

Allgemein ist Mumbai komplett anders als wir es uns vorgestellt hatten. Wir dachten Mumbai ist ein total überfüllter, dreckig-stinkender Moloch, doch dem ist nicht so. Mit seinen alten Kolonialgebäuden, den breiten Strassen und der Lage am Meer fühlen wir uns sehr wohl in dieser recht westlich angehauchten Stadt, zu deren Sehenswürdigkeiten das Gateway of India, das Haji-Ali Mausoleum, der Bahnhof Victoria Station, der Crawford Market und das Mahatma Gandhi Haus gehören. Hier hängt übrigens ein recht interessanter Brief den Gandhi an Hitler geschrieben hat und ihn darum bittet, “…anstatt auf Krieg zu setzen lieber einen gewaltlosen Weg zu beschreiten.“

Ein weiter Besonderheit Mumbais sind die Dabawallahs, das sind Lunch-Boxen Austräger die sich in der 20,5 Millionen-Metropole um das Mittagessen der Pendler kümmern. Hierzu ein Auszug aus unserem Reiseführer:

Dabawallahs
Mumbais Ausdehnung und die unpraktische Anlage der Stadt bescheren der arbeitenden Bevölkerung alle möglichen Unannehmlichkeiten – nicht zuletzt, weil sie Tag für Tag mehr als vier Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln stecken muss, die sich im Schneckentempo bewegen. Über eines jedoch müssen sich die Pendler keine Sorgen machen: darüber, wie sie an billiges, sättigendes und hausgemachtes Mittagessen kommen. In der Stadt, die für alles wallahs hat, findet das Essen zu den Hungrigen. Dafür sorgen die Mitglieder des Nutan Mumbai Tiffin Box Suppliers Charity Trust (NMTSCT), allgemein unter dem liebevollen Begriff dabawallahs bekannt. Jeden Tag bringen ungefähr 5000 Dabawallahs frisch zubereitete Gerichte aus 200.000 Vorstadtküchen bis zu 70km weit in die Büros der Innenstadt. Jedes Lunchpacket wird in aller Früh von einer liebenden Ehefrau oder Mutter zubereitet, während Ehemann oder Sohn die qualvolle Enge im Pendlerzug ertragen. Sie verteilt den Reis, dhal, subzi, Joghurt und parathas in zylindrische Aluminiumbehälter, steckt sie ineinander und verschliesst das Essgeschirr mit dem ordentlichen kleinen Henkel. Diese einem schlanken Farbeimer nicht unähnliche Tiffin Box ist der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Operation. Wenn am Vormittag der Bote kommt, kennzeichnet er den Deckel mit einem bestimmten Farbcode, der ihm sagt, für wen das Mittagessen bestimmt ist. Am Ende seiner Runde bringt er sämtliches Geschirr zum nächsten Bahnhof und händigt es den anderen Dabawallahs zwecks Beförderung in die Stadt aus. Auf dem Weg von der heimischen Küche zum Empfänger wandert die Tiffin Box durch mindestens ein halbes Dutzend Hände, wird auf Köpfen balanciert, baumelt an Schulterstangen oder Fahrradlenkern und schaukelt in den bunt gestrichenen Handkarren, die sich halsbrecherisch ihren Weg durch den Mittagsverkehr bahnen. So gut wie nie geht eine Büchse verloren – das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes beschied Mumbais Dabawallahs eine 100% Zuverlässigkeit, d.h. nur eine von 16 Millionen Tiffinboxen geht verloren, und dies obwohl die meisten Dabbawallahs Analphabeten sind.
Fast alle Mitarbeiter stammen aus einem kleinen Dorf bei Pune und sind miteinander verwandt. Sie kassieren von jedem Kunden 350-400Rs, macht insgesamt rund 5000-6000Rs (70-85€) im Monat – kein schlechtes Einkommen für indische Verhältnisse. Ausserdem zahlt die Organisation auch Krankengeld und Rente. Der Preis ist einer der Gründe, dass sich dieses System noch immer gegen die starke Fastfood-Konkurrenz behaupten kann. Da ein daba-Mittagessen immer noch ein gutes Stück billiger ist, sparen die Werkstätigen der Mittelschicht, die sich dieses Systems bedienen, wertvolle Rupien.

Auch kulinarisch hat Mumbai einiges zu bieten. So kommen beispielsweise am Wochenende die reichen Vorstädter mit ihren schicken Autos in die Stadt, um im Bademiya – einer Institution in Colaba – zu schlemmen. Da das Restaurant an sich recht klein ist, wird kurzerhand die Motorhaube als Tisch umfunktioniert und mit gegrilltem Kebab Fleisch beladene Teller darauf drapiert. Wir hatten zwar kein Auto, aber lecker war das Fleisch auf alle Fälle :-).

Eines der Must-Do`s in Indien ist der Besuch eines Kinos, um sich einen Bollywood-Film anzuschauen und Mumbai als Hochburg des Filmgeschäfts bietet sich hierfür natürlich an. So haben wir uns 2 Kinokarten im Regal Kino für den Film „Dabangg 2“ gekauft.
Download Film-Trailer
Im Foyer wurde übrigens gross Werbung für RAUCH Saft gemacht – Made in Austria (Germany)! Zwar haben wir kein Wort des Films verstanden, da er auf Hindi war, doch war es trotzdem reines Vergnügen. Die Art des Filmens, die Gesten der Schauspieler und die Tanz- und Gesangseinlagen, zaubern einem ein Dauergrinsen aufs Gesicht und es macht wahrlich Spass solche Filme anzuschauen. Einziger Nachteil ist die Temperatur des Kinosaals, die winterliche Ausmasse hat und sich somit alle Zuschauer in der Pause um die warmen Popcorn-Maschinen versammelt haben.

Nach 5 Tagen ging es mit einem Tourist-Quota Zugticket – Zugtickets die auf Hauptreiserouten speziell für Ausländer reserviert sind – weiter nach Delhi.

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Aurangabad & Jalgaon

23. Dezember 2012

Ajanta

Während der Zugfahrt nach Shirdi kam ein Anruf, dass es meiner Mama gesundheitlich sehr schlecht geht. Somit war für uns sofort klar, dass wir mit dem nächsten Flieger nach Deutschland zurückkehren werden. Die Zeit bis zur Ankunft des Zuges zog sich quälend lange hin. Endlich in Shirdi angekommen, sind wir sofort in den Warteraum des Bahnhofs, haben einen Flug im Internet für den nächsten Tag von Mumbai nach München gebucht und am Ticketschalter ein Zugticket nach Mumbai gekauft. Die 6 Stunden bis zur Abfahrt des Zuges zogen sich unglaublich zäh dahin. Die Sorge um meine Mama liess sich nicht verbergen, so dass alle wartenden Inder mitbekamen, dass es uns nicht gut ging. Alle haben versucht uns aufzumuntern und uns aufbauende Worte zugesprochen. Eine Inderin meinte, wir müssten uns absolut keine Sorgen machen, alles wird gut enden, da wir uns momentan auf heiligem Boden von Sai Baba befinden. Es ist echt erschreckend, wie Recht sie mit ihren Worten behalten sollte. Kurz vor Ankunft unseres Zuges nach Mumbai kam ein weiterer Anruf meines Papas, dass es neue Untersuchungsergebnisse gibt, die besagen, dass es sich um ein medizinisches Phänomen handelt und meine Mama bald wieder genesen sein wird und er uns zwar liebend gerne sehen würde, aber möchte dass wir unsere Reise fortsetzten. Uns beiden viel ein gigantisch grosser Stein vom Herzen und wir konnten sogar noch ohne Probleme unseren Zug und Flug stornieren.

Und schon waren wir wieder mitten im Abenteuer Indien! Wenn uns das Schicksal nun schon nach Shirdi verschlägt, und meiner Mama und uns die Kräfte Sai Babas geholfen haben, dann wollen wir hier auf jeden Fall nun auch eine Nacht verbringen und seinen Tempel besuchen, um ihn zu ehren. Im Zug hatten wir einen Flyer eines Hotels in Shirdi in die Hand gedrückt bekommen, den wir nun wieder aus dem Müll fischten und telefonisch nach einem freien Zimmer fragten, da dieser Ort mit keiner Silbe in unserem Reiseführer erwähnt wird und wir ja eigentlich nur in einen anderen Zug Richtung Aurangabad umsteigen wollten. Kein Problem, wir werden in 10 Minuten am Bahnhof abgeholt. Der Manager kam persönlich mit seinem MOTORRAD angebraust und drei erwachsene Menschen, zwei grosse, sowie zwei kleine Rucksäcke wurden auf den zwei Rädern verstaut und zum Hotel gefahren. Indian-Style eben!

Am nächsten Morgen wollten wir nun Sai Babas Pilgerstätte besuchen. Was uns bis dahin nicht bewusst war, wie sehr Sai Baba verehrt wird und welchen Kultstatus er geniesst. Täglich pilgern zwischen 40.000 und 100.000 Menschen zu seiner Stätte. Um nun Sai Babas Schrein, den Samadhi Mandir zu besichtigen, benötigt man ein Einlassticket und muss zum Teil stundenlang anstehen, um einen 2 minütigen Blick auf ihn werfen zu dürfen. Dank dem Ausländerbonus hatten wir die Möglichkeit einen VIP-Pass zu bekommen, der uns Erlaub eine halbe Stunde lang vor dem Schrein zu beten. Als Joga unsere Pässe in der Hand hielt, klopfte ihm ein Inder auf die Schulter und meinte: „You are a really lucky man“! Nach einer Personenkontrolle mussten wir 40 Minuten warten, bis wir letztendlich ins Innere Heiligtum durften, Männer und Frauen getrennt. So stand ich dicht gedrängt in mitten von klatschenden, singenden und betenden Frauen, sie haben ihre Opferblumen mit mir geteilt, ich habe meine mitgebrachten Opferblumen mit ihnen geteilt und es war einfach nur eine wunderschöne Gänsehautatmosphäre.

Das Besondere an Sai Baba ist, dass er die Grenzen zwischen Religionen aufgelöst hat und er gleichermassen von Hindus und Moslems verehrt wird.

„Om Sai, Sri Sai, Jai, Jai Sai“ Danke für Deinen Segen, Baba.
Am selben Tag ging es dann weiter zu unserem ursprünglichen Zielort Aurangabad. Die holprige Fahrt mit dem Bus dorthin hat dann doch länger gedauert als wir gedacht hatten, und so sind wir erst nach Einbruch der Dunkelheit in der 2 Millionen-Stadt angekommen. Die Hotelsuche hat sich dann auch schwierig gestaltet – alle 5 im Reiseführer empfohlenen Unterkünfte waren bereits ausgebucht. Somit blieb uns nur die unliebsamste Möglichkeit von allen übrig – einen TukTuk Fahrer nach einem Hotel fragen. Der hat natürlich prompt ein “tolles & günstiges“ gewusst und uns gegen eine Provision selbiger Unterkunft auch dorthin gefahren.

Aurangabad ist der Ausgangsort zur Besichtigung des Deogiri Forts und der Höhlen von Ellora und somit möchte einem gefühlt die ganze Stadt eine Tour dorthin verkaufen. Doch wir wollten dies auf eigene Faust, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu einem 10tel des Preises besichtigen. Nach dem wir uns alle nervigen Verkäufer vom Hals geboxt hatten, sassen wir in einem der öffentlichen Busse nach Daulatabad, wo wir unseren ersten Stopp zur Besichtigung des Forts einlegten. Deogiri steht für „Berg der Götter“ und ist eine absolut beeindruckende Festung aus dem 14. Jahrhundert, die auf einem mächtigen Vulkankegel thront. Von oben hat man einen super schönen Panoramablick über die gesamte Anlage und Gegend. Doch um dort erst einmal hochzukommen, ist ein ziemlich anstrengender und schweisstreibender Aufstieg erforderlich, wobei ein Teil des Weges durch einen stockdunklen und nur mit einer Taschenlampe begehbaren steilen Tunnel nach oben führt, zudem ist der Tunnel von hunderttausenden von Fledermäusen bewohnt.

16km weiter von Daulatabad befinden sich die Ellora Höhlen. Dies sind 34 buddhistische, hinduistische und Jain-Höhlen, die entlang eines 2km langen Steilhanges aus dem Fels gehauen wurden. Das absolute Highlight ist der Kailash-Tempel, der grösste vollständig aus einem Felsvorsprung gehauene Tempel Indiens. Absolut beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass der gesamte Tempel mit einer Abmessung von 90 x 60m aus dem natürliche Fels heraus gemeisselt wurde.

Von Aurangabad ging es weiter mit dem Bus nach Jalgaon, ein recht untouristischer Ort, der auf Grund seiner Lage als Hauptverkehrsknotenpunkt für die Züge gilt. So dachten wir auch, dass dies ein guter Ort ist, um uns ein Zugticket nach Mumbai zu besorgen. Doch trotz mehrerer Tatkal-Versuche früh morgens (siehe Puducherry & Mamallapuram Bericht), war es aussichtslos ein Zugticket zu ergattern, so dass wir uns letztendlich für einen Nachtbus entschieden haben. In Jalgaon hatten wir das wohl sauberste und am besten gepflegte kleine Hotel Indiens, das einem Inder gehört und seit über 20 Jahren von ihm geleitet wird. In Indien werden traumhaft schöne Dinge gebaut, doch das Wort Instandhaltung hat dieses Land wohl noch nie gehört, so sehen viele Sachen leider bereits nach kurzer Zeit sehr heruntergekommen aus. Dieses Hotel war die absolute Ausnahme.

Von Jalgaon aus haben wir einen Tagesausflug, zusammen mit Hannah, einer Deutschen aus demselben Hotel, zu weiteren Höhlen gemacht, den Ajanta Caves. Auch dies sind 28 aus dem Fels gehauene Höhlen, doch befindet Ajanta sich in einer hufsteinförmigen Schlucht, was auf Grund der Sichtweise noch viel imposanter erscheint als Ellora. Innerhalb der einzelnen Höhlen findet man gigantische Buddha Statuen und andere Gottheiten, sowie recht gute Wandmalereien, von einer früheren Hochkultur aus dem 2. Jahrhundert, andere Höhlen wiederum sehen aus, wie ein komplett aus dem Fels gehauenes Kirchenschiff. Ellora und Ajanta gelten zu Recht als Weltkulturerbe, wenn man bedenkt, dass diese Kunstwerke einst von reiner Menschenhand über Jahrhunderte erschaffen wurden. Zum Glück waren wir rechtzeitig dort, da sich gegen Mittag tausende indische Touristen durchgeschoben haben. Unter anderem eine Schulklasse, wo wir mal wieder fürs Klassenfoto herhalten mussten, woraufhin der Lehrer meinte, er würde uns gerne zum Essen einladen. So haben wir zusammen mit den Schülern ein schattiges Plätzchen unter einem einstigen Pavillon gesucht und uns dort im Kreis hingesetzt. Vor uns wurde eine Zeitung ausgebreitet und jeder der Schüler durfte uns was aus seiner Tiffinbox (indische Vesperdose) abgeben. Anschliessend gab es dann noch Einzelfotos mit jedem Schüler und uns. Wahrscheinlich werden wir im Jahresbuch der Schule ganz gross rauskommen 😉

Für uns ging es dann abends mit dem Nachtbus weiter nach Mumbai.

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Hampi

18. Dezember 2012

Hampi

Hampi ist ein historischer Tempelort im Osten des Bundesstaates Karnataka und war vor ca. 800 Jahren die Hauptstadt des hinduistischen Königreichs Vijayanagar. Zu damaliger Zeit lebten in Hampi ca. 1 Mio. Menschen und es herrschte ein grosser Wohlstand durch florierenden Handel, bis die einst prächtige Stadt durch eine 6 wöchige Belagerung muslimischer Truppen nahezu vollständig zerstört wurde.

Heute ist der Ort Hampi Bazaar, neben dem Haupttempel wieder von Einheimischen und Händlern belebt und seit 1986 in die Reihe der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden. Auf Grund seiner magischen Atmosphäre zählt Hampi zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Südindiens und lockt entsprechend viele Touristen an. Da dieser Ort für Hindus immer noch als sehr heilig gilt, ist es eigentlich verboten Fleisch und Alkohol zu konsumieren. Leider wurde Hampi in der Vergangenheit zu einer Art Backpacker Mekka, was wohl auch die ein oder andere ausschweifende Party mit sich brachte, so dass momentan in Hampi Bazaar alle Gästehäuser und Hotels geschlossen und zum Teil die Gebäude abgerissen werden, da die Regierung wünscht, dass die Touristen an diesem heiligen Ort nicht mehr übernachten. Hampi liegt an einem Fluss, auf dessen andere Seite man nur mit einer kleinen Fähre übersetzen kann und dort gibt es nun auch mittlerweile zig verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten. Wir haben es uns in einer quitschegelben Bambushütte zusammen mit Echsen, Gottesanbeterinnen, Riesenkäfer und einem Frosch, der sich besonders wohl in meinem Schuh fühlte, gemütlich gemacht. Von unserer kleinen Terrasse aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf Reisfelder mit Steinformationen im Hintergrund.

Am nächsten Tag haben wir uns den Virupaksha-Tempel, den Haupttempel von Hampi angeschaut. Im Tempelinneren gab es einige recht aggressive Affen, die wohl durstig waren und es auf unser Wasser abgesehen hatten. Schnell die Flasche ausgetrunken und wir hatten die lästigen Affenbande los. Das nächste Tier, das an uns, bzw. Joga Gefallen gefunden hatte, war die heilige Tempelkuh, die sich nach einer Streicheleinheit gar nicht mehr von ihm lösen wollte und sich wohlig an ihn geschmiegt hat. Vorm dem Betreten des Inneren Tempels hatten wir uns etwas in die kühle Säulenhalle gesetzt, wo sich meist auch viel Pilger zum Meditieren oder Dösen aufhalten, doch dieses Mal waren viele Familien mit Kochen beschäftigt. Als wir später unsere Schuhe abholen wollten, die noch vor der Säulenhalle standen, wurden wir von einer der Familien angesprochen, dass sie uns gerne zum Essen einladen würden. Da gerade ein besonderer hinduistischer Monat ist, kochen jeden Tag verschiedene Familien für andere Menschen Essen im Tempel, um somit ein gutes Karma zu erlangen. Also wurde uns ein Platz auf dem Boden zugewiesen und wir haben zusammen mit den Pilgern sehr leckere indische Hausmannskost zu essen bekommen. Abends auf der Strasse sind wir Gil wieder begegnet, unser israelischer Freund, mit dem wir zusammen ein paar Tage in Tamil Nadu gereist sind.

Da die verschiedenen Tempelanlagen zu weitläufig sind, lässt sich dies nicht zu Fuss erkunden. Entweder man fährt alles mit einem TukTuk ab, oder man mietet sich ein Moped und erkundet damit alles auf eigene Faust. Unser erster Versuch ein Moped auszuleihen, scheiterte allerdings mal wieder an einem Platten, den wir uns, kaum dass wir die andere Seite des Flusses erreichten, eingefahren hatten. Um ans andere Ufer zu gelangen, wird das Moped auf das kleine Boot verfrachtet und auf der anderen Seite muss man es ein Stück durchs Wasser an Land schieben. Ein Blick auf den Reifen genügte, um zu verstehen, warum der nicht mehr wollte. Das Ding war so spröde, dass es uns eigentlich gewundert hat, dass wir überhaupt so weit kamen. Also wieder alles zurück, runter zum Fluss, Moped aufs Boot, Boot rüber zur anderen Seite, Moped zum Moped Verleih. Das Geld haben wir zwar zurückbekommen, doch um jetzt nochmal loszugehen, war es nun zu spät. Dafür sind wir an diesem Abend auf die Felsen hochgeklettert und konnten von dort aus beobachten, wie langsam die Sonne untergeht und dabei die ganze Gegend traumhaftschön angestrahlt wird.

Neuer Tag – neuer Moped Versuch. Dieses Mal haben wir uns die Reifen ganz genau angeschaut und mit dem Dritten das uns vorgeführt wurde, waren wir dann auch zufrieden. Und los ging es den ganzen Tag zur Tempelruinen Tour, vom Krishna-Tempel, zur Narasimha-Statue, zum Underground-Tempel, zum Lotusmahal und Elephantenstätte, zum Hazara Rama-Temple, zu Queens Bath, zum Vitthala-Tempel, … . Es gibt unglaublich viel zu sehen und dabei war dies noch nicht mal alles.

Tags darauf wurde Joga ziemlich krank, so dass ich die nächsten Tage alleine los bin. Er hat sich wohl beim Essen eine Lebensmittelvergiftung eingefangen (an alle Indien-Kritiker – das war in einem Touristen-Restaurant, nicht an einem der leckeren Strassenständen) mit dem vollen Programm: Hohes Fieber, Durchfall, Übelkeit inkl. einem Kreislaufzusammenbruch. Die folgenden 3 Tage hab ich zu schätzen gelernt, wie froh ich bin, zusammen mit Joga durch Indien zu reisen und nicht zu einer der Alleinreisenden Frauen gehöre. Als Frau alleine kann es ganz schön anstrengend sich die nervige und aufdringliche Inder vom Hals zu halten. Nachdem es Joga wieder besser ging, wollten wir nach Aurangabad weiterreisen.

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Gokarna

12. Dezember 2012

Nach einem anstrengenden Reisetag sind wir recht müde in Gokarna angekommen. Vom Bahnhof aus ging es mit einem TukTuk zum 10km entfernten Kuddle Beach, wobei wir den letzten Kilometer über einen abenteuerlichen Weg im Dunkeln zum Strand absteigen mussten. Die Strände in Gokarna sind auch recht schön, aber noch nicht so touristisch wie in Goa. Trotzdem fanden wir die ersten zwei Tage relativ seltsam am Strand in Indien zu sein, weg von dem ganzen Lärm und Chaos und haben das indische Leben ehr vermisst. Nachdem wir allerdings ein paar Mal im Meer baden waren und ein kühles Bier an der Strandbar genossen, sind wir doch letztendlich eine Woche hier hängengeblieben. Das man sich in Indien befindet, vergisst man allerdings nicht so schnell, da am Strand immer eine Kuhherde zu finden ist, keine Ahnung was die da zu fressen finden. Jedenfalls findet die Kuhscheisse auch hier ihre Verwendung. Unser Dienstmädchen hat in einem Eimer aus dem Dung und Wasser mit der Hand eine Brühe angerührt und diese dann vor allen Bungaloweingängen auf dem Boden verteilt. Dies glättet zum einen den Weg, doch hauptsächlich dient es wohl dazu, Schlangen abzuhalten.
Gokarna an sich ist zwar eigentlich auch ein Pilgerort mit ein paar Tempeln jedoch nicht sehr spannend und wir waren nur einmal im Ort. An dem Abend gab es eine grosse Zeremonie und um das grosse Wasserbecken herum wurden tausende und abertausende von Kerzen aufgestellt und angezündet. Der Umzug wurde mit einem grossen Feuerwerk aus der Mitte des Wasserbeckens gekrönt.

Nach einigen Tagen des chillens waren wir ausgeruht genug für etwas Aktivität. So sind wir früh morgens mit dem Local-Bus mit ein paar Mal Umsteigen bis zu den Jog Falls gefahren den höchsten Wasserfällen Indiens. Von oben geht es 1470 steile Stufen nach unten, dort über steinige kleine Flüsschen bis direkt unter den Wasserfall. Nach einer feuchten Erfrischungs-Priese alles wieder hoch und zum Glück stehen alle paar hundert Stufen Getränkeverkäufer, den bei der Hitze ist das echt brutal anstrengend. Zurück in Gokarna auf halbem Weg zwischen dem Ort und unserem 3km entfernten Kuddle Beach sind wir mal wieder in das kleine Familien-Restaurant “Half-Way“ eingekehrt wo es da wohl beste Thali Südindiens gibt für unschlagbare 70 Rupien (1 Euro).
Sonst hielten sich die Aktivitäten in Grenzen und beschränken sich auf Schwimmen, Lesen, Sonnen, Essen, Bier trinken oder auch mal einen kurzen Abstecher zum OM-Beach unserem Nachbarstrand. Nach 7 Tagen Backpacker-Strandurlaub wollten wir weiterreisen – nur wohin? Goa oder Hampi? Wir haben das eine Münze entscheiden lassen und so sind wir am nächsten Morgen mit dem Bus weiter nach Hampi gefahren.

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Mysore & Shravanabelagola

6. Dezember 2012

Auf der Fahrt nach Mysore sind wir teils durch den Mudumalai Nationalpark gefahren. Mhhh – doch einiges los hier. Hat der Tour-Anbieter in Ooty nicht behauptet der Park sei zurzeit geschlossen??? Wahrscheinlicher ist, dass sich zu wenig Teilnehmer angemeldet hatten. Vielleicht versuchen wir es dann von Mysore aus, soll man doch hier viele Nashörner und wilde Elefanten sehen können. In Mysore angekommen ist uns als erstes aufgefallen, dass es hier im Bundesstaat Karnataka einiges sauberer ist, die Strassen sind in einem viel besseren Zustand und es wird auch nicht so viel gehupt. Abends sind wir nach dem Essen schnell noch zum Palast gelaufen – dem Highlight in Mysore. Die Tore waren erwartungsgemäss geschlossen und auch die Light-Show war bereits vorbei, dafür haben wir ein lustiges altes französisches Rentner-Pärchen getroffen. Die beiden sind mit einem umgebauten Toyota LandCruiser von Nimes über die Türkei, Iran, Pakistan bis nach Indien gefahren. Sehr faszinierend! Am nächsten Tag haben wir dann den Palast besichtigt und die ersten “Bakschisch“ Spielregeln gelernt. Eigentlich ist innerhalb des Palastgebäudes fotografieren strengstens verboten, da die entmachtete Königsfamilie hier immer noch lebt. Dies haben wir aber erst erfahren, als wir uns in der langen Schlange bis zur Ticketkontrolle vorgearbeitet hatten. Gegen ein Handgeld von 20 Rupien und dem versprechen die Kamera nicht zu benutzen durften wir dann doch mit unserem Fotoapparat hinein. Der Palast selbst ist wirklich atemberauben schön, mit Gold und Edelsteinen verziert.

Am nächsten Tag haben wir das Projekt “Mudumalai Nationalpark“ nochmals neu angepackt. Zunächst haben wir die Touri-Info lange gesucht und nach einer Weile auch gefunden, doch die haben uns an das Forest Departement verwiesen, da man hier wohl direkt Unterkünfte, Safari-Touren usw. reservieren kann. Puuhhh – ist das teuer. 4500 Rupien für eine Übernachtung ohne Anreise und Verpflegung. Das müssen wir wohl streichen – aber es gibt ja noch viele viele andere Nationalparks in Indien. Kurzer Hand sind wir dann mit dem TukTuk auf den Chamundi Hill hochgefahren. Von hier hat man einen schönen Ausblick über die Stadt. Auf dem Gipfel gibt es einen alten Hindu-Tempel zu bewundern, und auf dem Fussweg zurück kommt man an einer grossen Nandi-Statue vorbei, eine riesige Kuh die eine der Reinkarnationen von Shiva darstellt. Zurück in der Stadt haben wir vor einem Schuh-Geschäft eine superschöne alte Royal Enfield gesehen. Der stolze Besitzer hat uns darauf hin gleich zu einem Tee eingeladen, und Facebook-Freunde sind wir jetzt auch.

Tags drauf ging’s weiter nach Shravanabelagola. In dem kleinen Wallfahrtsörtchen steht auf einem Hügel mit 18m die wohl weltweit grösste aus einem Stein gehauene Monolith-Statue einer nackten Jain-Gottheit. Da es keine Zugverbindung gibt, ist die einzige Möglichkeit an diesen Ort zu gelangen mit verschiedenen öffentlichen Bussen, was demzufolge wenig westliche Besucher anzieht.
Vielleicht eine kurze Anmerkung zu indischen Bussen: Trotz der Reiseerfahrung, auch durch Nutzung der verschiedensten Transportmittel und trotz einer gewissen Abhärtung, hat Doris sich geschworen, NIEMALS mit einem öffentlichen indischen Bus mitzufahren! Da diese wie ein Selbstmordkommando über die Strassen donnern, jedes Schlagloch ignorieren, selbst wenn der ganze Bus kurzzeitig darin verschwindet und andere Verkehrsteilnehmer lautstark und äusserst effektiv von der Strasse hupen. Aus ihrem Vorsatz wurde leider nichts, denn mittlerweile haben wir schon etliche hundert Kilometer mit diesen Bussen zurückgelegt und jede Fahrt war ein Abenteuer für sich.

Jedenfalls sind wir nach einer 3-stündigen Busfahrt, wobei wir uns mehr in der Luft, als auf unseren Plätzen befanden in Shravanabelagola angekommen. Der kleine Ort wird von zwei Hügeln und einem See wunderschön eingefasst. An der Rezeption haben wir erfahren, dass die beste Uhrzeit für den Haupttempel morgens zum Sonnenaufgang ist, und so sind wir zunächst auf den zweiten Hügel hoch. Hier stehen die ältesten teils 1500 Jahre alte Tempel und man hat einen guten Blick über das Städtchen. Abends nach dem Essen sind wir noch durch die Gassen geschlendert und kamen an einem Friseur vorbei. Mmhhh – wie wär’s eigentlich mit einer Radikal-Rasur? Gegenüber noch schnell einen grossen Mut-Chai getrunken, mit dem nötigen Zuckergehalt im Blut ging es dann los. Alles schön einpinseln und mit einem frischen Rasiermesser raz-faz alles weg. Als nur noch der Oberlippenbart da war, hat sich der Friseurmeister noch 3 mal vergewissert ob der den wirklich auch weg soll – ist doch Indien das Land in dem 95% der Männer stolz ihre Rotzbremse zur Schau tragen. Den ganzen Kopf noch kurz massiert und mit eine Art Aftershave-Balsam eingekremt. Fertig! Während der Rasur hat das halbe Dorf einmal den Kopf in den Mini-Frisörladen gesteckt, da es sich schnell rumgesprochen hatte, dass sich gerade ein Weisser rasieren lässt.

Zum Sonnenaufgang haben wir uns an den Aufstieg der 620 Stufen hoch zur Steinstatue gemacht, wobei der Ort in einem leichten mystisch erscheinenden Morgendunst lag. Allerdings kamen wir sehr langsam voran, da wir mal wieder fast die grössere Attraktion waren, als die eigentliche und alle Inder sich mit uns fotografieren lassen wollten. Nachdem alle ein Foto hatten, haben wir uns ein Plätzchen im Tempel um die Statue gesucht, um die Zeremonie, der in orangenen Tüchern gehüllten Jains zu beobachten und zu geniessen. Plötzlich teilte sich die Menge und ein kleines, dickbäuchiges nackiges Männchen mit einem Pfauenpüschel in der Hand schritt auf die Steinstatue zu, rieb sich an ihr und segnete, alles was sich ihm in den Weg schmiss. Beim ersten Anblick mussten wir uns erst einmal das Lachen verkneifen, da sein Aussehen stark an einen kleiderlosen Joda aus Star Wars erinnerte. Wie wir später erfahren sollten kommt wohl im Glauben der Jains die meiste Kraft aus den Füssen, vor allem aus dem grossen Zeh. Das nackige Männchen begann Milch über die grossen Füsse der Statue zu giessen, und auch eine kleine Messing-Statue wurde mit Flüssigkeit übergossen.
Irgendwann kam ein kleiner Junge auf uns zu, der meinte, wir sollen mit ihm mitkommen. Der “nackige“ würde uns gerne kennenlernen. Wie sich herausstellte ist der kleine Dicke ein echter offizieller Heiliger. Er ist 1981 vom höchsten Jain-Priester heiliggesprochen worden und seit dem zieht er quer durch Indien, verweilt 4 Monate an einem Pilgerort und zieht dann weiter. Ein anständiger Heiliger hat heutzutage natürlich auch eine eigene Website: http://nijanandsagarmuni.com/ Wir haben uns für ein paar Fotos neben Ihn gesetzt, wobei er immer etwas erhöht auf einem kleinen Holzpodest sass, das der kleine Junge ihm immer hinterher trug. Nach einer kurzen Unterhaltung im Tempel meinte er zu uns, dass für Ihn jetzt Zeit wäre zu essen, und ob wir mitkommen und Ihm dabei zusehen wollen? Wir > Ähh OK! Als wir aus dem Tempel raus sind haben sich die Menschen vor ihm auf den Boden geworfen und wurden mit einem Puschel aus Pfauenfedern von Ihm gesegnet. In seiner Unterkunft einer Art Kloster hat er uns erzählt, dass er nur einmal am Tag etwas Essen und Trinken darf, und das auch nicht selbst sondern er wird gefüttert. Noch skurriler wurde das Ganze als er meinte, dass er nur stehend Nahrung empfängt und während der Prozedur nicht sprechen und nur mit aneinander gepressten geöffneten Händen das Essen empfangen und zu sich nehmen darf. Wir sind gespannt. Bevor es losging wurde im Essensraum noch schnell eine Kreide-Linie auf den Boden gemalt. Die Linien markierten den Bereich in dem wir uns aufhalten durften. Also sassen wir an die Wand gelehnt und haben im zugeschaut, wie er erst mal gewaschen wurde, und wie ihm dann mundgerechte Portionen in die Hände gelegt wurden. Falls Ihm etwas mit der Essens-Auswahl nicht passte, hat er ohne Worte dafür mit „Mhhh – mmhhh hhhhem“ und Kopfbewegungen den 3 Fütterdamen signalisiert, was er lieber gerne hätte. Als der Heilige dann fertig war, durften wir auch eine Kleinigkeit essen. Nach dem Essen sollten wir mit in sein Audienz-Zimmer kommen. Hier hat er uns ein krasses Handy-Video von Ihm gezeigt. Auf diesem sieht man, wie er sich “rasiert“. Und zwar benutzt er keine Schere sondern er reisst sich die Barthaare in einem straffen Rhythmus abwechseln mit der linken und rechten Hand aus. Dies geschieht alle 4 Wochen in einer Art Zeremonie! Dann mussten wir unsere Namen, Adresse, Wochentage auf Deutsch, Geburts- und Hochzeitsdatum in ein Buch schreiben, sowie einen Spruch den er uns diktiert hat. Anschliessend wurden unsere Hände und Füsse angeschaut und uns wurde eine finanziell erfolgreiche Zukunft prophezeit, die wir allerdings nur gemeinsam erreichen können. Dann hat Nijanand Sagar uns einen Segnungsbrief geschrieben, und wir haben Ihm einen mit unseren Eindrücken geschrieben. Während wir mit verfassen des Briefes beschäftigt waren, hat unser Heiliger erdbebenauslösende Monster-Fürze von sich gegeben, ohne eine Miene zu verziehen. Und wir haben so fest wie noch nie die Zähne zusammen gebissen, damit wir nicht schallend loslachen. Nach zweimaliger Segnung mit dem Pfauen-Puschel und dem Austausch der Handy-Nummern haben wir uns wieder auf den Weg Richtung Unterkunft gemacht. Gepackt und los mit dem Bus nach Ch. Patua, umsteigen in den Bus nach Hassan, dort am Bahnhof auf den Nachtzug nach Mangalore gewartet und am nächsten Morgen mit einem anderen Zug nach Gokarna, das südlich von Goa liegt, gefahren.

Vielleicht noch kurz mal was über die Jain-Religion:
Der Glaube ist verwandt mit dem Hinduismus. Der grösste Unterschied ist das Verehren und Respektieren jeglichen Lebens. Sie sind nicht nur Veganer sondern verwenden auch sonst keine tierischen Produkte wie zum Beispiel ein Ledergürtel. Einige tragen sogar ein Tuch vor dem Gesicht damit sie keine Tiere einatmen und sie fegen den Boden vor ihren Füssen damit sie keine Ameisen zertreten.

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Mettupalayam & Ooty

1. Dezember 2012

Unser erster Nachtzug in Indien war sehr unterhaltsam. Jeder der Mitreisenden wollte wissen wo wir herkommen und ein paar Worte mit uns wechseln. Im Zug konnte man dann auch Abendessen bestellen, das dann allerdings nicht geliefert wurde und so wurden wir von den Einheimischen mit Essen versorgt. Im Vergleich zu Thailand gibt es hier in der Holzklasse zwar nur Pritschen und keine bequemen Klappbetten mit Kissen und Bettüberzug, es lässt sich aber trotzdem ganz gut schlafen. Als wir morgens um 5:45Uhr am Bahnhof in Mettupalayam angekommen sind, konnten wir beobachten wie gerade die über 100 Jahre alte Schweizer Zahnrad-Dampflok angeheizt wurde, der Grund weswegen wir hierhergekommen sind. Leider waren für den heutigen Tag bereits alle Tickets verkauft, so dass wir für eine Nacht in dem kleinen Ort abgestiegen sind. Im Hotel haben wir erst mal unseren Daten-Stick getestet. NICHTS! Keine grosse Überraschung. Mal wieder eine SMS an den Shop-Mitarbeiter geschrieben, der uns auch gleich zurückgerufen hat: Er muss noch aktiviert werden! SMS an Airtel geschrieben, und es geschehen doch noch Wunder: DER GEHT!!! WIR SIND DRIN!!!

Nach 13 Tagen, 6 Shop-Besuchen, 3 unterschiedlichen Verträgen, ca. 8 Telefonaten und unzähligen SMS, einem Besuch in einem anderen Handyladen und einer 6-stündigen Hin- und Rückfahrt mit dem Bus nach Pondi haben wir nun endlich INTERNET.

Am nächsten Morgen um 7:10 ging es dann für uns mit der alten Dampflock los, auf einer Höhe von 329m. Die nächsten 5 Stunden hat sich die Lok zischen und schnaufend ihren Weg auf 2209m nach Udagamandalam – auch Ooty genannt – erkämpft. Über 19 Brücken, 16 Tunnel, zeitweise mit einer Geschwindigkeit von 6 km/h, 4 Wasser-Auffüll-Stopps und unzähligen Fotos sind wir mit dem dampfenden und ächzenden UNESCO-Oldtimer im ziemlich kalten Ooty angekommen. Die Mägen voll mit selbstgemachten indischen Süssigkeiten, die wir von den verschiedenen Familien geschenkt bekamen, hat uns der Ganze Spass 35Cent pro Person gekostet!!!

Nach dem üblichen TukTuk-Theater (der Trick ist vom Bahnhof weglaufen und sich für ein Viertel des Preises an der nächst grösseren Strasse ein TukTuk nehmen) haben wir eine schöne von Nonnen geführte Unterkunft gefunden und sind dann erst mal zur Touri-Info. Bepackt mit Informationen wurden wir auch gleich von einem netten Inder zum Botanischen Garten gefahren. Hier war dann mal wieder Fotoshooting angesagt, bis jeder Inder ein Bild von uns hatte. Weiter mit dem Rikscha zum Bootshaus am See gefahren, eine Art Familien Amüsement-Park mit Fahrgeschäften, Miniatur-Zügen, Popcorn-Ständen und natürlich auch Tretbooten. Auf Doris Drängen hin, haben wir uns so ein Bötchen für eine halbe Stunde ausgeliehen … Fazit: >> It’s fun!

Was wir hier auch festgestellt haben, das Ooty wohl so was wie die Schokoladen-Metropole Indiens ist. Überall gibt es kiloweise Schokoladen-Platten zu kaufen. Yummi-Yummi! Liegt vielleicht an den kühlen Temperaturen, so dass die süssen Leckereien nicht wegschmelzen. Abends im Hotel haben wir dann gemerkt, wie verdammt kalt es hier wird. Wir wissen nicht wie kalt, aber uns hat es nur noch gefroren. Tagsüber in der Sonne war es noch angenehm – aber nachts!!! Hatten wir doch seit ca. 6 Monaten nie unter 30°C. An dieser Stelle wurde dann die Warm-Wasser-Flaschen-Heizung erfunden. Da das Hotel zwar über heisses Wasser nicht aber über eine Heizung verfügte, haben wir alle Flaschen und Eimer die wir finden konnten mit heissem Wasser gefüllt und in unserem Zimmer verteilt. Und so eine warme Flasche im Schlafsack bringt wahre Wunder.

Am nächsten Morgen sind wir mit dem Bus zur Valley View Lovedale Junction und haben von da aus unsere Trekking-Tour durch die Teeplantagen gestartet. Vorbei an wunderschönen kleinen Dörfern mit freundlichen Menschen und neugierigen Kindern. Nach knapp vier Stunden sind wir dann mit dem “Disco-Bus“ zurück nach Ooty. Der Bindi-rauchende Ein-Mann-Busunternehmen-Fahrer hat sein Gefährt mit einer anständigen Musikanlage ausgestattet, und so ging’s mit lauter Bollywood-Pop-Musik rasant über die schmalen Strassen zurück.

Eigentlich hatten wir für den nächsten Tag eine Tour zum Mudumalai Nationalpark gebucht, doch diese wurde morgens kurzerhand vom Anbieter gecancelt. Während wir noch vor dem Hotel gewartet haben, wurden wir von einer indischen Reisegruppe entdeckt und waren deren Tageshighlight und so haben wir neben vielen Fotos jetzt auch ein paar Facebook-Freunde mehr. Als Alternativprogramm zum Nationalpark sind wir mit dem Bus zur Dolphin’s Nose, einem Aussichtspunkt in den Teeplantagen, der seine Berühmtheit als Drehort etlicher Bollywood Filme erlangt hat. Auf dem letzten Stück, das wir zu Fuss durch Teeplantagen gelaufen sind, kamen uns zwei kleine Mädels entgegen, die unbedingt fotografiert werden wollten. Der Hund musste dann natürlich auch noch mit auf’s Foto, und als wir schon 50m weitergelaufen waren kamen die Kinder mit einem Zettel in der Hand hinterher uns hergerannt. Wie uns die Mutter, die auf einem Hügel stand, signalisiert hat, ist das ihre Postadresse und ob wir vielleicht die Bilder zuschicken könnten.

Am Aussichtspunkt angekommen, in mitten der Plantagen stand ein total schnuckeliger Tea-Shop mit einer kleinen Terrasse, von wo aus man einen traumhaften Blick auf die umliegenden Berge hatte und den leckeren Tee geniessen konnte. Neben dem Genuss des Tees, kamen wir auch in den Genuss indischer Fotografier-Kunst, die bei den Bildern zu bewundern ist (diagonale Aufnahme).

Da es sich um ein echtes Inder-Ausflugsziel handelt und wir ja jetzt wissen dass die Inder foto-geil sind, springen hier auch Portrait-Fotografen mit Fotodruckern herum, so konnten wir gleich die Bilder von den beiden Mädels drucken lassen. Nachdem wir selber ein paar Bilder geknipst hatten, haben wir uns auf den Rückweg zum Bus-Stopp bzw. zu den zwei Mädles gemacht. Uns schüchtern und vorsichtig in die aus 10 kleinen Doppelhäusern bestehende Teepflücker-Siedlung geschlichen, bis uns die zwei Mädels wieder entdeckt hatten und mit Indianergebrüll auf uns zugesprungen kamen. Als wir ihnen die Bilder überreichten, waren nicht nur die sondern auch wir überwältigt vor Freude. Wir wissen nicht ob wir jemals schon so glücklich leuchtende Augen und ein so fröhliches Lachen gesehen haben. Als Mutter, Tante und Onkel das mitbekommen haben sind wir zur Familie auf einen Tee eingeladen worden. Mit Händen und Füssen haben wir uns eine halbe Stunde mit der Familie unterhalten (und auch ein paar Fotos aus der Hüfte geschossen). Auf dem Weg zurück hat uns die Familie noch bis wir ausser Sichtweite waren zugewunken! Was für ein tolles Erlebnis! Auf unserem Fussmarsch nach Conoor, hat eine indische Familie auf halber Strecke angehalten und gefragt, ob sie uns mitnehmen können, und da es auf deren Strecke lag haben sie uns auch fast bis vor’s Hotel nach Ooty gefahren. Trotz Warm-Wasser-Flaschen-Heizung hat sich Daisy eine Erkältung eingefangen, so dass wir erst 2 Tage später mit dem Bus weiter nach Mysore gefahren sind.

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