Daisy und Joga und die Welt

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Jaisalmer

17. August 2013

Jaisalmer

Die meisten der Touristen kommen nach Jaisalmer, um von dort aus eine Safari in die Wüste zu unternehmen, weswegen Heerscharen von TukTuk-Fahrer und Schlepper auf neue Kundschaft warten. Da Bablus bester Freund Manager im Desert-Hotel in Jaisalmer ist, hatte er uns dort ein Zimmer mit Abholservice organisiert, so dass wir uns den ganzen Ärger ersparen konnten. Nach einem Frühstück haben wir uns durch die schmalen und verwinkelten Gassen der Stadt treiben lassen und sofort festgestellt, dass diese Stadt viel zu schön und speziell ist, um nur für eine Safari hierherzukommen. Da Jaisalmer mitten in der Wüste Thar erbaut ist, bestehen alle Häuser aus Sandstein, was der Stadt eine wunderschöne goldgelbe Färbung verleiht. Um sich vor der Hitze zu schützen, die Temperaturen können im Sommer schon mal die 50 Grad erreichen, wurden sogenannte Havelis erbaut. Havelis sind Handelshäuser mit einem kleinen Innenhof, die so konstruiert sind, dass es nie wärmer wie 30 Grad wird. Die meisten der Fassaden sind mit unglaublich filigranen, und aufwändigen Steingittern verziert, die ursprünglich dazu dienten die Frauen vor fremden Blicken zu schützen. Einiger der alten Havelis können heutzutage besichtigt werden, eines davon wurde in ein Museum umgebaut und lässt erahnen, in welchem Reichtum frühere Handelsleute gelebt haben. Die Fortanlage an sich mit ihren dicken Schutzmauern sieht von weitem aus wie eine überdimensionale Sandburg.

Auch wir wollten uns eine Kamelsafari in die Wüste mit Übernachtung unterm Sternenhimmel nicht entgehen lassen. Für das perfekte Outfit gab es für Joga noch ein leichtes Baumwoll-Hemd und einen knallroten Turban, so dass es am nächsten Morgen losgehen konnte. Zunächst fuhren wir mit dem Jeep ca. 60km in die Wüste, da sich mittlerweile rund um Jaisalmer die Touristen auf den Füssen rumtreten und man wohl mehr menschliche Kamele als tierische Kamele vor der Kameralinse hat. Uns wurde garantiert, dass wir in den nächsten 2 Tagen keine anderen Touristen sehen werden – und so war es auch. In der Wüste hat Jonny unser Guide bereits mit den Kamelen auf uns gewartet. Und dann ging‘s ab auf die Höckertiere. AUUUAAHH, zum einen sind die Viecher ganz schön hoch und zum anderen auch noch super wackelig und alles andere als komfortabel oder bequem. Bereits nach 10 Minuten hatten wir ziemliche Hinternschmerzen und nach einer halben Stunde war einfach nur noch alles taub, aber Spass macht es trotzdem. Bei einem Wüstendorf aus dem Jonny kommt haben wir einen kurzen Stopp gemacht und unsere Kamele aufgetankt und dann ging es weiter zu unserem Mittagspausenplätzchen. Einem über 100 Jahre alten total verknortzen Baum mit einem dichten Blätterdach, unter dem wir die nächsten drei Stunden Schutz vor der Mittagshitze suchten. Da es heute zu windig ist, konnte nicht auf offenem Feuer gekocht werden, aber als Wüstenbewohner wussten sich Jonny und sein Freund zu helfen und haben mal kurzerhand ein Erdloch gegraben, darin ein Feuerchen gemacht und den Topf oben draufgestellt. Und so wurden wir mit stärkendem Chai, Pakoras, mix. VegCurry und Chapattis verköstigt und da Wasser ja bekanntlich rar in der Wüste ist, wurde das ganze Blechgeschirr anschliessend mit Sand gespült. Gestärkt und ausgeruht ging es weiter mit unseren Kamelen durch die karge Landschaft vorbei an einem Wüstenfuchs und ein paar Springantilopen bis zu unserem Übernachtungsplätzchen inmitten von Sanddünen. Während die Jungs schon wieder für unser Leibliches Wohl sorgten konnten wir wunderschöne Landschaft und den glutroten Sonnenuntergang geniessen.

Mittags hatten wir eine Unterhaltung über Fleisch, woraufhin Jonny meinte, wenn wir heute Abend Ziegen-Curry essen wollen, kann er uns frisches Ziegenfleisch aus einem der Dörfer hier organisieren, ausserdem seien die Ziegen hier sehr schmackhaft. Wieso nicht – Fleisch hatten wir seit langem nicht mehr. Und selbst auf gekühltes Bier mussten wir inmitten der Wüste nicht verzichten, das uns zusammen mit dem Fleisch mit dem „Kameltaxi“ geliefert wurde. Nach einem superleckeren Essen – das Fleisch und die Zubereitungsart war wirklich fantastisch – haben sich die anderen Safariteilnehmer, ein etwas wortkarger Schotte und ein bis obenhin zugekifftes spanisches Pärchen jeweils ein Plätzchen in den Dünen gesucht, während wir noch mit Jonny und seinem Freund zusammen sassen. Auf einmal schnappten sich Jonny eine der grossen 20l Wasserflaschen, die leer war und sein Freund ein Blechteller. Und dann fingen beide an, rajasthanische Wüstenliebeslieder zu singen, begleitet mit dem Trommeln auf den Küchenutensilien, das ganze direkt unter einem traumhaften Sternenhimmel, die Milchstrasse direkt über einem. Einer der Momente im Leben, in dem nichts hätte besser sein können.

Mit Blick ins Sternenzelt gerichtet sind wir eingeschlafen und mit erwachen der Wüste und aufgehender Sonne am nächsten Morgen erwacht. Kurz darauf hat uns Jonny sogar noch einen heissen Chai ans “Bett“ gebracht, der schon wieder am werkeln war – was ein Service. Nach einem Frühstück haben wir unsere Kamele gesattelt und sind zurück ins Dorf geritten, von wo aus wir mit dem Jeep abgeholt und zurück nach Jaisalmer gefahren wurden.

Innerhalb der Fortanlage gibt es einen sehr schönen Jain-Tempelkomplex bestehend aus 5 Tempeln, die zu bestimmten Uhrzeiten von Touristen besichtigt werden können. Normalerweise geniessen wir den Besuch von Tempeln in Indien, doch dieser war ehr ein Ärgernis. Zum einen das ignorante Auftreten von einem Grossteil der Touristen, in Miniröckchen, Spaghettiträger-Tops, Leder-Handtaschen / Gürtel (siehe Udaipur-Bericht –Ranakpur) aber dabei immer schön die Socken anbehalten. Aber was noch viel schlimmer war, waren die Tempelwächter, die es normalerweise in jedem Tempel gibt und die sich ganz dem Glauben widmen und materiellen Dingen entsagen. Nicht diese – so konnten wir beobachten, wie das meiste der Opfergelder in deren eigener Tasche verschwand anstatt in den aufgestellten Donation-Boxen und auch noch die meisten Touristen von den Typen dazu gedrängt wurden zu spenden. Nachdem der angebliche “holly man“ bemerkte, dass er unter Beobachtung von uns ist und Joga ein paar Bilder von ihm machte, wurde er ziemlich nervös und meinte, wir sollen uns doch die anderen Tempel anschauen. Nö nö, wir beobachten dich lieber noch ein bisschen! Zum Schluss gab es mit dem zweiten “holly man“ noch eine recht hitzige Diskussion über Glauben und das Verhalten in Tempeln, was wohl der ein oder andere Besucher mitbekam und hoffentlich auch zum Nachdenken angeregt hat.

Dank dieser “Doof-Touristen“ ist es auch echt schwierig und anstrengend in Jaisalmer den richtigen Preis für Sachen zu bekommen, obwohl auf vielen Artikeln ein maximaler Verkaufspreis aufgedruckt ist. So wollte der Rum-Verkäufer 50Rs mehr, der Mückenschutzmann 10Rs mehr, der Orangen-Verkäufer gleich mal den 5fachen Preis für 2 Orangen. Oftmals handelt es sich hierbei nur um Cent Beträge, doch würde kein Inder diesen Mehrpreis bezahlen und auch wir sind nach nun 7 Monaten nicht bereit den “White Skin“-Aufpreis uns Gefallen zu lassen. Zum Glück gibt es in Indien aber so viele Menschen und kleine Shops, dass man, zwar mit etwas Aufwand verbunden, auch in Hochtouristenburgen noch ehrliche Menschen findet.

Und von diesen Menschen hatten wir in unserem Hotel Sawai den Hotelmanager, Raju unseren Hotelkoch und Pai der Chapatti-Junge, der nun mein pakistanischer Bruder ist, da er es total schlimm fand, dass ich keine Geschwister hab. So wurden die drei tatsächlich sehr schnell fast so etwas wie Familie für uns. Raju hat mich immer in die Kochtöpfe spicken lassen und mir seine leckeren Rezepte verraten. Als dann der Tag der Abreise kam, viel der Abschied echt schwer und die drei wollten uns gar nicht gehen lassen.

Mit unserer letzten Zugfahrt ging es nach Delhi. Die Stadt ist zwar immer noch schrecklich, aber bei angenehmen Temperaturen sogar einigermassen ertragbar. Nochmal ein 12,65kg schweres Päckchen auf die Post gebracht und unseren letzten Abend in Indien in einer Bierbar ausklingen lassen, bevor wir am nächsten Morgen zu unserem letzten Reiseziel nach Sri Lanka aufbrachen.

INDIEN:
Wer sich einlässt wird reich beschenkt,
wer nicht – kommt arm und gestresst nach Hause.

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Jodhpur

9. August 2013

Jodhpur

Nach 9 Stunden Busfahrt inklusive einer Bus Panne, da wohl die Bremsen nicht mehr funktioniert haben und wir in einen Ersatzbus umsteigen mussten, sind wir endlich in Jodhpur angekommen. In Udaipur bekamen wir einen Tipp für eine Unterkunft. Das schnuckelige kleine Guesthouse mit 4 Zimmern entpuppte sich eher als Homestay mit Familienanschluss, da man beim Kommen und Gehen immer durch die Küche laufen musste. Diese war der Dreh- und Angelpunkt, wo ständig was gekocht wurde oder auch einfach die Familie auf dem Boden rumlag und ein Schläfchen gehalten hatte. Abends auf der Suche nach einem Restaurant wurden wir von einem netten Inder angesprochen, der uns ein Lokal-Restaurant empfahl und meinte, wenn wir einen Weissen dort sehen, übernimmt er unsere Rechnung. Wir waren noch weitere 3x dort essen und trotz dass die Stadt voll mit Touristen ist, in diesen Geheimtipp hat sich keiner verirrt.

Jodhpur ist wegen der Farbe ihrer Häuser auch bekannt als die „Blaue Stadt“. Traditionell kennzeichnete die Farbe Blau die Zugehörigkeit der Bewohner zur Kaste der Brahmanen, allerdings haben heute auch Nicht-Brahmanen diesen Brauch übernommen. Man sagt der Farbe nach, dass sie ein effektives Mittel zur Abwehr von Moskitos sei. Die Stadt wird überragt von dem mächtigen und imposanten Meherangarh Fort, welches auf einem Felsen steht. Dieses ist umgeben von einer 10 km langen Mauer mit acht Toren.

Bei unserem Stadtrundgang durch die Stadt sind wir durch die verwinkelten Gassen geschlendert den Blick immer auf das hoch oben thronende Fort gerichtet, also Orientierungspunkt. Sonst kann man sich in dem Häusergewirr auch ganz schnell verirren. Auf dem Rückweg hatten wir einen Tee am wohl dreckigsten Chai-Stand ever! Der Tisch aussen war schon halb zusammen gebrochen, doch anstatt diesen zu reparieren wurde unter den Gaskocher einfach eine Steinplatte gelegt, um die schiefe Tischplatte auszugleichen. Die Patina oder vielleicht eher der Teekomposthaufen war an manchen Stellen über 10cm dick und für Kannen und Töpfe haben sich bereits spezielle Mulden gebildet. Der Chai war trotzdem gut, wobei der Stand seine Einkünfte wohl eher mit illegalen Geld oder Wettgeschäften verdient hat, anstatt mit Tee verkaufen. Ständig kamen Männer die kleine handgeschriebene Zettel gegen Geld oder andersrum getauscht haben. Da Jodhpur auch bekannt ist für seine Gewürze, haben wir uns mal wieder mit einigen eingedeckt und waren hier in einem Laden in dem angeblich sogar Alfons Schubeck einkauft. Nach einem kurzen Ausflug mit dem TukTuk zum Agrarmarkt um Samen zu kaufen sind wir nach unserem Stadtrundgang wieder zurück ins Guesthouse.

Unser Guesthouse-Besitzer hat irgendwie Beziehungen zu einem bekannten Bollywood-Regisseur, und so meinte er wir sollen noch 2 Tage bleiben und dann können wir als Statisten in einem Film mitspielen. Wir haben das öfters von Reisenden schon gehört und hatten da voll Lust drauf. Ausserdem gibt es pro Drehtag alles Essen & Trinken um sonst sowie eine Gage von 1400 Rupies pro Person (ca. 18 Euro). Zum Vergleich – wir benötigen in Indien inkl. allem ca. 1000 Rupies pro Tag. Nachdem wir zugestimmt hatten hiess es das der Regisseur heute Abend im Guesthouse vorbei kommt, vorab sollten wir ihm noch ein paar “Casting“-Bilder von uns zumailen. Irgendwie haben wir ihm wohl nicht gefallen, oder wir sehen nicht typisch Wessi-mässig aus – auf jeden Fall wurde aus dem Dreh dann doch nichts – Leider!

Eigentlich wollten wir für heute eine Enfield ausleihen, um etwas die Gegend zu erkunden, da in der Umgebung viele indigene Bishnoi-Dörfer liegen – doch irgendwie sind wir beide gerade etwas Reisemüde und uns ist der Endeckerdrang abhandengekommen. Dafür hab ich neue Bewohner dazubekommen – und zwar auf meinem Kopf. LÄUSE! Die haben bisher noch auf meiner Liste der unliebsamen Tierchen gefehlt. Und so hab ich jetzt täglich zwei Entlausungssitzungen, wobei Joga bei der ersten Haardurchforstung ca. 80 Tierchen mit der Pinzette zerquetscht hat.

DER WÜRFEL IST GEFALLEN!

Sri Lanka

Auf Grund der wie bereits erwähnten steigenden Reisemüdigkeit und dem fehlenden Entdeckerdrang waren wir nicht mehr sicher wie wir weiterreisen sollen. Der eigentliche Plan war es von Indien aus nach Dubai zu fliegen, von dort mit der Fähre in den Iran überzusetzten und bis in die Türkei auf dem Landweg nach Europa zurück zu reisen. Alle Visum-Formalitäten waren bereits mit der Botschaft und mit Visa-Agenturen abgeklärt … doch dann kamen die Zweifel! Sollen wir es machen, oder doch gleich nach Hause fliegen, sollen wir vorher noch nach Goa an den Strand oder doch noch nach Sri Lanka. Also musste mal wieder das Los bzw. der Würfel entscheiden. UNNNND … wir gehen nach Sri Lanka!
Und somit haben wir auch unseren Heimflug nach Deutschland bereits gebucht und werden am 15. September 2013 nach genau zwei Jahren morgens in Frankfurt landen. Unseren Anschlusszug haben wir auch schon und so endet die Reise genau dort wo sie angefangen hat – am Hauptbahnhof in Stuttgart. Geplante Ankunft: ICE 573 – 12:35 Uhr

Nach vielem hin und her haben wir es dann am letzten Tag tatsächlich geschafft die Hauptattraktion – das Meherangarh Fort zu besichtigen. Dieses majestätische Fort macht seinem Namen all Ehre. Es steht auf einem 125 m hohen Fels und gehört zu den beeindruckendsten des mit Forts reichlich bestückten Staates Rajasthan. Innerhalb des Forts, das noch immer dem Maharadscha von Jodhpur gehört und in dem er auch noch lebt, gibt es eine ganze Reihe von Innenhöfen und Palästen. Am südlichen Ende des Forts sind auf dem Schutzwall alte Kanonen zu sehen. Hier fällt der Hügel steil ab und bietet einen schönen Blick auf die Altstadt.

Nach vier Tagen sind wir mit dem Nachtzug weiter nach Jaisalmer. Der komplette Bahnhofsvorplatz und die Wartehalle sahen wie ein Lazarett aus, da die Menschen dicht gedrängt auf dem Boden lagen und schliefen. Die einen wohl um auf ihren Zug zu warten, die meisten jedoch weil es hier so ein geselliges Plätzchen ist und man nicht vertrieben wird.

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Udaipur

3. August 2013

Udaipur

Am ersten Tag nach unserer Ankunft hatte Daisy einen Tag frei, da sie die meiste Zeit auf der Toilette verbrachte. Ich hab mir solange die Stadt angeschaut und versucht mich zu orientieren und an meinen letzten Besuch zu erinnern. Nach dem bei ihr dann alles raus war, was raus wollte ging es ihr wieder besser und so stand unserem Programm nichts mehr im Wege. Den am nächsten Tag war mein Geburtstag (schon der zweite auf der Reise) und als Leckerli haben wir uns wieder eine Enfield ausgeliehen und sind in das ca. 100km entferne Ranakpur gefahren. Der Weg aus der Altstadt bis auf den Highway war nicht so einfach zu finden da es hier natürlich keine Strassenschilder gibt, zumindest keine, die wir lesen können. So mussten wir mehrmals nach dem Weg fragen, und einmal stand Doris vor einem kleinen Laden mit zwei älteren Damen die natürlich kein Wort Englisch verstanden, ihr den Weg aber ausführlichst auf Hindi erklärten. Glücklicherweise kam gerade ein junger Inder auf seinem Scooter vorbei der sich dachte: “Was macht das Mädel da vor dem Laden – die können doch gar kein Englisch!?!“ Also hat er prompt umgedreht und für uns den Dolmetscher gespielt, nach dem Austausch von unseren Facebook-Kontakten und einem Erinnerungsfoto gab‘s als Gastgeschenk von Vicky für Daisy noch Glas-Armreifen vom Shop der zwei älteren Damen! Was für ein netter Kerl!
Nach 2,5 Stunden Fahrt haben wir dann den wunderschönen Jain-Tempel in Ranakpur erreicht. Leider kamen wir ca. 15min zu spät zum Essen. Es ist nämlich möglich in der Pilger-Kantine Thali zu essen. Eigentlich funktioniert das so – man bezahlt einen Fixpreis, setzt sich an einen freien Platz auf der Bank, bekommt ein Blechteller und ein paar Schüsselchen und dann so viel Reis, Fladenbrot und verschiedene Currys wie man will. Als Zeichen, dass man nichts mehr möchte, muss man das Schälchen umdrehen – ansonsten wird einem alles ständig wieder aufgefüllt.
Den Tempel in Ranakpur habe ich auf meinem letzten Indien-Trip bereits besucht, doch diese Mal während der Regenzeit erscheint der weisse Marmortempel in mitten eines grünen Tals noch viel imposanter. In dem Tempel der Jain-Religion die jegliches Leben respektiert und streng vegan lebt, sind selbst tierische Produkte verboten, also muss man zum Beispiel seinen Ledergürtel oder auch seinen Geldbeutel am Eingang abgeben. Da es, während wir im Tempel waren, bereits angefangen hat zu regnen, haben wir uns nach einer kurzen Wartepause auch wieder auf den Rückweg gemacht. So sind wir abends durchnässt wieder in Udaipur angekommen und haben uns zur Feier des Tages nach einer heissen Dusche ein schickes Restaurant direkt am See gegönnt.

In Südindien hatten wir bereits einen Kochkurs gemacht. Da sich aber die Nordindische Küche sehr stark unterscheidet, wollten wir uns auch hier in die Geheimnisse einweihen lassen und sind bei Shashi`s Kochschule gelandet. Sie ist eine 47 Jahre alte Witwe, die in einem kleinen Dorf auf dem Lande aufgewachsen ist. Im Alter von 19 Jahren wurde sie verheiratet und kam nach Udaipur, kein Wort Hindi sprechend, so dass sie sich zu Beginn noch nicht einmal mit ihrem Mann unterhalten konnte. Nach 14 Jahre Ehe und zwei Söhnen ist ihr Mann verstorben. Da sie selbst zur höchsten Kaste der Brahmanen zählt, gibt es sehr strenge Verhaltensregeln für eine Witwe. So durfte sie beispielsweise ein Jahr lang das Haus nicht verlassen und musste in einer Ecke des Raumes sitzen, ihr Gesicht dabei vollständig bedeckt. Während der Zeit kamen jeden Tag Frauen, um mit ihr zu weinen. Als Brahmanin ist es verboten ein zweites Mal zu heiraten und als Frau ist es oftmals schwierig Geld zu verdienen. Einer ihrer Söhne hatte sich mit einem Touristen angefreundet, den er ein paarmal zum Essen nach Hause eingeladen hatte und der von Shashi`s Kochkünsten beeindruckt war. So entstand die Idee einer Kochschule. Auch hier zu Beginn kein einziges Wort Englisch sprechend, hat sie sich im Laufe der Zeit die Sprache von Touristen beibringen lassen und spricht sie mittlerweile richtig gut. Es ist absolut bewundernswert, was sie sich aufgebaut hat und welche Unterstützung sie dabei bekam. So wurde ihr eine Homepage von einem Portugiesen programmiert, ihre Rezepte von Hindi ins Englische übersetzt, ihr Kochschürzen geschenkt und ein Buch über sie erstellt. Irgendwann kamen zwei Jungs vom Lonely Planet, so dass sie mittlerweile in allen Reiseführern aufgeführt ist (was wir nicht wussten, da wir keinen LP benutzen) und sie nun täglich 2 Kochkurse mit jeweils bis zu 6 Teilnehmern gibt. Dank Low-Season hatten wir das Glück einen “privaten“ Kochkurs nur für uns zwei zu bekommen und es hat sich absolut gelohnt. Shashi ist eine sehr bemerkenswerte Frau, mit der wir super viel Spass beim Kochen hatten, aber auch richtig viel lernen konnten. Insgesamt haben wir über 5 Stunden indische Leckereien gekocht, wie Chai, AlooPakora, mix. Veg Pakora, dazu Mango- und Korianderchutney, veg. Pulao, Paneer Butter Masala, Naan mit Cheese Tomato-Dip, plain Chapatti, Parantha, stuffed Parantha und als Nachtisch noch ein sweet Parantha. Und alles sollten wir danach aufessen, was absolut unmöglich war.

Udaipur ist sehr stolz auf seinen James Bond Film Octopussy. Dieser spielt zur Hälfte in der Stadt, unter anderem im Lake Palace und deshalb kann man in jedem zweiten Restaurant den Film jeden Abend auf Grossbildleinwand anschauen. Der Lake Palace ist ein wahrhaftiger Märchenpalast inmitten eines Sees, der zur Abendzeit traumhaft beleuchtet ist. Als arbeitslose Weltenbummler ist es uns allerdings nur gegönnt, diesen von weitem zu bestaunen, da dieser mittlerweile als Hotel für betuchte Gäste dient. Den Stadtpalast zu besichtigen, ist allerdings für jedermann möglich und so haben wir uns angeschaut, in welchem Luxus die früheren Maharadschas gelebt haben.

Nach 6 Monaten Indien hat Daisy es endlich mal geschafft, sich traditionell „schmücken“ zu lassen. Für Hochzeiten oder Festlichkeiten jeder Art verzieren sich Inderinnen ihre Hände mit wunderschönen Heena-Zeichnungen und auch ihr Künstler hat auch ihr sehr kunstvolle Ornamente auf die Hände gezeichnet. Das Ganze bleibt dann für ca. eine Woche auf der Haut, bevor es anfängt zu verblassen.

Viele Touristen kaufen sich kunstvolle Patchwork-Arbeiten, Gemälde und Co., wir sind mehr fürs Praktische. So gibt es hier eine geniale Zitronenpresse für gerade mal einen Euro, die sicherlich einen festen Platz in unserer Küche finden wird. Ausserdem haben wir uns mit traditionellen Chai-Gläsern (10Stück für 0,65€) eingedeckt, mit denen einem an jedem Chai-Stand der Tee serviert wird. Um alle Shopverkäufer mit Chai zu versorgen, gibt es einen Metallträger in den die vollgefüllten Gläser reingestellt und vom Chai-Wallah (Chai-Laufburschen) verteilt werden. Um so einen Träger zu bekommen, haben wir uns einmal durch die halbe Stadt durchgefragt, wohl kein gewöhnliches Souvenir, doch sind wir nun stolze Besitzer eines solchen Drahtgestells und jeder unserer zukünftigen Gäste wird mit dem indischen Nationalgetränk begrüsst. Der Träger wurde uns von Monu organisiert, ein Schneider an dessen Shop wir täglich in die Stadt vorbeilaufen mussten und der wohl schrägste und englisch schnellsprechendste Inder, den wir je kennengelernt haben. Dieser hat uns dann auch das Royal Palace zum Abendessen empfohlen, wo wir einen sehr lustigen Abend mit ihm bei Bier verbrachten.

An unserem letzten Tag haben wir es dann tatsächlich noch geschafft, eine Bootstour auf dem Picolalake zu unternehmen, da wir die Tage davor uns immer mit Monu verquatscht hatten. Auf dem Weg dorthin haben wir uns bei einer Bakery noch schnell einen Kuchen zwischen die Backen geschoben und beim Pipi machen ein sehr witziges Schild auf dem winzigen Klo entdeckt, mit der Aufschrift „Try shitting sideways“.

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Pushkar

24. Juli 2013

Pushkar

Von Jaipur ging es mit dem Bus bis nach Ajmer, wo wir in einen ziemlich überfüllten Bus umsteigen mussten. Deswegen hiess es auch Gepäck ab aufs Dach, was normalerweise zum Job des Ticketkassierer, der in jedem Bus mitfährt, gehört. Doch dieser hatte keine Lust, also musste Joga selbst aufs Dach klettern. In Pushkar angekommen durfte er dann gleich nochmal hochklettern und unser Zeug wieder runterholen. Eigentlich kein Problem, wäre der Kassierer nicht so ein Arschloch gewesen. Denn noch einer seiner Aufgaben ist es, dem Busfahrer, meist per Klopfzeichen zu signalisieren, wann er weiterfahren kann. Unser Gepäck war zwar unten, doch Joga noch auf dem Dach, als der Bus sich wieder in Bewegung setzte, was dazu geführt hat, dass er sich den Fuss in der Reling eingeklemmt hat. Unser wütendes Gebrüll hat den Bus genau solange stoppen lassen, das Joga wenigstens runterhüpfen konnte. Wenigstens konnten wir gleich unser neu erlerntes Hindi-Schimpfwort „Bakara chod – goat fucker“ anwenden ;-), jaja die bösen Sachen lernt man immer gleich! Und dann kam gleich das nächste Ärgernis – nervige Hotelschlepper, die nur auf Weisshäutige Kundschaft gewartet hatten.

Trotz schlechtem Start schien es, dass wir mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Denn in zwei Tagen ist Vollmond und an Vollmond zieht es tausende von Pilger nach Pushkar. Das kleine Städtchen liegt an einem für die Inder sehr heiligen See, der laut Legende folgendermassen entstand. Der Schöpfergott Brahman lief einst mit einer Lotusblüte in der Hand durch die Wüste. Als drei der Blütenblätter auf den trockenen Boden fielen, entstanden drei Seen, unter anderem der Pushkar-See. Dem See werden nun heilige Kräfte nachgesagt, so dass ein Tauchbad im See die Gläubigen von all ihren Sünden reinwäscht, allerdings nur bei Vollmond. Besonders “sauber“ wird man wohl zu Vollmond im November, was zur Folge hat, dass sich zur selben Zeit der weltweit grösste Kamelmarkt mit über 150.000 Kamelhändlern entwickelte.

Doch auch so füllten sich die Strassen und Gassen mit unzähligen Pilgern, die im Laufe des Tages ein rituelles Bad vollführen wollten. Der See ist insgesamt von 52 Ghats (Treppen) gesäumt, zum Teil mit eigenem Wasserbecken, da sich jeder Maharadscha ein Stückchen am See gesichert und sein eigenes Ghat samt Ferienhaus erbaut hatte. Das als Main Ghat bezeichnete Gau Ghat, ist die Stätte, an der unter anderem die Asche Mahatma Gandhis in den See gestreut wurde.

Auch wir wollten uns das heutige Treiben nicht entgehen lassen und haben uns ein diskretes Plätzchen zur Beobachtung der Gläubigen gesucht. Auffällig war, dass ca. 90% der Pilger Frauen waren, die ihre Sündenreinwaschung vollzogen hatten. Rajasthanische Frauen tragen hauptsächlich Gewänder und Saris in leuchtendem Pink, Gelb, Orange oder Rot, was wohl die jeweilige Kastenzugehörigkeit symbolisiert, so dass sich die ganzen Ghats in ein wunderschönes unglaublich buntes Farbenmeer verwandelten. Für die Durchführung des rituellen Bades steigen die Frauen komplett bekleidet in den See, um diese danach gegen trockene Kleidung zu tauschen. Was hierbei ebenfalls sehr auffällig war, dass sie dies ohne Scham und grosse Verhüllungsversuche machten, ein absolutes Novum, im sonst unglaublich prüden und verklemmten Indien. So ist es beispielsweise keine Seltenheit, dass ein Ehemann seine Gattin ein Leben lang nie vollständig unbekleidet zu Gesicht bekommt.

Am nächsten Tag haben wir uns an die Besteigung des Gayiri-Hügel gemacht, von wo aus man einen sehr schönen Blick auf Pushkar samt See und die wüstenhafte Gegend hat, die auf Grund des bereits begonnen Monsuns dabei ist zu ergrünen. An den frischen Zweigen erfreuten sich auch etliche Ziegen, die den Berg bevölkerten und an denen sich Joga als Ziegenpeter versuchte ;-).

Von Pushkar sind wir mit dem Zug nach Udaipur weitergereist. Da wir mittlerweile etliche tausend Kilometer mit der indischen Eisenbahn zurückgelegt haben, hier mal ein paar Zahlen und Fakten aus unserem Reiseführer über dieses beachtliche Unternehmen.

Die indische Eisenbahn in Zahlen:
Mit einem Schienennetz von 63.327 km Länge hat Indien das zweitlängste Eisenbahnnetz der Welt. 8000 Lokomotiven sorgen täglich für den Transport von etwa 26 Millionen Fahrgästen. Jeden Tag benutzen über 15.000 Zugverbindungen das Schienennetz. Mit rund 1.7 Millionen Beschäftigten ist die indische Eisenbahn der grösste Arbeitsgeber der Erde. Leider gibt es auch ein paar Zahlen auf die das indische Verkehrsministerium weniger stolz sein kann. Jährlich passieren nämlich über 600 Unfälle (mit 800-900 Todesopfern), ca. 15.000 Menschen sterben beim Überqueren der Gleise und genauso viele weil sie von den Dächern der Züge fallen oder mit Masten kollidieren. Damit gilt die indische Eisenbahn weltweit als die gefährlichste. Zugreisende können sich aber trösten: Es ist wesentlich sicherer, die Bahn als den Bus zu nehmen, den laut offizieller Statistik sterben jeden Tag durchschnittlich 356 Menschen (130.000 im Jahr) im Strassenverkehr.

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Jaipur

19. Juli 2013

Jaipur

DER 100STE BERICHT!!! WOW, WER HÄTTE DAS GEDACHT!!!

Da wir etwas zu faul waren uns ein Zugticket zu organisieren sind wir mal wieder Bus gefahren – ist auch schön! Die Strassen in Rajasthan sind wie wir feststellen konnten, die wohl besten im ganzen Land. Zum Teil sind das sogar richtige Überland-Autobahnen ohne Schlaglöcher und dank Zäunen mit nur wenigen Tieren auf der Strasse. Das Beste war aber der Frauen-Discount, denn Doris` Ticket hat 25% weniger gekostet … uns soll’s recht sein.

In Jaipur angekommen machten wir dann gleich Bekanntschaft mit dem was uns die nächsten Wochen wohl begleiten sollte – nervige, von Touristen versaute Schlepper, TukTuk-Fahrer und sogar Chai-Verkäufer. Rajasthan ist der unter den Touristen mit Abstand beliebteste Bundesstaat und so wird man auf Schritt und Tritt angequatscht und verarscht. Bereits zwei Blocks vor dem Busbahnhof sind wir von Weiss-Haut-Jägern entdeckt worden, diese haben sich von aussen an den Bus drangehängt und sich kurz nach Stillstand des Busses auf uns gestützt. Haha, da beissen die bei uns auf Granit – schon aus Prinzip werden wir nie irgendeine Leistung eines sich so penetrant aufdrängenden Inders annehmen. Wir wollten eh ohnehin erst einmal einen Chai trinken – doch selbst der Chai-Verkäufer wollte uns abrippen – 20 Rupies für zwei kleinen Becher – in ganz Indien zahl man dafür nur 10 Rupies. Doch hier schein es tatsächlich Skin-Tax zu geben. Den 10-Rupie-Schein wollte der Verkäufer nicht annehmen, doch wir waren nicht bereit 20Rs zu bezahlen, und so haben wir ihm einfach 15Rs auf die Sitzbank gelegt und sind weggelaufen. Ein Schlepper hat unser deutsches Guidebook entdeckt und meint wohl er könne uns mit seinem Deutsch beeindrucken. Doch da wir keine Lust hatten für das Hotel das wir uns ohne hin bereits ausgesucht hatten Provision zu zahlen, sind wir den Kilometer lieber gelaufen als uns von einem TukTuk-Fahrer fahren zu lassen.

Am ersten Tag haben wir gleich das Wahrzeichen der Stadt angeschaut, den Palast der Winde. Eigentlich nur eine Fassade mit fast 1000 Fenstern hinter denen sich früher die Frauen des Maharadscha versteckten, geschützt vor den Blicken des Volkes, um das Treiben auf der Strasse zu beobachten. Dann ging es weiter in den Stadtpalast mit der grössten und schönsten Ausstellung antiker Waffen. Abends auf dem Rückweg sind wir bei Saleem einem Enfield Händler vorbei und haben für den nächsten Tag ein Motorrad klar gemacht. Wir sind auch gleich mit ihm nett ins Gespräch gekommen, sind in seiner kleinen Werkstatt gehockt und haben Chai getrunken. Stolz zeigte er uns Bilder seiner internationalen Kunden, die alle eine alte Royal Enfield bei ihm gekauft und exportiert haben.

An unserem ersten Motorrad-Tag sind wir zum ca. 15km entfernten Amer Palace gefahren, eine riesige Anlage geschützt zwischen den Bergen und mit einem unterirdischen Gang verbunden mit der dazugehörigen Festung – dem Jaigarh Fort. Doch gerade als wir das Eintrittsticket kaufen wollten hat ein heftiger Monsun-Regen eingesetzt. So haben wir ca. 2 Stunden in den Arkaden am Palastvorplatz ausgeharrt, bis es zumindest nur noch so stark geregnet hat, dass man trotzdem rumlaufen konnte. Für den Palast war es jetzt bereits zu spät, weil dieser schon um 16:00Uhr schliesst (… und ausserdem war alles unter Wasser), doch wollten wir mit unserer Enfield über eine Passstrasse zum höhergelegenen Fort fahren. Der Allrad-Jeep-Tour-Anbieter-Jogi unten am Parkplatz hat uns dringend davon abgeraten, die Strasse sei eigentlich gar keine richtige Strasse und sehr gefährlich. Und er würde uns dies als Freund sagen, und uns empfehlen lieber mit einem Jeep dort hoch zu fahren. Mich hat das nicht beeindruckt, und ich hab mir gesagt wir fahren mal so weit wie es geht und dann schauen wir weiter. Wie sich dann zeigte ist die Strasse eine der wohl besten, die wir je in Indien gesehen haben – neuer Asphalt, es ist nirgends was abgebrochen, keine Schlaglöcher usw. eine richtig schöne Serpentinen-Strasse. Ja die Inder – leider haben die als einziges Volk das wir bisher kennengelernt haben überhaupt kein Problem einem ständig direkt ins Gesicht zu lügen. Gar kein gutes Karma. Das Fort haben wir dann noch schnell angeschaut da es auch bereits in 30min schliesst. Unter anderem gibt es die grösste Kanone der Welt zu bestaunen, die ihre Kugel abgefeuert mit 100kg Schwarzpulver angeblich 35km weit schiessen kann. Genau weiss es aber keiner weil sie nie benutzt wurde! 🙂

Am nächsten Motorrad-Tag sind wir ins 100km entfernte Abhaneri gefahren. In dem kleinen verschlafenen Dörfchen gibt es einen der spektakulärsten Stufenbrunnen Indiens. Ich war bereits vor 8 Jahren mit der Hochschule hier und die Tempelanlage war damals noch ein echter Geheimtipp unseres indischen Architekten & Guides. Seit ein paar Jahren ist Abhaneri jetzt auch im Lonely Planet zu finden und so taucht hier auch der ein oder andere Pauschaltourist mit seinem Privat-Fahrer auf – cooler ist es da schon mit einer Enfield vorzufahren! Immerhin ist der Eintritt immer noch umsonst. Wie eine umgedrehte Pyramide gehen die Stufen 30 Meter in die Tiefe, und je nach Wasserstand wurden auf den Plattformen der Stirnseite Zeremonien abgehalten.

An unserem dritten und letzten Motorrad-Tag sind wir morgens zunächst zum Nahargarh Fort, das direkt über der Stadt thront um noch die klare Sicht zu geniessen. Anschliessend bei diesmal sonnigem Wetter nochmals zum atemberaubenden Amer Palace. Nach so viel altem Gemäuer wird’s mal Zeit für eine Abwechslung. So haben wir das Jawahar Kala Kendra Art Center besucht – vom indischen Architekten C. Correa erbaut. Und die eine oder andere Shopping-Mall lag auch noch auf dem Rückweg zum Enfield-Händler. Saleem hat uns irgendwie ins Herz geschlossen, und wahrscheinlich spürte er auch mein erhöhtes Interesse an den alten Maschinen. Stolz wollte er uns seine Sammlung zeigen, und so wurden wir für den nächsten Tag zum Ihm nach Hause zum Essen eingeladen.

Vorher haben wir uns noch das Observatorium in Jaipur angeschaut. Maharadscha Jai Singh war auch interessierter Astronom und lies Anfang des 18. Jahrhundert 18 riesige Messgeräte aus Stein konstruieren. Unter anderem die grösste Sonnenuhr der Welt mit der die Zeit bis auf zwei Sekunden genau abgelesen werden kann. Mit anderen Geräten können die Bewegungen und Position von Planeten und Sternen bestimmt werden, andere geben Auskunft über die Intensität des nächsten Monsuns.

Saleem hat sonntags um 14:00Uhr seinen Laden geschlossen, ich bekam die Enfield von seinem Sohn unter den Hintern und dann hiess es hinterher fahren. Knapp 7km ausserhalb der Stadt wohnt die Familie mit 7 Kindern und ca. 30 Enfields, von Baujahr 1969 bis 2010. Für uns immer interessant zu erfahren, wie die Menschen so leben. Saleem zählt sicherlich zur indischen Mittelschicht und bewohnt ca. 200qm. Das Haus besteht aus mehreren Schlafzimmern, einem Bad, einer Küche und einem zentralen Aufenthaltsraum in der Mitte. Was allerdings auffällt, dass es eigentlich fast keine Möbelstücke gibt, ausser einem ziemlich grossen Fernseher, der einen fast altarähnlichen Platz hat. Speziell für uns Gäste gab es von der Hausherrin frisch zubereitetes Hühnchen, das auf Zeitungspapier serviert wurde. Wir selbst sind in der zentralen Halle auf einer Matte auf dem Boden gesessen. Gegessen wird natürlich mit den Händen.

Nach einem Arbeitstag (Email, Blog, Tagebuch, …) haben wir abends Allan auf der Strasse getroffen. Ihn hatten wir bereits in Sikkim und Varanasi gesehen, und so haben wir uns für den nächsten Tag verabredet. Mit Danielle & Jessica aus der Schweiz, Jayden aus Kanada und Allan aus Aussie-Land waren wir abends bei ein paar Bier auf der Dachterrasse. Am nächsten Tag wollten wir alle zusammen ins Kino gehen, da das Raj Mandir als das schönste Kino Indiens gilt, und das ist es auch. Im indischen Art-Deco-Stil gebaut sieht die riesige Lobby mit Kronleuchter und geschwungenen Treppenaufgängen aus wie ein pompöser alter Palast. Der Film (natürlich in Hindi) war der Knaller – Bhaag Milkha Bhaag – ein über 3 stündiges Heldenepos über Indiens besten und bekanntesten Sportler aus den 70er Jahren. Und die Stimmung war super, nicht wie in deutschen Kinos, wo man schon einen Rüffel bekommt, wenn man jemanden mal was zuflüstert, wird hier geklatscht, gepfiffen, gebrüllt (vor allem, wenn es auch nur etwas anzüglicher wird), Handys klingeln und Leute telefonieren und bei Tanzszenen, fällt es dem ein oder anderen schwer, sich noch auf seinem Sitz zu halten – verständlich, denn selbst unsere Füsse fingen dabei oft das mitwippen an. Indische Kinofilme machen einfach nur Spass und sind ein Erlebnis.
Download Film-Trailer

Nach 10 schönen und abwechslungsreichen Tagen ging es mit dem Bus weiter nach Pushkar.

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Agra

16. Juli 2013

Agra

Endlich, Endlich, Endlich!!! Nach nun insgesamt 6 Monaten in Indien sind wir in Agra der Stadt mit DEM Wahrzeichen, dem Must-See eines Indien-Aufenthaltes, dem bedeutendsten Monument angekommen – das Taj Mahal.

Um dieses besichtigen zu dürfen, mussten wir uns erst einmal Eintrittstickets von dem etwas ausserhalb gelegenen Ticketschalter besorgen, welcher mit schicken Golfwägelchen angefahren wurde. Allerdings sind die Eintrittspreise echt unverschämt. Ausländer zahlen 750Rs (10Euro), Inder 10Rs (13Cent)!!! Wenigstens ist bei uns noch ein halber Liter Wasser und Schuhüberzieher mit dabei und das Pippi machen ist auch umsonst (nur für Ausländer), Klopapier kostet allerdings extra.

Neben dem Taj Mahal gibt es in Agra noch das Agra Fort zu besichtigen. Eine echt imposante Anlage, in Form eines Halbmondes aus dem 15. Jahrhundert. Da Joga sich das Fort bereits vor 8 Jahren schon einmal angeschaut hatte, hatte ich meinen persönlichen Guide mit dabei, der auch gleich ein perfektes Plätzchen ausfindig gemacht hat, von wo aus man einen super schönen ersten Blick auf das am Flussufer liegende Taj Mahal hatte. Auf der Suche nach einem bezahlbaren Restaurant sind wir abends bei Joney`s gelandet. Der sehr nette Besitzer hat uns gleich mal seine ganzen Gästebücher in die Hand gedrückt, in denen ziemlich viele schwäbische Kommentare zu lesen waren – und das Essen war tatsächlich gut und sehr günstig. So gab es danach noch ein kühles Hopfengetränk auf der Dachterrasse eines Hotels. Kurz mal nicht aufgepasst, sitzt plötzlich ein ziemlich grosser Affe auf dem Tisch direkt vor Joga und hat versucht seine Regenjacke zu klauen. Was ihm wahrscheinlich auch gelungen wäre, wenn er nicht von den Wasserflaschen und Stühlen so erschrocken wäre, die Joga erfolgreich auf ihn geworfen hat.

Am nächsten Morgen sind wir dann um 5 Uhr aufgestanden, um noch vor den Besuchermassen das Taj Mahal anzuschauen. Nach einer Vollkörperkontrolle hatten die Securites ein Problem mit unserem Ministativ, das verboten ist mitreinzunehmen. Also bin ich nochmal kurz zum Hotel zurückgejoggt, das strategisch super günstig 50m vom Osteingang entfernt lag. Kaum war ich vor dem Eingangstor des Taj Mahals, kamen 3 Shop Verkäufer auf mich zu gerannt „You want shopping“. AAARRRGGG – ICH WILL ENDLICH DAS TAJ MAHAL SEHEN und nicht um 5.45Uhr morgens hässliche Souvenirs shoppen! Mein gorillagebrüllähnliches NOOOO hat sie dann auch alle zurückschrecken lassen und war wohl so eindrücklich, dass wir für den Rest des Tages auch von keinem Shop Besitzer mehr angesprochen wurden. Stativ weg, nochmal durch den Sicherheitscheck und dann standen wir ENDLICH davor, Joga bereits zum zweiten Mal.

Im Leben schon unzählige Bilder dieses marmornen Grabmales gesehen, verursacht es in Wirklichkeit, direkt davorstehend trotzdem noch einen absoluten WOW-Effekt und ist sehr beeindruckend und wunderschön, oder wie der indische Poet Rabindranath Tagore sich ausdrückt „eine Träne im Antlitz der Ewigkeit“. Der Maharaja Shah Jahan liess das Grabmal zu Ehren seiner Lieblingsfrau Mutaz Mahal, die ihm 14 Kinder gebar, erbauen, um ein Denkmal zu errichten, das die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Für die Erstellung dieses mongulischen Baukunstwerkes waren 20.000 Arbeitskräfte nötig, die 21 Jahre lang zur Vollendung benötigten. Unser Timing war perfekt, da bisher nur eine Handvoll anderer Besucher anwesend war und so konnten wir in Ruhe das Taj Mahal fotografieren – mit Joga, ohne Joga, mit Daisy, ohne Daisy, mit Joga und Daisy, Joga hüpfend, Daisy hüpfend, das Taj an der Spitze haltend … ergibt 235 Klicks.

Nach 4 Stunden hatten wir uns zwar noch längst nicht sattgesehen, waren so langsam aber ziemlich hungrig, so dass wir erst einmal zum Frühstücken sind. Nach der Stärkung und einem Schläfchen gab es vom „Taj Nature Walk“ ganz ungewohnte Blicke mit grüner Umrandung auf das Taj Mahal, vor allem da sich der Himmel im Hintergrund durch ein nahendes Gewitter dunkelgrau verfärbte. Das Ganze Naturspektakel konnten wir dann abends voll von der Dachterrasse eines Restaurants aus beobachten, das weisse Marmormonument umrahmt von dunklen Gewitterwolken, die sich dann auch kurz darauf heftig entladen hatten – schliesslich ist auch mittlerweile der Anfang der Monsunzeit.

Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Bus nach nur 2 Tagen weiter nach Jaipur.

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Varanasi

12. Juli 2013

Varanasi2

Von Sikkims nächstgelegenstem Bahnhof New Jalpaiguri gibt es zwar einen Direktzug nach Agra, doch neben den 31 Stunden Fahrtzeit – ohne Verspätung – kommt man ungünstiger Weise mitten in der Nacht in der Stadt des Taj Mahals an. So haben wir uns dazu entschieden, die Etappe auf zweimal zu machen und einen Zwischenstopp in Varanasi einzulegen, wo wir ja bereits im Januar waren. Aus einem Zwischenstopp wurden 11 Tage, da uns die Stadt einfach wieder in ihren Bann gezogen hat. Dieses Mal durften wir sie von einer ganz anderen Seite erleben. Unser letzter Aufenthalt war zur Zeit der Kumbh Mela, weswegen zusätzliche 4-6 Millionen Pilger sich in der Stadt aufhielten, so dass uns die ganzen kleinen verwinkelten Gassen unglaublich leer vorkamen. Was dieses Mal aber absolut fesselnd und spannend zu beobachten war, war die anschwellende Lebensader Ganges. Durch den verfrüht eingesetzten und verehrend starken Monsun im Norden Indiens, kamen nun die Wassermassen in Varanasi an. Jeden Tag wurden mehr und mehr der Ghats vom Wasser bedeckt, die Stufen versanken, Sardus mussten ihre Schlafplätze räumen, Betonsonnenschirme (siehe Fotodokumentation) wurden verschluckt, der Fluss wurde breiter und breiter und die Strömung stärker und stärker. Die Besonderheit von Varanasi ist, das nur eine Flussseite bebaut ist und dieser sich somit bedenkenlos ausbreiten kann, da auf der anderen Seite genügend Schwemmland vorhanden ist. Nach 5 Tagen waren alle Ghats mit Wasser bedeckt, so dass gar kein Durchkommen am Ufer mehr möglich war. Während der Dauer unseres Aufenthaltes stieg der Fluss um ca. 5 Meter an, ein ganz natürlicher Prozess, der sich jedes Jahr wiederholt und die nächsten zwei Monate soll der Pegel wohl noch um weitere 4-6 Meter ansteigen. An manchen Tagen konnten wir einen Wasseranstieg bis zu einem Meter pro Tag registrieren, das auch das ein oder andere nicht mehr ganz Lebendige mit sich führte. So schwammen etliche tote Kühe und bizarrer Weise auch zwei Wasserleichen an unserem Hotel vorbei – eine davon hatte sich an etwas verfangen und hing für ein paar Stunden direkt vor unserem Balkon fest.

Bei unserem letzten Aufenthalt in Varanasi hatten wir das Glück Goblan den Milchbauer kennenlernen zu dürfen. Bei unserer Verabschiedung im Januar meinte er, wir sehen uns bestimmt noch einmal wieder in unserem Leben und so schien er absolut nicht erstaunt, als wir plötzlich vor ihm standen, um ihn zu besuchen, aber gefreut hat er sich riesig. Und so sassen wir auch dieses Mal etliche Stunden auf dem Steinbänkchen vor seinem Haus, haben Chai getrunken und seine drei Kühe geknuddelt und gestreichelt – schwangere Grossmama-Kuh, Mama-Kuh und Kälbchen.

Ein Hauptgrund unseres längeren Aufenthaltes in Varanasi als geplant, waren hauptsächlich auch Freunde und neue Bekanntschaften. So haben wir gleich zu Beginn Eva und Stephan kennengelernt, die beide in Tübingen wohnen. Ausserdem kamen unsere beiden chilenischen Chicas Josefa & Francisca nach ein paar Tagen nach Varanasi und da die beiden ja etwas verplant sind, haben wir ihnen durch das Chaos der engen Gassen geholfen und dann kam noch Allan dazu, ein Australier, den wir auch in Sikkim kennengelernt haben, Marianna eine US-Mexikanerin, Jayden ein Kanadier und Hamid ein Inder, … so dass wir zum Schluss ein absolut grosser bundgemischter Haufen waren. Mit den ganzen Leuten haben wir dann auch so einiges unternommen, wie eine Tour zum Assi-Ghat – eine der bedeutendsten Ghats ganz am Ende der Stadt, einem Ausflug zur Uni, sowie eine illegale Bootstour, da auf Grund des gestiegenen Wasserlevels der komplette Schiffsverkehr auf dem Ganges eingestellt wurde. Und zu all unseren Essenshighlights, wie dem Megu Cafe, mit der besten Sushi Roll, dem Dosa Cafe, unser neuer Geheimtipp für fantastische Dosas und dem Blue Lassi mit den leckersten Lassi-Kreationen von wahrscheinlich ganz Indien haben wir auch noch alle geführt. Wir Mädels gingen zusammen auf Shopping-Tour, wobei ich ihnen “meinen“ Hosenverkäufer gezeigt habe. Ein total netter Shop Besitzer, der einem im Gegensatz zu allen anderen nichts aufdrängen möchte und von Anfang an faire Preise, ohne langwieriges Verhandeln macht. Neben neuen Hosen und Oberteilen, gab es in dem Miniladen noch ein Bad in all den schönsten Farben schillernden Seidenschälen. Joga und ich haben uns mit Indischem Blechgeschirr eingedeckt (8kg-Päckchen), um zu Hause authentische Thalis zu kochen und servieren zu können.

Nach dem alle Sightseeing-Events abgeklappert, alle Läden “leergeshoppt“ und uns zweien auch mal wieder der Sinn nach trauter Zweisamkeit stand, sind wir mit dem Nachtzug weiter nach Agra gereist, um das langersehnte Wahrzeichen Indiens zu bestaunen.

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East Sikkim

28. Juni 2013

East Sikkim

ANFAHRT Um 5:00Uhr morgens sind wir aufgestanden und Sonam hat uns vier nach der Verabschiedung noch Bambusstöcke für den steilen Abstieg zum See geschnitzt. Die Wartezeit bis dann der Jeep kam haben wir mit Chai trinken und Blutegel entfernen verbracht. Diese kleinen Blutsauger lieben die feuchte Jahreszeit und man hat nach dem 30min Marsch unweigerlich ein paar Viecher an Schuhen, Socken oder Waden kleben. Mit dem Jeep sind wir dann zunächst nach Geyzing gefahren, dort umgestiegen in den Jeep nach Jorethang und von da aus dann weiter bis nach Gangtok. Auf Grund einiger Erdrutsche betrug die Fahrtzeit für die Strecke von 120km 10 Stunden, und da wir auf der Fahrt zweimal die Flussseite wechseln mussten, bekamen wir bei der Aus- und Wiedereinreise nochmal zwei weitere kleine Sikkim-Stempel in unsere Pässe.

ZIMMER-PARTY Am ersten Abend beim Feierabend-Bier haben wir noch zwei Mädels aus Australien kennengelernt, und da unsere zwei Chileninnen im September nach Aussie-Land fliegen wollen, wurden die ganz prima ausgefragt. Die zwei südamerikanischen Mädels sind spontan mit etwas wenig Geld losgeflogen, mit dem Plan in Australien zu arbeiten und sich da dann das Geld für die weitere Reise dazu zu verdienen. Da die Aussies ziemlich verplant und lustig waren haben wir am nächsten Tag kurzer Hand eine Zimmer-Party gestartet. Bier und Whiskey gibt’s bekanntlich ja günstig hier, also ordentlich eingekauft und bis um 1:00Uhr gefeiert, bis der Hotelmanager dem Ganzen ein abruptes Ende verpasst hat.

SHOPPING In Gangtok gibt es einige gut sortierte Läden (ist in Indien nicht immer normal), und so gab’s für Daisy ein paar schicke neue Schuhe & eine grüne Halskette (eigentlich das Symbol für verheiratete Frauen in Sikkim), einige buddhistische Souvenirs, Postkarten und auch einen kleinen Tauchsieder für gerade mal einen Euro. In der Touri-Info haben wir erfahren, dass es auch möglich ist von Gangtok (auf dem Rückweg) nach Siliguri zum nächstgelegenen Bahnhof mit dem Helikopter zu fliegen. Dies würde die Rückreise nicht nur von 5 Stunden auf 35min verkürzen, sondern man hätte auch gleich einen traumhaften Ausblick auf die Landschaft. Mit knapp über 30Euro pro Person eigentlich auch spott-billig, doch gibt es eine strenge Gewichtsbegrenzung. Das Gepäck darf nicht über 10kg wiegen, und bei der Verhandlung waren die Inder leider ungewohnt unnachgiebig. Passend zu unserem Tauchsieder gabs noch Instant-Kaffee und Instant-Noodles. So konnten wir in unserem mittlerweile gemütlich eingerichteten Zimmer auch etwas zu Essen machen. Der Morgen-Kaffee hat sich durchgesetzt, doch die Nudeln waren überhaupt nicht gut und für den Preis von Cup-Noodles bekommt man an der Ecke auch 8 Momos und hat am Schluss mehr davon.

STORY VOM KLOPAPIER Unser Hotel war eher eines der günstigeren und es ist auch seit Jahren im Lonely Planet, von dem her steigen hier viele Backpacker ab – und da Backpacker nicht gleich Backpacker ist, gibt es auch den ein oder anderen Nerd unter ihnen. So wie ein Mädel aus Kanada die mit ihrer riesigen immer nach vorne rutschenden Brille aussah wie das hässliche Mädel aus einem schlechten Teenie-Streifen. Sie hat vor der Reise Movie-ologie oder so ähnlich studiert und wusste alles über Film, so hat sie Francisca vollgeblubbert und ihr einige Tipps gegeben welche Bollywood Filme sie während ihres Aufenthaltes in Indien denn noch sehen muss. Kein Papier griffbereit hat sie sich die Movies auf einer Serviette notiert. Etwas Später gab es mal wieder einen der regelmässigen Stromausfälle und unser Hotel war ohne Beleuchtung extrem dunkel. Francisca musste dringen auf die Toilette, doch in der Dunkelheit ihres Zimmers war zunächst kein Klopapier zu finden. Ach – Servietten tun’s ja auch. In ihrer Notsituation etwas unter Zeitdruck hat sie später festgestellt, dass das gute Stück Papier für unten rum herhalten musste – aber die Filme waren wahrscheinlich eh für‘n Arsch 😉

PISCOLA Wir hatten noch einiges zu arbeiten hier, doch unsere chilenischen Mädels sind nach ein paar Tagen weiter gereist. Nach dem erfolgreichen Kauf eines Tatkal-Tickets (sogenannte Notfall-Tickets 24h vor Abfahrt des Zuges), sind wir am Abend das letzte Mal gemeinsam zum Essen. Auf dem Rückweg wurden wir von Josefa gefragt ob wir den Pisco Sour kennen – das Nationalgetränk in Peru und Chile. Ja klar! Und ob wir denn auch schon mal Pisco-Cola getrunken hätten, den der Traubenschnaps, ähnlich dem Grappa schmeckt auch lecker mit Cola. Also haben wir uns am nächsten Shop eine Flasche Coke gekauft und Josefa fragte noch nach Eiswürfel, weil das sehr wichtig für das Getränk sei. Wir dachten noch wo soll man denn um 21:00Uhr (hier schliesst alles um die Uhrzeit) jetzt noch (keimfreie) Eiswürfel herbekommen? Josefa hat dann aus ihrem Tagesrucksack den sie dabei hatte eine Camping-Pfanne ausgepackt (warum auch immer sie die die ganze Zeit mit sich rumgeschleppt hat???), ist mit der schnur-stracks in die nächste etwas teurere Bar, man hörte aussen etwas Gelächter, und nach 3min kam sie mit einem Berg Eiswürfel in ihrer Pfanne wieder heraus. Also stand dem Piscola nichts mehr im Wege, hatten die zwei Mädels doch für spezielle Anlässe zwei kleine Flaschen aus ihrer Heimat mitgebracht. So haben wir bei den Mädels auf dem Zimmer noch was getrunken, haben Filme und Musik ausgetauscht und uns noch ganz ganz herzlich verabschiedet.

EMA DATCHI Durch Tripadvisor sind wir auf das 9’INE Restaurant aufmerksam geworden, das vor allem für seine regionale Küche gelobt wird. Dort konnten wir dann zum ersten Mal bhutanisches Ema Datchi ausprobieren – Gemüse wird in Hüttenkäse gekocht und abgeschmeckt und dann zusammen mit Reis gegessen – verdammt lecker! Ein neuer Kandidat für unser Kochbuch. Und weil auch die anderen Sachen in dem Restaurant so lecker waren, und die Atmosphäre zudem noch unglaublich gemütlich, sind wir hier öfters aufgetaucht. Sehr schön auch ein Zitat auf der Speisekarte von Benjamin Franklin: „Beer is proof, that God loves us and wants us to be happy!“ Im 9’INE konnte man auf der Karte auch regionalen Rotwein finden, den wir natürlich auch probieren mussten. Dieser schmeckt zwar eher wie ein Likörchen bzw. wie Portwein, dennoch besteht Suchtgefahr. Zum Glück gibt es in Gangtok (wie bereits erwähnt trinkt der Sikkimese ganz gern) alle 50m einen Liquer-Shop und ein Fläschchen von dem kalten Glühwein kostet gerade mal 2 Euro.

THE COFFEE SHOP Auf Grund der vielen indischen Mittelschicht-Touristen gibt es hier auch richtig gute Restaurant, so zum Beispiel “The Coffee Shop”. Hier gibt es – zugegeben nicht ganz günstig – die beste Pizza ganz Indiens. Auch sonst ist alles lecker und der Oreo Ice Shake deckt den Kalorienbedarf einiger Tage. Neben dem 9’INE war das in der Zeit in Gangtok unser Stammlokal.

ARBEITSTAGE Die Zeit in Gangtok haben wir hauptsächlich zum Arbeiten genutzt. Wir hatten ein nettes Hotelzimmer mit Balkon, Internetzugang und einem Schreibtisch – und so konnten wir mal wieder viele Blogtexte schreiben, Bilder aussortieren, Tagebuch und Emails schreiben, und Facebook-Nachrichten beantworten. Abends nach einem fleissigen Tag wurde regelmässig unser “Heimkino“ aufgebaut, und – bei einem Gläschen Rotwein – haben uns einer der vielen Filme die wir von Josefa & Francisca bekamen angeschaut.

AUSFLÜGE In den 2 Wochen in Sikkims Hauptstadt haben wir es tatsächlich auch geschafft ein paar Ausflüge zu machen. So ist Daisy zunächst bei schönem Wetter alleine los ein paar Bilder von der Stadt zu machen und ist dann hoch bis zum Enchey Kloster gelaufen. Ein paar Tage später sind wir zum bekannten Rumtek Kloster gefahren, von wo aus man einen schönen Blick auf Gantok hat, das auf der anderen Seite des Tal liegt, und am letzten Tag haben wir uns noch das weiter unten an der Bergkammspitze liegende Do Drul Chorten Kloster mit dem Tibetan Institut angeschaut.

INDIANS Wie wir feststellen mussten, haben die Sikkimesen und die Inder nicht viel gemeinsam. Sikkim gehört zwar seit über 40 Jahren zu Indien, doch ist quasi das ganze Land buddhistisch, das Essen ist stark von Nepal und Tibet beeinflusst und Mentalität und Aussehen ist typisch für die im Himalaya lebenden Bergvölker. So haben wir erfahren, dass die Bewohner Sikkims ganz gerne über die Inder lästern. Die werden “The Black People“ genannt, wenn ein Inder seinen Kleinwagen (der Sikkimese fährt einen Jeep) irgendwo ungeschickt abstellt, wird gefragt “Who’s Generator is that?“. Bekannt ist auch das Inder generell sehr laut sind, auch in ihrer Unterhaltung. So ist also eine Weisheit in Sikkim “You only need two Indians, and then you have a fish market!“

ERLEDIGUNGSTAGE Reisen heisst nicht nur faul in der Hängematte zu liegen, sondern an manchen muss man auch ganz alltäglich Ding erledigen. So haben wir einige Sachen zum Schneider zum nähen gebracht (Daisy hat es sich zwar selbst auf die to-do-Liste geschrieben, doch nach den ersten Versuchen gleich aufgegeben), Schuhe und Halskette reparieren lassen, einen USB-Stick zur Bildersicherung gekauft, Wäsche waschen, Prepaid-Card aufladen, und zum nächsten grösseren Supermarkt um diverse Dinge einzukaufen. Für unser Handy haben wir ein neues Ladegerät gefunden, waren in der Apotheke und unser 3G-Internet-Stick musste auch aufgeladen werden. Unsere Permit für Sikkim mussten wir auch schon wieder verlängern, da wir jetzt schon fast einen Monat hier sind. Leider ist nach max. 60 Tagen Schluss 🙁

KANCHANJUNGA Und dann, nach über einem Monat in Sikkim war es endlich soweit. Eines Morgens hatten wir von unserem Hotel aus THE VIEW! Die Wolken haben sich aufgetan und plötzlich hatten wir freie Sicht auf den Kanchanjunga – 8586m hoch, schneebedeckt, wunderschön, beeindruckend, fantastisch! Das Warten hatte sich gelohnt und der Tag war gerettet.

ABREISE Nach insgesamt 35 Tage in Sikkim hiess es Abschied nehmen von dieser traumhaften Bergregion, hinab in die heisse Tiefebene. Von 23°C in den Bergen nach Siliguri mit 40°C. Aber wir verlassen das Paradies natürlich nicht ohne eine Flasche Rum. Die haben wir am letzten Tag in einem Liquer-Shop kaufen wollen, da gibt uns der Verkäufer einen kleinen Flachmann – wir bigger, bigger, er stellt das Fläschchen zurück und bringt uns eine kleine Flasche – wir bigger, bigger, er stellt diese wieder zurück und bringt uns endlich die 1-Liter-Flasche. Jaaa – wir Touristen können auch trinken, nicht nur ihr Sikkimesen.

Bye-Bye fresh air, Bye-Bye nature, Bye-Bye loneliness!
Hello noise, Hello heat, Hello black people, Hello fish market!

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West Sikkim

13. Juni 2013

West Sikkim

Sikkim ist mit 65km x 115km nach Goa der zweit kleinste indische Bundesstaat, der im Hochhimalaya liegt und von Nepal, Tibet und Bhutan umschlossen wird. Die Landschaft erstreckt sich von nahezu Meereshöhe bis auf 8586 Meter, dem Kanchenjunga, dritthöchster Berg der Welt. Auf Grund der schlechten und zum Teil auch sehr steilen Strassen, gibt es in Sikkim kaum Busse. So wird der gesamte öffentliche Verkehr mit sogenannten „Shared Jeeps“ abgewickelt. Von Darjeeling ging es für uns erst einmal nach Jorethang, der Hauptverkehrsknotenpunkt in Süd-Sikkim. Von dort aus, werden fast alle Städte angefahren, weswegen es ein 4 stöckiges Jeep-Parkhaus gibt, allerdings mit recht spärlicher Beschriftung. Unser Ticket, einzig mit der Autonummer in der Hand, sind wir durch die verschiedenen Ebenen geirrt, um aus den über hundert Jeeps, den richtigen nach Pelling ausfindig zu machen. Der Fahrpreis ist fix und richtet sich nach der Anzahl der Kilometer. Losgefahren wird, wenn der Jeep voll ist, also mindestens 10 Personen + Fahrer. Während wir darauf gewartet haben, dass sich unser Jeep füllt, kam ein Sikkimese vorbei, um uns die Hand zu schütteln, und da er uns ganz toll fand, hat sich das Ganze bestimmt fünf Mal wiederholt. Nachdem er noch gefragt hat, ob er einen Schluck Wasser von unserer Flasche haben kann, ist er verschwunden, doch kam kurz darauf freudenstrahlend wieder zurück und hat uns eine Tüte in die Hand gedrückt, und war dann auch schon wieder weg. In der Tüte waren super leckere Trauben, die er wohl beim Markt nebenan noch kurz für uns gekauft hatte.

Pelling ist der Ort, von dem aus man einen perfekten Blick auf das Dach der Welt mit seinen schneebedeckten Bergen hat, vorausgesetzt, sie verstecken sich nicht hinter den Wolken, wie es bei uns leider die ganze Zeit der Fall war. Der kleine Ort an sich ist nicht besonders schön, da er fast ausschliesslich aus Hotels besteht. Der Grund sind zum Glück nicht die wenigen westlichen Touristen die zum Trekken und wegen der Natur hier her kommen, sondern die indische Mittelschicht die es sich leisten kann im eigenen Land Urlaub zu machen, und diesen gerne während des Sommers im kühlen Hochland verbringt. Und so ist Sikkim wie auch Darjeeling bevölkert von indischen Familien mit dicken Kindern. Doch keine Angst – ein Inder würde nie einen Ort besuchen der nicht direkt mit dem Auto anfahrbar ist, und so beschränken sich die Aktivitäten der Einheimischen auf organisierte all-inklusiv Jeep-Rundfahrten. Wir haben uns dagegen in unserer Unterkunft über Trekking-Möglichkeiten erkundigt und uns für einen Viertages-Trip mit 3 Übernachtungen entschieden. Bevor es los ging haben wir uns noch das wunderschöne in Laufdistanz liegende Pemayangtse Kloster angeschaut und auf dem Rückweg nach Pelling an der leckeren Lotus Bäckerei einen Stopp eingelegt, die mit ihrem Erlös die Dorf Tribal-Schule unterstützt.

Wegen den Touristen gibt es hier auch ein wunderbares südindisches Restaurant mit ganz vielen leckeren und günstigen Dosas, und so waren wir die zwei Tage jeweils zum Mittag- und Abendessen dort. Hier haben wir auch Matt & Siddharth wieder getroffen. Die zwei (Siddharth ist Inder und Architekt & Matt Amerikaner und IT-Spezialist) kennen sich beruflich von einem spannenden Projekt, das Indern in ländlichen Gegenden wieder die traditionelle Bauweise mit Mauerwerk und Satteldach auf ökologische und ökonomische Weise näher bringt – sonst setzt der Inder gerne auf Beton, was für ihn für Beständigkeit steht. Matt hat hierbei Satellitenbilder ausgewertet um Bestandsbauten zu kategorisieren und Baustrukturen zu analysieren. Jedenfalls haben sich die zwei die wir aus Darjeeling kennen zwei Royal Enfields ausgeliehen um 6 Tage durch Sikkim zu fahren. Und da die zwei wie wir auch vor hatten zum Khecheopalri Lake zu gehen, bekamen wir von Siddharth gleich noch einen indischen Homestay-Geheimtipp.

Nur das nötigste gepackt, ging es am nächsten Morgen los mit der ersten Etappe. Da die Shared Jeeps erst gegen Nachmittag fahren, hatten wir uns dazu entschieden, den geringen Aufpreis zu bezahlen und mit einer Touri-Tour mitzufahren und am Khecheopalri Lake dann auszusteigen. So kamen wir noch in den Genuss des absolut extrem UNspektakulären Rimbi Rock Garden – eine Wiese an einem Fluss, auf der ein paar unsensationelle Steinbrocken rumliegen – aber die Inder stehen total drauf! Nach einem weiteren Stopp an einem Wasserfall ging es zum Highlight der Touri-Tour und unser Ausstiegsort – der Khecheopalri Lake. Ein See, der von oben gesehen, wie ein Fussabdruck aussieht, laut Legende wohl der Fussabdruck von Tara Jetsun Dolma und sowohl für Hindus, als auch Buddhisten als heiliger Wunscherfüllungssee gilt.

Am Polizei-Posten haben wir uns informiert wo es zu Pala’s Homestay geht, und uns wurde ein kleiner Pfad steil hoch in den Wald gezeigt. Na gut – dann laufen wir mal los. Nach 30min über einen extrem rutschigen und schmalen Weg sind wir auf dem Bergkamm angekommen. “Ich glaub wir sind im Paradies gelandet, so schön ist es hier!“ Oben auf einer Lichtung mit einem 270° Panoramablick liegt das kleine Dorf auf 2150m, dass aus ca. 10 Häuser besteht, und wie wir später mitbekamen ist dies der einzige Weg hier hoch. Das heisst, keine Autos, kein gehupe, nur einfache Unterkünfte in der Idylle und der Ruf des Hahnes.

Pala ist der Dorfälteste, ca. 85 Jahre alt (er weiss es nicht so genau) und war früher als Gurkha (so was wie Himalaya-Armee-Eliteeinheits-Kämpfer) schon viel in Asien unterwegs. Sein Sohn Sonam hat neben an auch einen Homestay, und da es hier sogar etwas gemütlicher aussieht haben wir uns zunächst für eine Nacht angemeldet. Man bezahlt 400Rupies (ca. 5.30EUR) für die Unterkunft inkl. 3 Mahlzeiten und Wasser & Tee so viel man will. Ein Traum!!! Meistens gibt es Strom, das Wasser kommt aus einem Brunnen, die Toilette ist natürlich ein Steh-Plumpsklo und geduscht wird mit heiss-wasser-Eimern. Die Familie hat 4 wunderbare Kinder, Käse und Butter wird aus eigener Kuhmilch selbst zubereitet, und auch nahezu das ganze Gemüse kommt aus eigenem Anbau. Gerade richtig gab’s zum Mittagessen auch gleich lecker von der Mutter selbstgemachte Momos. Und so haben wir die Abgeschiedenheit genossen, und aus einer Nacht wurden schnell vier!

Alkohol wird im Gegensatz zum Rest von Indien hier sehr gerne getrunken, und deshalb gibt es hier auch einige kleine Brauereien mit gutem Bier. Das Beste ist jedoch der Rum aus Sikkim – einer der Besten den wir je getrunken haben. Und eine Flasche kostet nur knapp über 2 Euro. Traditionell gibt es hier auch das sogenannte Tomba-Bier, dieses wird aus fermentierter Hirse hergestellt und frisch aufgesetzt aus einem Bambusrohr getrunken.

Leider hat seit ein paar Wochen die Regenzeit begonnen und es ist meistens wolkig, so fiel der Blick auf das Schnee bedeckte Dach der Welt eher spärlich aus. Trotzdem hat sich die kleine Tageswanderung zum View Point auf der anderen Seite des Sees gelohnt, da man von hier aus zumindest den Fussabdruck wunderbar erkennen kann. Doch eines Morgens um 5:00 Uhr hatten wir dann tatsächlich kurz freie Sicht auf einen der mächtigen Berge – den Pandim, 6691m hoch. Aber da wir eigentlich nur für 3 Übernachtungen gepackt hatten, und wir in unseren kleinen Tagesrucksäcken nicht einmal gross Wäsche zum Wechseln hatten, sind wir nach einigen Tagen schweren Herzens los zum geplanten Trek nach Yuksom.

Der schmale Weg ging hinab ins Tal, über alte Brücken, vorbei an Wasserfällen und an einsamen Häusern. Das letzte Stück sind wir die Strasse entlang gelaufen, und nach einem kurzen Regenstopp an einer Überdachung sind wir nach 7 Stunden in Yuksom angekommen. Bekannt ist der kleine Ort durch das Dubdi Kloster (das älteste in Sikkim), und weil er früher einmal die erste Hauptstadt des ehemaligen Königreichs war. Zudem ist hier der Startpunkt des Dzongi-Treks, der 7 Tage lang durch die Täler hinauf bis nach Goecha La (4940m) führt von wo aus man einen fantastischen Blick auf die Kanchenjunga-Gruppe (8596m) hat und nur noch 10km vom dritthöchsten Berg der Welt entfernt ist. Der Trek war für uns (mittlerweile indisch-untrainierte Weltenbummler ohne Muskulatur) etwas to-much, doch sind wir am nächsten Tag hoch zum alten Dubdi Kloster, und über ein wunderbar grünes Tal und das kleine Örtchen Tshong wieder zurück nach Yuksom. Am darauffolgenden Tag stand dann die längste Etappe an – die 22km bis nach Tashiding.

Früh morgens vor der Hitze sind wir bei strahlendem Sonnenschein los, wieder durch wunderschöne kleine Seitentäler, über Gebirgsbäche bis zum Hongli Kloster. Danke unseren Entkeimungstabletten und einem Baumwollstoff als Filter konnten wir uns auf dem Weg mit Trinkwasser versorgen. Vom Hongli Kloster hat man einen atemberaubenden Blick in die Täler und über die Berge (das die Mönche aber auch immer an den abgelegensten Orten ihre Klöster bauen müssen). Weiter Richtung Sinon Kloster – dort angekommen hatten wir bereits den Blick auf Tashiding, aber wo geht’s den Berg runter? Ein netter Taxifahrer hat uns dann ein Stück bis zu einer Kreuzung mitgenommen, und uns den Fussweg hinunter in den Ort gezeigt. Er hat sich dann noch bei uns entschuldigt das er uns nicht das ganze Stück fahren kann, da er eigentlich gerade betrunken sei – das wiederum aber in Sikkim auch völlig normal ist. Extrem steil und über mal wieder viel zu viele Stufen ging’s runter nach Tashiding. Wir haben eine nette Unterkunft gefunden und uns sogleich ins Restaurant gesetzt und völlig verhungert Mittag- und Abendessen zugleich eingenommen. Der 10-Stunden-Marsch war schon sehr kräftezehrend.

Am nächsten Tag sind wir zurück nach Pelling ins Hotel und haben es genossen nach 7 Tagen mal wieder heiss zu duschen und in frische Klamotten zu schlüpfen. Eigentlich haben wir uns auf dem Weg bereits entschieden noch mal zu Sonam’s Homestay am Khecheopalri Lake zu gehen, und so haben wir die zwei Tage in Pelling genutzt unsere Permit für Sikkim zu verlängern, Wäsche zu waschen, Rum (für uns) und ein paar Geschenke für die Kinder (Fussball, Kuscheltier, …) einzukaufen, und ich hatte sogar noch das Glück mir die Wiederholung des Champions League Finales im Hotel anschauen zu können.

Vorbereitet und diesmal mit unserem ganzen Gepäck sind wir nach zwei Tagen wieder ins Paradies gezogen. Daisy war der Aufstieg mit dem ganzen Gepäck etwas zu heftig, und so haben wir unten im Ort einen Sherpa organisiert der ihr Gepäck nach oben trägt, für gerade einmal 100Rs (1,30Euro). Oben wurden wir freudenstrahlend empfangen, und auch Paul aus England, und Francisca & Josefa aus Chile waren immer noch da. Und so haben wir dann weitere 9 wundervolle Tage hier oben verbracht, haben mit den Kindern gespielt, beim Kochen geholfen, mit dem guten Schweizer Sackmesser und dem hier überall wachsenden Bambus diverses nützes oder unnützes Zeug gebastelt, oder eben einfach nur relaxt, durch stundenlanges in-die-Ferne-Schauen. In dem Ort gibt es auch ein kleines Kloster mit einer Schule, und so laufen jeden Morgen die kleinen Mönche an einem vorbei zum Unterricht. Ein wunderschönes Fleckchen Erde – einfach schön! Einziger Nachteil im Paradies – Daisy hat sich mal wieder kleine Haustierchen eingefangen. Diesmal jedoch keine Bedbugs sondern Flöhe die öfters für juckende Pusteln gesorgt haben.

Paul ist schon etwas früher abgereist, und so sind wir mit den zwei chilenischen Mädels nach wie gesagt 9 Tagen Richtung Gangtok – Sikkim’s Hauptstadt – weiter. Schweren Herzens sind wir los und haben uns von der Familie verabschiedet. Nach so einem Aufenthalt hatte sich doch ein super Vertrauensverhältnis eingestellt, so dass die Kiddis auch alle früh morgens aufgestanden sind, um uns hinterherzuwinken.

Little paradise – we will come again!

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Back to India

27. Mai 2013

Back to India

Immer noch voller Reiselust und mittlerweile wieder gesunden Mägen, waren wir bereit für Runde zwei in Indien, da wir ja auf Grund der Kälte letztes Mal Rajasthan ausgelassen hatten. Doch um wieder dorthin reisen zu können, benötigten wir zuerst ein neues Visum. Also ging es erst einmal wieder zurück nach Bangkok, wo wir sowieso im CheQinn-Hostel ein Teil unseres Gepäckes zwischengelagert hatten.

Mit unseren Unterlagen sind wir zur Visumstelle, um dort zu erfahren, dass sich das Antragsverfahren verschlechtert hat. Anstatt 5 Arbeitstage dauert die Ausstellung mittlerweile zwischen 7-9 Tage, ohne Flugticket wird der Antrag erst gar nicht angenommen und wenn man kein Rückflugticket und keine Unterkunft für die Ankunft in Indien vorweisen kann, darf man nun einen handschriftlichen Brief mit einer stichhaltigen Begründung verfassen. Arrgghh, man kann auch einen guten Prozess verschlechtern.

Um die Wartezeit etwas zu verschönern, dachten wir, wir verbringen die Tage lieber am Strand. Also ab nach Koh Phangan ins Shambala, wo wir bereits letztes Jahr waren und uns mit Andi und Diana getroffen hatten. Der ideale Ort, um etwas am Blog und Tagebuch zu arbeiten. Dort haben wir Phillip getroffen, er ist ein Freund des schweizer Besitzers und arbeitet gerade im Shambala um sich für seine Reise nach Indien & Bangladesh etwas Geld dazu zu verdienen. Natürlich konnten wir ihn gleich mit einigen Tipps versorgen und auch unsere bangladeshische SIM-Karte hat einen Nachfolger gefunden. Nach 7 schönen und entspannten Tagen, einem Kanu-Ausflug um die Nachbarinsel und viel leckerem thailändischen Essen ging es zurück nach Bangkok, um unsere Pässe mit Visum abzuholen und am nächsten Tag weiter nach Kalkutta zu fliegen.

Mit der festen Absicht, von Kalkutta direkt nach Agra zum Taj Mahal zu reisen, haben wir während des Fluges etwas in unserem Indien-Reiseführer geblättert und sind über den kleinen Bundesstaat Sikkim im Himalaya gestolpert. Hört sich alles verdammt gut an und ausserdem ist gerade die beste Reisezeit für diese Region – im Gegensatz zu Rajasthan mit 40Grad aufwärts. Naja und zudem sind alle Züge Richtung Agra schon für Wochen im Voraus ausgebucht, da wir versucht hatten bereits ein Ticket von Bangkok aus zu buchen. So haben wir kurzerhand unsere Reiseroute geändert.

In Kalkutta angekommen, war es fast ein wenig wie heimkommen. Dieselbe Strasse, dasselbe Hotel und derselbe Chai-Stand und alle haben sie uns wieder erkannt und sich gefreut uns zu sehen, selbst der Zeitungsverkäufer. Da uns das nordindische Essen noch nicht so recht mundet, sind wir während unseres Kalkutta-Aufenthaltes täglich mit der U-Bahn zum Banana Leaf, ein südindisches Restaurant mit fantastischen Dosas. Eines Abends bei der Heimfahrt nach dem Essen kamen triefnasse Menschen – selbst die mit Regenschirm – den U-Bahnzugang herunter und auf den Treppen hatten sich schon einige Wartende angesammelt, was auch wir dann die kommende Stunde gemacht haben. Als wir uns ins Freie wagen konnten, standen alle Strassen unter Wasser und wir durften durch die Dreckbrühe heimwaten, besser nicht wissend, was da zum Teil an den Füssen gerade so vorbeischwamm. Das war wohl der Beginn des Monsuns.

Um nach Sikkim zu Reisen benötigt man eine Permit, die man sich aber ohne Probleme beim zuständigen Tourist-Office ausstellen lassen kann. Nachdem wir diese in der Hand hatten, ging es noch darum, ein Zugticket zu erwerben, welches wir dann dank der Tourist-Quota bekamen, speziell für Ausländer freigehaltene Plätze in bestimmten indischen Zügen. So war es auch das erste Mal, dass wir uns ein Abteil mit ausländischen Touristen teilten. Doch die Vier waren mindestens genauso lustig und unterhaltsam wie die Inder. Chus, Maria, Sonia und Benji, eine chilenisch, italienisch, spanische Combo, die sich während ihres Volontariat im Mutter Theresa Haus in Kalkutta kennengelernt haben und nun zusammen etwas rumreisen und mit denen wir unsere Tage in Darjeeling verbrachten.

Auf unserem Weg nach Sikkim, wollten wir noch einen Stop im „Ort des Donnerkeils“, wie Darjeeling übersetzt heisst, einlegen. Die Stadt ist eine auf 2200m liegende ehemalige Hill Station der Engländer und ein bedeutendes Teeanbau-Gebiet, wo angeblich der beste und teuerste Schwarztee der Welt herkommt. So werden manche Sorten dieser Region mit mehr als 25€/kg bei Auktionen gehandelt. Ausserdem ist es ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel der reicheren Inder, die vor der Hitze in den Städten im Flachland fliehen, wo es gerade 40 Grad und mehr hat.

Bei kühlen Temparaturen und regnerischem Wetter haben wir uns aufgemacht, die Sehenswürdigkeiten Darjeelings zu erkunden, zu denen der Padmaja Naidu Himalayan Zoo gehört. Für indische Verhältnisse ist dieser recht gut, so konnten wir unter anderem einen echten bengalischen Tiger bestaunen, einen Red Panda, der berühmt für diese Gegend ist und einen himalayischen Schwarzbär. Zu Ehren von Sir Edmund Hillerys Sherpa Tenzing Norgay gibt es hier ein Museum, da Norgay in Darjeeling gelebt und gestorben ist. In Neuseeland hatten wir uns das Museum am Mount Cook von Sir Edmund Hillery bereits angeschaut, so dass uns das von seinem Sherpa auf jeden Fall auch interessierte, wobei man zugeben muss, dass das neuseeländische um Klassen besser ist. Bei unserer Stadttour sind wir am „Tenzing Rock“ vorbeigekommen, an dem sich die ehr ungelenken und unsportlichen Inder am Klettern üben können. Des weiteren gibt es in Darjeeling ein tibetisches Flüchtlingsdorf, in dem über 700 Flüchtlinge leben und Kunstgegenstände herstellen, wobei man ihnen zuschauen und diese auch erwerben kann.

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiterreisen. Als wir gegen 23.00Uhr abends in unser Guesthouse zurück sind, hat sich uns ein grossartiger Sternenhimmel präsentiert, ohne ein einziges Wölkchen. Das erste Mal seit wir in hier sind, da es bisher immer etwas geregnet hatte oder zumindest der Himmel wolkenverhangen war. Also haben wir uns den Wecker auf 3.20Uhr gestellt und sind um 4.00Uhr morgens zum Tiger Hill, die grösste Attraktion Darjeelings. Ein Aussichtsberg, von dem aus man das Dach der Welt sehen kann, vorausgesetzt es ist nicht bewölkt. Über uns war das Wetter zwar schön, doch die ganzen 8.000er hatten sich leider immer noch in weisser Watte versteckt. Somit konnten wir keinen Blick auf die schneebedeckten Gipfel, vor allem auf den Kanchenjunga, den heiligsten und dritthöchsten Berg der Welt werfen, dafür haben wenigstens ein paar Inder Fotos von uns und das ganze Spektakel drumherum war auch ein Erlebnis. Was wir hätten sehen können sieht man im Titelbild des Artikels. 😉 Auf dem Rückweg nach Darjeeling gab es sogar noch einen Stop beim Yiga Choling Kloster in Ghoom.

Am nächsten Tag ging es dann aber tatsächlich mit einem Jeep weiter nach Sikkim.

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