Daisy und Joga und die Welt

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Kalkutta

12. Februar 2013

Kalkutta

Neben der Hauptstadt Delhi und Mumbai ist Kalkutta (die dritt grösste Stadt Indiens), das seit 2001 offiziell eigentlich Kolkata heißt, mit rund 15 Millionen Menschen eine der bevölkerungsreichsten Metropolen der Welt. Am Bahnhof angekommen, war dies auch sofort zu spüren. Überall um einen herum war ein geschäftiges Treiben und es wuselte wie in einem Ameisenhaufen. Gigantische Ladungen wurden auf den Köpfen der Kullis durch die Gegend getragen, die Menschenschlange für ein Taxi war unglaublich lang, doch die Schlange der bereits wartenden Taxen war noch viel länger. Kaum sassen wir endlich in einer der gelben Rostbeulen, ging unsere Fahrt über Kalkuttas berühmtestes Wahrzeichen, die 97m lange und 705m hohe Howrah-Bridge. In den 80er Jahren muss die Brücke in einem so erbärmlichen Zustand gewesen sein, dass angeblich ein Mann, der sein liegen gebliebenes Fahrzeug schob, durch ein Loch gefallen und auf ewig verschwunden sein soll. Über die Brücke kamen wir zum Glück unbeschadet, doch hatte unser Taxifahrer so seine Schwierigkeiten unsere, ihm genannte Adresse zu finden und wollte uns mitten in Kalkutta rausschmeissen. Die Androhung ihm den Zahlschein des Prepaid-Taxis (kein Zahlschein, kein Geld für den Fahrer) nicht zu geben, hat ihn letztendlich doch dazu veranlasst sich etwas Mühe zu geben und sich nach der Adresse durchzufragen.

Das Guesthouse schien auf den ersten Blick auch recht sauber und in Ordnung, ausserdem war der Besitzer sehr freundlich und hilfsbereit und hielt ein paar gute Restaurant-Tips für uns bereit. Nach der ersten Nacht hatte ich mal wieder einige Stiche am Bein, wobei ich mir noch nicht viel dabei gedacht hatte und nervige Moskitos vermutete. Nach einer Stadttour, hab ich mich zu einem Mittagschläfchen hingelegt, während Joga nochmal los ist, ein paar Dinge zu erledigen. Als er freudig zurückkam und mich mit einem Schokoriegel überraschen wollte, hat er lediglich ein Häufchen Elend vorgefunden. Die Moskitos waren keine Moskitos, sondern Bed-Bugs (Bettwanzen), die sich während meines Schläfchens genüsslich an mir vollgesaugt und ich sie auf frischer Tat randvoll mit meinem Blut erwischt hatte. Der Besitzer des Guesthouses war leider nicht erreichbar, nur sein unfähiger Mitarbeiter, den das Ganze ziemlich kalt lies. Da alle Zimmer ausgebucht und wir für die kommende Nacht bereits bezahlt hatten, blieb uns nicht viel übrig, als zu bleiben. Das Zimmer wurde zwar mit einer nach Kerosin stinkenden Lösung “desinfiziert“, doch das hat den Viechern nicht viel ausgemacht und um 2.30Uhr nachts ging das grosse Krabbeln los. Da ich allergisch auf die Bisse reagiere und danach immer aussehe wie ein Pustel Monster, ging Joga los, uns ein anderes Hotel zu organisieren. Da wir uns abends bereits nach einer Alternative für die nächsten Tage umgeschaut hatten und eines davon auch einen 24Stunden-Check-In hatte. Leider ist diese Aktion an den Security-Jogis gescheitert, die sich vehement dagegen gewehrt haben, nachts die Tore zu öffnen um uns aus dem Haus zu lassen. Somit haben wir die restliche Nacht im Bett sitzend verbracht und waren um 6.00Uhr morgens weg. Als wäre dies nicht genug, hatten sich ein paar dieser Ungeziefer in unserem Rucksack eingenistet, und eines hatte ich in der Hose, das sich im Laufe des Tages in einem Cafe sitzend bemerkbar gemacht hat. Ich habe mittlerweile eine „Schwarze-Punkte-auf Leintuch- und Wände-Phobie“ entwickelt!!!

Kalkutta gilt als Armenhaus Indiens, keine Frage, es gibt hier, wie in vielen Teilen des Landes unglaublich viele arme Menschen. Doch das Bild, das wir von Kalkutta im Kopf hatten, war ein komplett anderes. Kalkutta ist kein dreckiger, stinkender Moloch, mit Heerscharen voll bettelnder Kinder, sondern strahlt wie viele andere indische Städte eine gewisse Faszination aus. Ausserdem gilt sie als kulturelle Hochburg Indiens. So befindet sich hier mit rund neun Millionen Bänden die grösste Bibliothek des Landes, auf 29 Bühnen wird Theater gespielt und es gibt 33 Museen in Kalkutta zu besichtigen. Auch versprühen die Kolonialen Gebäude, wie das Writer`s Building, oder das Victoria Memorial einen bestimmten Scharm. Schwerfällig rumpelt die 1873 in Betrieb genommene und dementsprechend altersschwach aussehende Strassenbahn durch die Stadt und über eine der Hauptstrassenkreuzungen führt ein junger Hirte seine Ziegenherde.

Kalkutta ist ebenfalls bekannt für seine süssen Köstlichkeiten. Es gibt hier sehr viele kleine Kaffees, in denen leckere Törtchen verkauft werden. Das legendärste ist das Flurys, eine Schweizer Teestube in der es unglaublich leckere Rumkugeln zu kaufen gibt. Auch findet man ansonsten alles in der Park Street. So gibt es im Buchladen ganz offiziell und in mehrere Versionen „Hitler – Mein Kampf“ zu kaufen. Hitler und Indien ist auch so eine Geschichte für sich. Das einzige was viele Inder wohl über Deutschland wissen, ist Hitler, so fällt dieser Name oft, wenn man sagt, aus welchem Land man stammt. Ganz speziell war es dann für uns, als wir ein paar Tage mit einem Israeli gereist sind, aber Gil hat das Ganze zum Glück recht locker gesehen.

Kalkuttas berühmteste Bürgerin, ist die von Papst Johannes Paul II selig gesprochene, Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa. Diese setzte sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1997 vorbehaltslos für die Armen, Kranken, Sterbenden und Waisen der Stadt ein und gründete mehrere Heime, Hospize und Kliniken. Um ihre Werke zu besichtigen, ließen wir uns zum “Mother House“ fahren, leider war dies weniger ergiebig als erhofft. Dafür war die Fahrt an sich eine Erfahrung. In ganz Indien gibt es Fahrrad-Rikschas, mit Ausnahme von Kalkutta, hier gibt es keine Fahrrad-Rikschas, sondern Lauf-Rikschas, d.h. ein Mensch zieht einen, wie eine Art Esel durch die Stadt und dies meist sogar mit bloßen Füssen, da sie sich oftmals keine Schuhe leisten können. Mit sehr gemischten Gefühlen sitzt man hoch oben, zu zweit, manchmal auch mehr Personen, während ein kleiner, dünner, ausgemergelter Inder einen durch den dichten Strassenverkehr Kalkuttas zieht und dies teilweise im Lauftempo. Obwohl wir uns schlecht dabei fühlen, einen anderen Menschen so hart für uns arbeiten zu lassen, verschlimmern wir ihr Elend, wenn wir anstatt einer Laufrikscha ein Taxi nehmen, da sie somit wenigstens ein paar Rupien am Tag verdienen und sich etwas zu essen kaufen können.

Leider hatten wir magentechnisch wieder einen Rückschlag und das in Varanasi verabreichte Antibiotikum schien nicht alles in uns abgetötet zu haben. So haben wir abwechselnd eine Art Spuck-Durchfall-Wettbewerb durchgeführt, der unseren Aufenthalt in Kalkutta verlängert hat. In unserem Reiseführer gibt es ein Kapitel über Krankheiten, wo die häufigsten Magenerkrankungen aufgeführt werden. So klang unser Krankheitsverlauf stark nach Giardiasis, wogegen kein Antibiotikum hilft, sondern ein spezielles Amöben abtötendes Medikament notwendig ist. Da wir keine Lust hatten, deswegen noch einmal einen Arzt aufzusuchen, dachten wir, wir fragen einfach mal in der Apotheke nach Flagyl. Der Apotheker wusste sofort was wir wollen und hat eine riesen Box aus der vorderen Ladentheke gezogen – wird hier wohl öfter verkauft – und eine Packung hat gerade mal 10Rs (0,14€) gekostet.

Im östlichsten Teil Indiens befindet sich der Kaziranga-Nationalpark, ein Naturschutzgebiet, mit einer der höchsten Nashornpopulationen der Welt. Dies sollte eines unserer nächsten Reiseziele sein, doch um dorthin zu kommen, wollten wir noch kurz durch Bangladesch reisen, da dies genau dazwischen liegt. Ausserdem hatten wir vor 5 Monaten in unserem Hostel in Bangkok Imdy, einen total netten Bangladeschi kennengelernt, der uns damals in sein Land eingeladen hatte. Mit unserem Double-Entry-Visum für Indien würde dies auch alles wunderbar passen. Jetzt brauchten wir nur noch ein Visum für Bangladesch. Zur Botschaft von Bangladesch, dort unser Formular ausgefüllt und unsere Pässe abgegeben und die nächsten 3 Stunden mit Kaffeetrinken überbrückt, da wir mittags persönlich zu einem Interview erscheinen und die recht hohe Visagebühr von umgerechnet 50€ pro Person bezahlen mussten. Der Beamte war dann allerdings recht lustig und freundlich und hat uns gleich mit Reisetipps und typischen bengalischen Früchten versorgt. Bereits einen Tag später konnten wir unsere Pässe mit Visum abholen. Allerdings war es heute extrem schwierig einen Taxifahrer zu finden, der wusste, wo wir hinwollten. Letztendlich hat uns ein Passant geholfen und einem Taxifahrer auf Hindi erklärt, dass wir ihm den Weg zeigen werden – jaja, so zeigen wir schon, kaum einen Woche in Kalkutta, den Taxifahrern wo`s lang geht 😉

Am nächsten Morgen haben wir einen letzten Chai bei unserem Tee-Verkäufer getrunken und ihm unseren Heizlüfter geschenkt, den wir nun wohl hoffentlich nicht mehr brauchen. Schade eigentlich, diese Stadt zu verlassen, da nach 10 Tagen Aufenthalt eine Art Heimatgefühl entstanden ist. Wenn wir durch unsere Strasse gelaufen sind, haben uns die Menschen zugewunken und uns freundlich begrüsst, selbst unser Zeitungsverkäufer gab Joga gerne mal einen Klapp mit der Zeitung auf den Hintern, wenn wir ihm während des Tages über den Weg gelaufen sind. Letztendlich sind wir zum Bahnhof und mit dem Zug Richtung Bangladesch – ohne grosse Erwartungen.

Nach nun 4 Monaten in Indien, verlassen wir eines der faszinierendsten Länder dieser Welt. In keinem anderen Land findet man so unglaubliche Schönheit, dass einem teilweise einfach nur die Worte fehlen. Den Dreck und Müll, die heruntergekommenen Gebäude, der Lärm und Gestank von Abgasen nimmt man meistens gar nicht wahr, durch die Schönheit der Menschen, ihr wunderbares Lachen, die farbenprächtigen und edel anmutenden Kleider, die faszinierenden Tempel und imposanten Gebäuden – “Increadible India“ eben.

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Bodhgaya

1. Februar 2013

Bodhgaya

Unser nächstes Reiseziel war Bodhgaya, einer der vier heiligen Plätze, die mit dem Leben Buddhas in Verbindung stehen und davon die bedeutendste buddhistische Pilgerstätte weltweit. Den Mittelpunkt des kleinen und recht überschaubaren Städtchens bildet der Mahabodhi-Tempel mit seinem 50m hohen pyramidischen Aufbau, an dessen Westseite sich der berühmte Bodhi-Baum befindet. Unter diesem Baum sitzend und meditierend fand Buddha im Jahr 534 v. Chr. einst seine Erleuchtung. Aus diesem Grund pilgern Buddhisten aus aller Welt nach Bodhgaya, um hier zu beten, meditieren und Buddhas Lehren zu studieren.

Seit den 50er Jahren wurden 45 weiter Klöster und Tempel von Buddhisten aus Sri Lanka, Bangladesch, Thailand, Burma, Tibet, Bhutan, Vietnam, Taiwan, Korea und Japan errichtet, sowie eine riesige Buddha Statue in Meditationshaltung, welche vom Dalai Lama enthüllt wurde.

Als wir das erste Mal den Mahabodhi-Tempel besuchten, kamen uns Massen von Mönche entgegen, die gerade ihre Mediation beendet hatten. Doch auch auf dem Gelände rund um den Tempel war immer noch unglaublich viel los, weniger Mönchen, dafür viele gläubige Buddhisten. Ein Kamerateam war dabei sich einen guten Platz zu suchen und auch sonst, schien irgendwas demnächst zu passieren. Also dachten wir uns, wir warten einfach mal ab. Irgendwann fingen die Menschen an, sich in Reihen unter den Bodhi-Baum zu setzen, und wir einfach mal mit dazu. Ein altes tibetisches Mütterchen hat Joga noch darauf hingewiesen, dass es Sitzkissen gibt, was das im Schneidersitz-auf-dem-Boden-sitzen etwas angenehmer gemacht hat. Der Nepalese neben uns hat uns schliesslich aufgeklärt, was wir hier gerade machen. Heute findet die Einweihung einer neuen Stupa auf dem Tempelgelände statt und das wir nun gerade „Schlangesitzen“, da an jeden eine kleine goldene Ministupa verteilt wird und wir mal wieder „very lucky people“ sind, dies miterleben zu dürfen. So sind wir mittlerweile stolze Besitzer einer kleinen Ministupa, die im Haus an einem besonderen Platz aufgestellt werden muss, mittlerweile in Deutschland zur Zwischenmiete bei meinen Eltern.

So fanden wir auch heraus, warum sich gerade so viele Mönche in Bodhgaya aufhalten. Momentan ist Zeit das jährlich stattfindenden 10tägigen Pilgerfest Kalachakra Puja, dessen vorletzter Tag heute ist.

Während der Pilgermonate eröffnen in der ganzen Stadt Zeltrestaurants und Verkaufsstände tibetischer Flüchtlinge. Für unsere immer noch geschundenen Mägen war dies eine willkommene Abwechslung, denn die tibetische Küche unterscheidet sich komplett zur Indischen mit ihren schweren cremigen Sossen und durchgekochtem Gemüse. Tibetisches Essen ist viel leichter, mit knackigem Gemüse, Rindfleisch, dampfenden Suppen und Momos, Momos, Momos… . Momos sind sehr leckere tibetische Maultaschen mit unterschiedlichsten Füllungen wie Frischkäse, Gemüse, Spinat oder Fleisch.

Den Magen voll Momos, ging es mit dem Nachtzug weiter zu unserem letzten Stop in Indien – nach Kalkutta bzw. mittlerweile in Kolkata umbenannt.

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Varanasi

26. Januar 2013

Varanasi

Nach einer weiteren Nacht im Zug, sind wir in der heiligsten Stadt Indiens – Varanasi – angekommen. Am Bahnhof wurden wir von einem Fahrer unseres Guesthouses abgeholt, da es ansonsten fast nahezu Unmöglich ist, die gewünschte Unterkunft, in den engen verworrenen Gassen zu finden. Die letzten Meter ging es dann vollends zu Fuss durch ein Labyrinth zwischen den Häusern und alles voller Menschen und Kühen und vorbei an unseren ersten 3 Toten. Für einen Hindu ist es das Höchste in Varanasi zu sterben, da dies den sofortigen Eintritt ins Nirvana verspricht, selbst mit einem schlechten Karma während des Lebens, weswegen viele alte Menschen hierher pilgern, um Erlösung zu erlangen.

Unser Persönliches Ziel war es, uns erst einmal von einem fiesen Magen-Darm-Virus zu erlösen, den wir, bzw. hauptsächlich Joga schon vor über einem Monat eingefangen hatte und der uns immer mal wieder zu schaffen gemacht hat. Deswegen haben wir zum ersten Mal auf unserer Reise ein Krankenhaus aufgesucht. Im Internet hatten wir uns eine Privatklinik ausgesucht, da wohl der Besuch eines staatlichen Krankenhauses zu den Erfahrungen zählt, die man nicht unbedingt machen muss. Im Krankenhaus angekommen, wurden wir auch sofort zu einem Arzt geschickt, der etwas schläfrig wissen wollte, was unsere Beschwerden sind. Nachdem er noch Jogas Bauch abgehorcht hatte, hat er uns ein Rezept mit vielen bunten Pillen ausgestellt und die Behandlung war abgeschlossen. So bekamen wir in der Apotheke eine Packung Antibiotika, eine Packung Schmerztabletten, ein paar Durchfall-Stopper, ein paar Päckchen Elektrolyt-Brause-Lösung und noch ein paar bunte Vitamin-Pillen – und das ganze mal zwei, da Doris zur Sicherheit dieselbe Medizin eingenommen hatte. Gesamtkosten: unter 3 Euro! Nachdem wir noch eine Deutsche Bäckerei, bei der es täglich frische Schokocroissants gab und einen kleinen Japaner mit sauberen und unglaublich leckeren japanischen und koreanischen Gerichten entdeckt hatten, stand unserer Genesung nichts mehr im Wege. Dank dem Antibiotikum wieder einigermassen fit, konnten wir uns langsam vor die Tür unseres Guesthouses wagen und die indischste aller Städte geniessen. Nun doch schon einige Monate in Indien, übertraf diese Stadt, alles bisher Gesehene. Diese Stadt ist so unglaublich intensiv, wie eine Art Opiat – um dies überhaupt alles in sich aufnehmen zu können, muss man sich, wie die ganzen Pilger, treiben lassen.

Varanasi ist dreckig. Was nicht mehr gebraucht wird, landet auf den Strassen. Kuhfladen machen die schmalen Gassen zu Rutschpartien. Die meisten Pilger sind barfuss unterwegs. Männer und Frauen pinkeln an Hausecken. Es stinkt. Die Abgase vom Strassenverkehr hängen in der Luft. Dazwischen sitzen Bettler und fragen nach Almosen.

Varanasi ist laut. Jedes Gefährt ist mit einer Hupe oder Klingel ausgestattet, die im Dauereinsatz benutzt wird, um sich seinen Weg durchs Chaos zu bahnen. Hunde bellen. Aus den hinduistischen Tempeln hallen Gesänge und Mantren. Dazwischen ruft der Muezzin die islamische Bevölkerung zum Gebet. Passanten spielen in voller Lautstärke die neusten Bollywood-Songs auf ihren Mobiltelefonen ab.

Varanasi ist voll. Die Gassen sind überfüllt von Menschen, Pilgern, religiösen Umzügen, Leprakranken und Kühen. Totenträger bahnen sich ihren Weg durch die Massen. Vor jedem Haus werden Opfergaben verkauft. Dazwischen wird gekocht und gegessen.

In keiner anderen Stadt dieser Welt, sind Leben und Tod so nah miteinander verbunden. Der heilige Ganges vereint Beides. An den Ghats, die mit ihren Stufen direkt in den Fluss führen, wird meditiert, Wäsche gewaschen, sich selbst von oben bis unten eingeseift, den Kindern die Zähne geputzt und Mundspülungen durchgeführt. Wasserbüffel baden im Fluss, Tierkadaver schwimmen vorbei, Kinder plantschen im Wasser. An diesem Ort ins Wasser zu tauchen, bedeutet sich vom schmerzlichen Kreislauf von Geburt bis Tod zu befreien und sich von Sünden reinzuwaschen. Doch in Wirklichkeit riskiert man eher den vorzeitigen Tod, da die Belastung des Wassers durch Kolibakterien bis zu 2000-mal höher ist, als in Indien erlaubt, und hohe Konzentrationen an Giftsoffen, wie Blei, Arsen und Quecksilber enthält.

Auf der Dachterrasse sitzenden und Tagebuch schreibend, ging ein ständiger Ascheregen auf meine Seiten nieder, der vom nahegelegenen Verbrennung-Ghat herübergeweht wurde. Auch ist ein ständiger Rauchgeruch in der Luft. Zwischendrin jagt eine Horde wilder Affen über die Dächer, auf der Suche nach was Essbarem. Besonders faszinierend sind die Ghats am Abend, wenn die Sonne hinterm Horizont verschwunden ist. Am Haupt-Ghat finden allabendliche Feuerzeremonien statt, wo man sich segnen lassen kann. An den Strassenrändern sitzen unzählige Leprakranke, an die wir immer unser angesammeltes Münzgeld verteilt haben.

An den Verbrennungs-Ghats brennen die Feuer 24 Stunden. Die Toten werden auf Bahren zum Ganges getragen und kurz ins Wasser getaucht und auf einen bereits brennenden Scheiterhaufen gelegt, der von den „unberührbaren“ Totenwärtern vorbereitet wurde. Kühe laufen zwischendurch, Hunde suchen sich noch essbares, man spürt die Hitze der Feuer auf der Haut. Etwas abseits auf einer Treppenstufe sitzend, als Weisser unerkannt, das ganze Geschehen zu beobachten und auf sich wirken lassen, hat es etwas unglaublich faszinierendes, in Worten kaum zu beschreibendes an sich. Man hört ein Kinderlachen zwischendrin. Ein süsser Chai-Tee zwischen unseren Händen, ein Bollywood-Song erklingt. Der Tod verliert an Schrecken – alles ist ein Kreislauf.

Varanasi ist Faszination. Trotz des Drecks, Lärms, Gestanks versprüht diese älteste und am längsten durchgehend bewohnte Stadt dieser Welt einen Zauber, dem man sich kaum entziehen kann. Wunderschöne alte Häuser, oftmals blau angemalt, in der Farbe Shivas, Blumengirlanden, bildhübsche Menschen – die meisten haben ein Lachen auf dem Gesicht, farbenprächtige Saris. Während unseres Aufenthaltes war zudem noch internationales Kite-Festival. Dabei lassen Kinder den ganzen Tag Drachen steigen. Alle Familien treffen sich auf den Dächern, es wird geredet, gelacht, Chai getrunken, Musik gespielt, der Himmel ist geschmückt mit lauter bunten Punkten der Papierdrachen. Varanasi ist wunderschön.

Begegnungen der besonderen Art – in einer Stadt mit 1,2 Millionen Einwohnern und hunderttausende Pilger täglich, sind wir wie durch ein Wunder jedes Mal Goblan, unserem “Opi“ in den verwinkelten Gassen begegnet. Ein alter Milchbauer, der mitten in Varanasi seine zwei Kühe in einem Stall in seinem Haus hält und Milch an die verschiedenen Geschäfte ausliefert. Auch als wir gerade einen Spaziergang an den Ghats entlang des Ganges gemacht und der Himmel sich sehr schnell dabei verdunkelt hat, ruft es auf einmal von einer Art Terrasse nach uns. Oben stand Goblan, gerade fertig mit seinem täglichen Bad im Ganges und seinen Yogaübungen und hat uns vor dem nahenden Unwetter gerettet. Kaum oben bei ihm angekommen und Schutz in einem kleinen Tempel suchend, hat es anfangen mit stürmen und hageln. Wir haben selten in unserem Leben einen Menschen getroffen, der so sehr mit sich und der Welt im reinen ist und dies auch ausstrahlt. Ein Mensch, der sehr schnell einen Platz in unserem Herz gefunden hat.

Für die Gesundheit unserer Familien und Freunde haben wir Blumen-Schiffchen auf dem heiligen Ganges auf die Fahrt geschickt – Lebensader Ganges.

Nach einer Woche in der heiligsten Stadt der Hindus, ging es weiter nach Bodhgaya dem wichtigsten Pilgerort der Buddhisten.

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Khajuraho

17. Januar 2013

Khajuraho

Endlich wieder einigermassen fit, wollten wir so schnell wie möglich weg aus Delhi und wohin wo es etwas wärmer ist. Also ging unsere Reise Richtung Süd-Osten nach Khajuraho mit einem Übernachtungsstop in Jhansi.

In Jhansi sind wohl noch nicht viele Touristen vorbeigekommen, da hier alles unglaublich günstig war, ohne gross verhandeln zu müssen. So hat unser Hotelzimmer zu zweit gerade mal 4€ gekostet, unser Abendessen wurde uns in einer Tiffin Box (siehe Bericht Mumbai) aufs Zimmer gebracht, gefüllt mit einem leckeren Thali für gerade mal 0,70€, am Busbahnhof haben wir 15 Bananen für 10Rs – 0,14€ bekommen und der Chai am Tee Stand wurde uns von Einheimischen gezahlt.

Im touristischen Khajuraho, das mittlerweile zu den UNESCO-Weltkulturerben zählt, war dies schon wieder ganz anders. Kaum aus dem Bus ausgestiegen waren wir umringt von TukTuk-Fahrern, Hotelschleppern und Verkäufern. Die rund 300m ins Dorf sind wir zu Fuss gelaufen, unser Hotel haben wir uns auch lieber selbst ausgesucht und nach einer indischen Busfahrt, steht einem sicherlich nicht der Sinn nach Shopping irgendwelcher unnötigen Souvenirs.

Die unglaublich prachtvollen Hindu-Tempel Khajurahos stammen aus dem 10. bis 12. Jahrhundert und gelten als eine der grössten architektonischen Leistungen der Chandella-Dynastie. Das besondere an diesen Tempeln ist die unglaublich detailliert und ungenierte Skulpturenpracht. So sind die Tempel mit freimütigen Darstellungen von Oralsex, Masturbation, Gruppensex und Sodomie Szenen geschmückt, deren Sinn und Zweck bis heute noch nicht geklärt ist – im Volksmund auch Kamasutra-Tempel genannt.

Nach einem Tag in der Tempelanlage haben wir uns Fahrräder ausgeliehen und sind durch die umliegenden Dörfer geradelt. Diese von den Khajuraho-Tagestouristen verschonten ursprünglichen kleinen Örtchen versprühen wesentlich mehr Scharm als der aus Restaurants und Hotels bestehende Hauptort. Keine Autos & TukTuks, kein Gehupe – einfach nur friedliche Stille mit ruhigen Menschen, lächelnd neugierig … eine Oase.

Joga hat dann leider wieder einen gesundheitlichen Rückschlag erlitten und hat nun bereits zum 4-mal nach Hampi, Mumbai, Dehli ein paar Tage mit Fieber, Durchfall und Übelkeit im Bett verbracht. Da unser nächster Stop Varanasi ist und in der Stadt über eine Million Menschen leben, sollte es hier wohl ein anständiges Krankenhaus geben, auch wenn die meisten Menschen des Sterbens wegen nach Varanasi kommen.

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Delhi

10. Januar 2013

Delhi

Von Mumbai aus hatten wir eine 24 stündige Zugfahrt vor uns. Doch die Zeit bis, oder nach dem Schlafen gehen ist in der Regel immer recht kurzweilig. Bei jedem Stopp steigen verschiedene Verkäufer ein und aus, die alles Mögliche verkaufen, was man brauchen oder nicht brauchen kann – eine Art „Live-Teleshopping“. Man kann sich die ganze Zeit den Bauch füllen mit unterschiedlichsten Snacks und warmem Chai, oder sein Kleingeld an die bettelnden Menschen verteilen. Das kurioseste sind die Transvestiten – Männer in Saris, die auf sehr dominante Art Geld eintreiben. Ausserdem wird man von den anderen Mitreisenden aus seinem Abteil, kaum dass man sein Gepäck verstaut hat, in ein Gespräch verwickelt. Diese Nacht wurde es ziemlich kuschelig in unserem Abteil. Dank einer Doppelbelegung eines Bettes und einer dreiköpfigen Familie zwischen uns auf dem Boden, wurden aus acht, zwölf Menschen. In einem thailändischen Zug schlafen im Vergleich auf derselben Fläche 4 Personen. Trotz der vielen Menschen auf kleinem Raum, kam morgens der Kälteschock. In Mumbai noch T-Shirt und FlipFlop-Wetter, wurden wir in Delhi mit Nebel und einstelligen Temperaturen empfangen.

Zuerst dachten wir, dass wir die Kälte nicht mehr gewohnt sind, da wir die letzten 6 Monate fast keinen Tag unter 30 Grad hatten. Doch dann mussten wir erfahren, das Nordindien gerade unter einer extremen Kältewelle leidet, mit Tiefstwerten, die seit 44 Jahren nicht mehr erreicht wurden. Bei Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad, ohne Heizung oder gar einem Ort um sich aufzuwärmen, haben wir uns ziemlich schnell einen Heizlüfter zugelegt, um die nächsten Tage einigermassen zu überstehen. Wir konnten uns wenigstens mit einer kleinen Wärmequelle helfen, doch über 200 auf der Strasse lebenden Menschen hat die Kälte in der einen Woche die wir in Delhi waren das Leben gekostet.

Eigentlich sind wir nach Delhi gekommen um hier Sylvester zu feiern und uns ein Motorrad auszuleihen. Unsere Pläne mit einer Enfield durch die Bundesstaaten Rajasthan und Uttar Pradesh zu fahren, haben wir dann doch relativ schnell bis auf weiteres verschoben und unsere Reiseroute in wärmere Gegenden geändert, denn allein der Gedanke, bei diesen Temperaturen auf einem Motorrad zu sitzen… Brrrrrrr! Sylvester war dann auch nicht gerade der Brüller – nach dem Abendessen sind wir noch in eine Bar. Frierend, trotz Skiunterwäsche, Mütze und Handschuhe haben wir uns ein Bier geteilt. Ziemlich betröppelt haben wir beschlossen, dass wir uns lieber ins Bett verkrümeln. Kurz vor zwölf hab ich Joga geweckt, ihm ein gutes neues Jahr gewünscht und unsere Freunde vermissend, sind wir beide nach 10 Minuten im neuen Jahr eingeschlafen. Und wäre dies nicht alles schon unbefriedigend genug, haben wir uns beide den Magen verdorben, was uns dazu veranlasst hat, unfreiwillig länger in Delhi zu bleiben, bevor wir fit genug waren, weiter zu reisen.

Zur Bildersicherung kaufen wir uns regelmässig USB-Sticks und schicken diese nach Hause. In Delhi gibt es einen grossen unterirdischen Baazar, bei dem man günstig Elektronikwaren kaufen kann. Gleich der erste Stand hatte dann auch USB-Sticks. Zurück im Hotel, diese ausgepackt. Doch was wir gekauft hatten, war pures Plastik, da wurde uns ein anständiger Fake angedreht. Das wollten wir nicht auf uns sitzen lassen und sind noch ziemlich in Rage zurück zum Bazaar. Dort mussten wir uns dann anhören, dass wir wohl einen Dummy erwischt hätten, was wohl der angeblich neue Mitarbeiter, der uns den Stick verkauft hat, nicht wusste. Was Ausreden erfinden angeht, sind Inder unglaublich geschickt und schnell. Er meinte, er kann uns den Stick tauschen und auch davor an seinem Computer testen, damit wir uns überzeugen können, dass er auch tatsächlich funktioniert, doch Geld zurück bekommen wir auf gar keinen Fall. Das wollen wir mal sehen, ob das wirklich nicht geht, denn wer uns so verarscht und nun auch noch so frech anlügt…! Joga hat unseren Foto rausgezogen und ein paar Bilder von dem Stand gemacht (wobei sich 3 Mitarbeiter urplötzlich hinter der Theke versteckt haben) und ich hab den Typen angeschrien und mit der Polizei gedroht. Der Fototrick hat absolut funktioniert, denn auf einmal hat er seinem Kollegen hektisch zugerufen, er soll uns das Geld zurückgeben, allerdings zuerst 200 Rupies weniger, mit der faulen Ausrede sein Chef wär momentan nicht da. Da wurde ich dann erst recht stinkig und wohl auch laut, was auch andere Inder auf uns aufmerksam gemacht hat und wir hatten schneller als gedacht den gesamten Kaufbetrag wieder in unseren Händen. Kaum hatten wir den Baazar verlassen, kam der Typ uns hinterhergesprungen und wollte, dass wir die von seinem Stand gemachten Bilder von unserer Kamera löschen.

Zwar nun ohne Bilderstick, aber ansonsten etwas von unserem Gepäck loswerdend, war es mal wieder an der Zeit ein paar Dinge nach Deutschland zu schicken. In Indien packt man seine zu versendenden Sachen nicht einfach in ein Päckchen und verschickt es. Sondern man holt sich ein Formular bei der Post, füllt dieses aus, und geht mit seinen Sachen zu einem “Packet-Wallah“. Dieser verpackt einem zunächst alles in ein Päckchen und dieses wird dann komplett in einen Jutesack oder sonstigen festen Stoff eingenäht. Ein Teil des Formulars wird angenäht und der andere Teil draufgeklebt. Und damit geht man dann wieder zur Post und darf nun sein Päckchen verschicken.

Delhi ist nicht unsere Stadt – kalt, krank, kuriose Verkaufsstände, falsche Touri-Informationen und viele unehrliche Inder, die nur dein Geld wollen… . Von daher waren wir froh, diesen Ort zu verlassen und weiterzureisen.

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Mumbai

29. Dezember 2012

Mumbai

Nach einer recht schaukligen Nacht im Bus, sind wir am Heiligabend früh morgens in Mumbai angekommen, da wir dort die Weihnachtsfeiertage verbringen wollten. Die Hotelpreise in dieser Metropole sind recht hoch, die Bewertungen im Internet aber aller recht schlecht, so dass wir uns mit unserem Gepäck ins berühmte Café Leopold gesetzt haben, von wo aus Joga los ist und sich mehrere Unterkünfte im Stadtteil Colaba angeschaut und auch was vernünftiges gefunden hat. Das Café Leopold war einer der Attentatsorte von den Anschlägen im November 2008, wo unter anderem 10 Menschen im Leopolds erschossen wurden. Die Einschusslöcher sind heute noch sichtbar, ausserdem kannten wir das Cafe auch aus dem Buch “Shantaram“, das wir beide gelesen hatten.

Zur Feier des Tages gab es heute ein Weihnachtsmenü beim McDonalds. Da wir uns aber im Land der heiligen Kühe befinden, gibt es kein Burger mit Rindfleisch auf der Karte und der Big Mäc wird somit mit Hühnchen Fleisch serviert und heisst auch Maharadscha Mäc. In vielen Bundesstaaten in Indien ist Alkohol trinken verboten und wenn man doch mal eine Kneipe findet, lädt diese nicht dazu ein, gemütlich ein Bier trinken zu gehen, da es den Indern nur darum geht, möglichst schnell betrunken zu werden. So sind wir mittlerweile ziemlich aus der Übung und haben sogar auf das obligatorische “Heiligmorgenbier“ verzichtet. Wenigstens abends wollten wir uns dann ein Hopfengetränk gönnen, vor allem da es in Mumbai zum ersten Mal auch anständige Bars & Kneipen gibt. Doch auf die Idee kam heute wohl ganz Mumbai und so waren vor allen Lokalitäten lange Warteschlangen und es wurde wieder nichts aus unserem Bier. Richtige Weihnachtsstimmung wollte bei ca. 30 Grad sowieso nicht aufkommen und so haben wir für den nächsten Tag eine organisierte Tour durch Dharavi, einer der grössten Slums Asiens gebucht.

Der Slum befindet sich in der Nähe des Bahnhofes, um von Colaba aus dort hinzukommen, mussten wir Mumbais S-Bahn benutzen, die dank Weihnachten aussergewöhnlich leer war. Ein Auszug aus unserem Reiseführer, wie es hier normalerweise zugeht:

Die überfüllteste S-Bahn der Welt
Die S-Bahn Mumbais ist ganz offiziell die überfüllteste weltweit. Keine andere Linie befördert so viele Passagiere und zwängt so eng zusammen. Zu Stosszeiten kann es durchaus vorkommen, dass in einem Zug mit 9 Waggons – der offiziell 1700 Plätze hat – bis zu 4700 Personen fahren, was die Mitarbeiter der Bahngesellschaft in typisch lockerer Mumbai-Manier gerne als „Super-dense Crush Load“ bezeichnen. Dabei kommen auf einen Quadratmeter 14 bis 16 stehende Passagiere, von denen natürlich nicht alle auf dem Boden stehen können. Etwa 10% baumeln waghalsig an den offenen Türen.
Der am stärksten ausgelastet Abschnitt, die 60km zwischen Bahnhof Churchgate und Virar in Nord-Mumbai, wird pro Jahr von 900Mio. Menschen genutzt – das ist weltweiter Rekord. Tödliche Unfälle sind hier nur allzu häufig: Durchschnittlich sterben im Jahr 3500 Menschen auf den Gleisen. Sie stürzen aus den Türen, werden von vorbeifahrenden Zügen erfasst oder bei der Fahrt auf dem Dach von Stromleitungen getötet.

Dharavi
Auf 2,2km2 leben über eine Million Menschen, die es eigenständig geschafft haben, sich so gut zu organisieren, dass es fast keine Arbeitslosigkeit gibt. Durch die Gründung von 15.000 Minifabriken, in denen unter anderem Plastikabfälle, Aluminium, Seifenreste und Lederwaren recycelt, wieder aufgearbeitet und an grosse Konzerne weiterverkauft werden, erwirtschaftet der Slum mittlerweile 1,4 Milliarden US$ pro Jahr und gilt somit laut der britischen Zeitung Observer “als eines der vorbildlichsten Wirtschaftsmodelle Asiens“. Auch wenn die Menschen unter einfachsten Bedingungen leben, so teilt sich oftmals eine 5-köpfige Familie ein 10m2 Zimmer und auf ca. 1.400 Slumbewohner kommt eine Toilette, was wohl morgens enormes Schlange stehen bedeutet, ist es erstaunlich sauber und nicht wie vermutet “übelreichend“, trotz der offenen Abwasserkanäle. Da die Menschen hier in Communities zusammenleben und sich gegenseitig helfen, zusammen lachen und feiern, herrscht hier eine unglaublich tolle Atmosphäre. Einige der Bewohner haben es mittlerweile zu Wohlstand gebracht, zu sogenannten Rupie-Millionären, doch bevorzugen sie es weiterhin in der Gemeinschaft des Slums zu wohnen, anstatt in moderne, anonyme Wohnungen zu ziehen – selbst wir wären am liebsten für eine Woche in den Slum gezogen.

Allgemein ist Mumbai komplett anders als wir es uns vorgestellt hatten. Wir dachten Mumbai ist ein total überfüllter, dreckig-stinkender Moloch, doch dem ist nicht so. Mit seinen alten Kolonialgebäuden, den breiten Strassen und der Lage am Meer fühlen wir uns sehr wohl in dieser recht westlich angehauchten Stadt, zu deren Sehenswürdigkeiten das Gateway of India, das Haji-Ali Mausoleum, der Bahnhof Victoria Station, der Crawford Market und das Mahatma Gandhi Haus gehören. Hier hängt übrigens ein recht interessanter Brief den Gandhi an Hitler geschrieben hat und ihn darum bittet, “…anstatt auf Krieg zu setzen lieber einen gewaltlosen Weg zu beschreiten.“

Ein weiter Besonderheit Mumbais sind die Dabawallahs, das sind Lunch-Boxen Austräger die sich in der 20,5 Millionen-Metropole um das Mittagessen der Pendler kümmern. Hierzu ein Auszug aus unserem Reiseführer:

Dabawallahs
Mumbais Ausdehnung und die unpraktische Anlage der Stadt bescheren der arbeitenden Bevölkerung alle möglichen Unannehmlichkeiten – nicht zuletzt, weil sie Tag für Tag mehr als vier Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln stecken muss, die sich im Schneckentempo bewegen. Über eines jedoch müssen sich die Pendler keine Sorgen machen: darüber, wie sie an billiges, sättigendes und hausgemachtes Mittagessen kommen. In der Stadt, die für alles wallahs hat, findet das Essen zu den Hungrigen. Dafür sorgen die Mitglieder des Nutan Mumbai Tiffin Box Suppliers Charity Trust (NMTSCT), allgemein unter dem liebevollen Begriff dabawallahs bekannt. Jeden Tag bringen ungefähr 5000 Dabawallahs frisch zubereitete Gerichte aus 200.000 Vorstadtküchen bis zu 70km weit in die Büros der Innenstadt. Jedes Lunchpacket wird in aller Früh von einer liebenden Ehefrau oder Mutter zubereitet, während Ehemann oder Sohn die qualvolle Enge im Pendlerzug ertragen. Sie verteilt den Reis, dhal, subzi, Joghurt und parathas in zylindrische Aluminiumbehälter, steckt sie ineinander und verschliesst das Essgeschirr mit dem ordentlichen kleinen Henkel. Diese einem schlanken Farbeimer nicht unähnliche Tiffin Box ist der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Operation. Wenn am Vormittag der Bote kommt, kennzeichnet er den Deckel mit einem bestimmten Farbcode, der ihm sagt, für wen das Mittagessen bestimmt ist. Am Ende seiner Runde bringt er sämtliches Geschirr zum nächsten Bahnhof und händigt es den anderen Dabawallahs zwecks Beförderung in die Stadt aus. Auf dem Weg von der heimischen Küche zum Empfänger wandert die Tiffin Box durch mindestens ein halbes Dutzend Hände, wird auf Köpfen balanciert, baumelt an Schulterstangen oder Fahrradlenkern und schaukelt in den bunt gestrichenen Handkarren, die sich halsbrecherisch ihren Weg durch den Mittagsverkehr bahnen. So gut wie nie geht eine Büchse verloren – das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes beschied Mumbais Dabawallahs eine 100% Zuverlässigkeit, d.h. nur eine von 16 Millionen Tiffinboxen geht verloren, und dies obwohl die meisten Dabbawallahs Analphabeten sind.
Fast alle Mitarbeiter stammen aus einem kleinen Dorf bei Pune und sind miteinander verwandt. Sie kassieren von jedem Kunden 350-400Rs, macht insgesamt rund 5000-6000Rs (70-85€) im Monat – kein schlechtes Einkommen für indische Verhältnisse. Ausserdem zahlt die Organisation auch Krankengeld und Rente. Der Preis ist einer der Gründe, dass sich dieses System noch immer gegen die starke Fastfood-Konkurrenz behaupten kann. Da ein daba-Mittagessen immer noch ein gutes Stück billiger ist, sparen die Werkstätigen der Mittelschicht, die sich dieses Systems bedienen, wertvolle Rupien.

Auch kulinarisch hat Mumbai einiges zu bieten. So kommen beispielsweise am Wochenende die reichen Vorstädter mit ihren schicken Autos in die Stadt, um im Bademiya – einer Institution in Colaba – zu schlemmen. Da das Restaurant an sich recht klein ist, wird kurzerhand die Motorhaube als Tisch umfunktioniert und mit gegrilltem Kebab Fleisch beladene Teller darauf drapiert. Wir hatten zwar kein Auto, aber lecker war das Fleisch auf alle Fälle :-).

Eines der Must-Do`s in Indien ist der Besuch eines Kinos, um sich einen Bollywood-Film anzuschauen und Mumbai als Hochburg des Filmgeschäfts bietet sich hierfür natürlich an. So haben wir uns 2 Kinokarten im Regal Kino für den Film „Dabangg 2“ gekauft.
Download Film-Trailer
Im Foyer wurde übrigens gross Werbung für RAUCH Saft gemacht – Made in Austria (Germany)! Zwar haben wir kein Wort des Films verstanden, da er auf Hindi war, doch war es trotzdem reines Vergnügen. Die Art des Filmens, die Gesten der Schauspieler und die Tanz- und Gesangseinlagen, zaubern einem ein Dauergrinsen aufs Gesicht und es macht wahrlich Spass solche Filme anzuschauen. Einziger Nachteil ist die Temperatur des Kinosaals, die winterliche Ausmasse hat und sich somit alle Zuschauer in der Pause um die warmen Popcorn-Maschinen versammelt haben.

Nach 5 Tagen ging es mit einem Tourist-Quota Zugticket – Zugtickets die auf Hauptreiserouten speziell für Ausländer reserviert sind – weiter nach Delhi.

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Aurangabad & Jalgaon

23. Dezember 2012

Ajanta

Während der Zugfahrt nach Shirdi kam ein Anruf, dass es meiner Mama gesundheitlich sehr schlecht geht. Somit war für uns sofort klar, dass wir mit dem nächsten Flieger nach Deutschland zurückkehren werden. Die Zeit bis zur Ankunft des Zuges zog sich quälend lange hin. Endlich in Shirdi angekommen, sind wir sofort in den Warteraum des Bahnhofs, haben einen Flug im Internet für den nächsten Tag von Mumbai nach München gebucht und am Ticketschalter ein Zugticket nach Mumbai gekauft. Die 6 Stunden bis zur Abfahrt des Zuges zogen sich unglaublich zäh dahin. Die Sorge um meine Mama liess sich nicht verbergen, so dass alle wartenden Inder mitbekamen, dass es uns nicht gut ging. Alle haben versucht uns aufzumuntern und uns aufbauende Worte zugesprochen. Eine Inderin meinte, wir müssten uns absolut keine Sorgen machen, alles wird gut enden, da wir uns momentan auf heiligem Boden von Sai Baba befinden. Es ist echt erschreckend, wie Recht sie mit ihren Worten behalten sollte. Kurz vor Ankunft unseres Zuges nach Mumbai kam ein weiterer Anruf meines Papas, dass es neue Untersuchungsergebnisse gibt, die besagen, dass es sich um ein medizinisches Phänomen handelt und meine Mama bald wieder genesen sein wird und er uns zwar liebend gerne sehen würde, aber möchte dass wir unsere Reise fortsetzten. Uns beiden viel ein gigantisch grosser Stein vom Herzen und wir konnten sogar noch ohne Probleme unseren Zug und Flug stornieren.

Und schon waren wir wieder mitten im Abenteuer Indien! Wenn uns das Schicksal nun schon nach Shirdi verschlägt, und meiner Mama und uns die Kräfte Sai Babas geholfen haben, dann wollen wir hier auf jeden Fall nun auch eine Nacht verbringen und seinen Tempel besuchen, um ihn zu ehren. Im Zug hatten wir einen Flyer eines Hotels in Shirdi in die Hand gedrückt bekommen, den wir nun wieder aus dem Müll fischten und telefonisch nach einem freien Zimmer fragten, da dieser Ort mit keiner Silbe in unserem Reiseführer erwähnt wird und wir ja eigentlich nur in einen anderen Zug Richtung Aurangabad umsteigen wollten. Kein Problem, wir werden in 10 Minuten am Bahnhof abgeholt. Der Manager kam persönlich mit seinem MOTORRAD angebraust und drei erwachsene Menschen, zwei grosse, sowie zwei kleine Rucksäcke wurden auf den zwei Rädern verstaut und zum Hotel gefahren. Indian-Style eben!

Am nächsten Morgen wollten wir nun Sai Babas Pilgerstätte besuchen. Was uns bis dahin nicht bewusst war, wie sehr Sai Baba verehrt wird und welchen Kultstatus er geniesst. Täglich pilgern zwischen 40.000 und 100.000 Menschen zu seiner Stätte. Um nun Sai Babas Schrein, den Samadhi Mandir zu besichtigen, benötigt man ein Einlassticket und muss zum Teil stundenlang anstehen, um einen 2 minütigen Blick auf ihn werfen zu dürfen. Dank dem Ausländerbonus hatten wir die Möglichkeit einen VIP-Pass zu bekommen, der uns Erlaub eine halbe Stunde lang vor dem Schrein zu beten. Als Joga unsere Pässe in der Hand hielt, klopfte ihm ein Inder auf die Schulter und meinte: „You are a really lucky man“! Nach einer Personenkontrolle mussten wir 40 Minuten warten, bis wir letztendlich ins Innere Heiligtum durften, Männer und Frauen getrennt. So stand ich dicht gedrängt in mitten von klatschenden, singenden und betenden Frauen, sie haben ihre Opferblumen mit mir geteilt, ich habe meine mitgebrachten Opferblumen mit ihnen geteilt und es war einfach nur eine wunderschöne Gänsehautatmosphäre.

Das Besondere an Sai Baba ist, dass er die Grenzen zwischen Religionen aufgelöst hat und er gleichermassen von Hindus und Moslems verehrt wird.

„Om Sai, Sri Sai, Jai, Jai Sai“ Danke für Deinen Segen, Baba.
Am selben Tag ging es dann weiter zu unserem ursprünglichen Zielort Aurangabad. Die holprige Fahrt mit dem Bus dorthin hat dann doch länger gedauert als wir gedacht hatten, und so sind wir erst nach Einbruch der Dunkelheit in der 2 Millionen-Stadt angekommen. Die Hotelsuche hat sich dann auch schwierig gestaltet – alle 5 im Reiseführer empfohlenen Unterkünfte waren bereits ausgebucht. Somit blieb uns nur die unliebsamste Möglichkeit von allen übrig – einen TukTuk Fahrer nach einem Hotel fragen. Der hat natürlich prompt ein “tolles & günstiges“ gewusst und uns gegen eine Provision selbiger Unterkunft auch dorthin gefahren.

Aurangabad ist der Ausgangsort zur Besichtigung des Deogiri Forts und der Höhlen von Ellora und somit möchte einem gefühlt die ganze Stadt eine Tour dorthin verkaufen. Doch wir wollten dies auf eigene Faust, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu einem 10tel des Preises besichtigen. Nach dem wir uns alle nervigen Verkäufer vom Hals geboxt hatten, sassen wir in einem der öffentlichen Busse nach Daulatabad, wo wir unseren ersten Stopp zur Besichtigung des Forts einlegten. Deogiri steht für „Berg der Götter“ und ist eine absolut beeindruckende Festung aus dem 14. Jahrhundert, die auf einem mächtigen Vulkankegel thront. Von oben hat man einen super schönen Panoramablick über die gesamte Anlage und Gegend. Doch um dort erst einmal hochzukommen, ist ein ziemlich anstrengender und schweisstreibender Aufstieg erforderlich, wobei ein Teil des Weges durch einen stockdunklen und nur mit einer Taschenlampe begehbaren steilen Tunnel nach oben führt, zudem ist der Tunnel von hunderttausenden von Fledermäusen bewohnt.

16km weiter von Daulatabad befinden sich die Ellora Höhlen. Dies sind 34 buddhistische, hinduistische und Jain-Höhlen, die entlang eines 2km langen Steilhanges aus dem Fels gehauen wurden. Das absolute Highlight ist der Kailash-Tempel, der grösste vollständig aus einem Felsvorsprung gehauene Tempel Indiens. Absolut beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass der gesamte Tempel mit einer Abmessung von 90 x 60m aus dem natürliche Fels heraus gemeisselt wurde.

Von Aurangabad ging es weiter mit dem Bus nach Jalgaon, ein recht untouristischer Ort, der auf Grund seiner Lage als Hauptverkehrsknotenpunkt für die Züge gilt. So dachten wir auch, dass dies ein guter Ort ist, um uns ein Zugticket nach Mumbai zu besorgen. Doch trotz mehrerer Tatkal-Versuche früh morgens (siehe Puducherry & Mamallapuram Bericht), war es aussichtslos ein Zugticket zu ergattern, so dass wir uns letztendlich für einen Nachtbus entschieden haben. In Jalgaon hatten wir das wohl sauberste und am besten gepflegte kleine Hotel Indiens, das einem Inder gehört und seit über 20 Jahren von ihm geleitet wird. In Indien werden traumhaft schöne Dinge gebaut, doch das Wort Instandhaltung hat dieses Land wohl noch nie gehört, so sehen viele Sachen leider bereits nach kurzer Zeit sehr heruntergekommen aus. Dieses Hotel war die absolute Ausnahme.

Von Jalgaon aus haben wir einen Tagesausflug, zusammen mit Hannah, einer Deutschen aus demselben Hotel, zu weiteren Höhlen gemacht, den Ajanta Caves. Auch dies sind 28 aus dem Fels gehauene Höhlen, doch befindet Ajanta sich in einer hufsteinförmigen Schlucht, was auf Grund der Sichtweise noch viel imposanter erscheint als Ellora. Innerhalb der einzelnen Höhlen findet man gigantische Buddha Statuen und andere Gottheiten, sowie recht gute Wandmalereien, von einer früheren Hochkultur aus dem 2. Jahrhundert, andere Höhlen wiederum sehen aus, wie ein komplett aus dem Fels gehauenes Kirchenschiff. Ellora und Ajanta gelten zu Recht als Weltkulturerbe, wenn man bedenkt, dass diese Kunstwerke einst von reiner Menschenhand über Jahrhunderte erschaffen wurden. Zum Glück waren wir rechtzeitig dort, da sich gegen Mittag tausende indische Touristen durchgeschoben haben. Unter anderem eine Schulklasse, wo wir mal wieder fürs Klassenfoto herhalten mussten, woraufhin der Lehrer meinte, er würde uns gerne zum Essen einladen. So haben wir zusammen mit den Schülern ein schattiges Plätzchen unter einem einstigen Pavillon gesucht und uns dort im Kreis hingesetzt. Vor uns wurde eine Zeitung ausgebreitet und jeder der Schüler durfte uns was aus seiner Tiffinbox (indische Vesperdose) abgeben. Anschliessend gab es dann noch Einzelfotos mit jedem Schüler und uns. Wahrscheinlich werden wir im Jahresbuch der Schule ganz gross rauskommen 😉

Für uns ging es dann abends mit dem Nachtbus weiter nach Mumbai.

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Hampi

18. Dezember 2012

Hampi

Hampi ist ein historischer Tempelort im Osten des Bundesstaates Karnataka und war vor ca. 800 Jahren die Hauptstadt des hinduistischen Königreichs Vijayanagar. Zu damaliger Zeit lebten in Hampi ca. 1 Mio. Menschen und es herrschte ein grosser Wohlstand durch florierenden Handel, bis die einst prächtige Stadt durch eine 6 wöchige Belagerung muslimischer Truppen nahezu vollständig zerstört wurde.

Heute ist der Ort Hampi Bazaar, neben dem Haupttempel wieder von Einheimischen und Händlern belebt und seit 1986 in die Reihe der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden. Auf Grund seiner magischen Atmosphäre zählt Hampi zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Südindiens und lockt entsprechend viele Touristen an. Da dieser Ort für Hindus immer noch als sehr heilig gilt, ist es eigentlich verboten Fleisch und Alkohol zu konsumieren. Leider wurde Hampi in der Vergangenheit zu einer Art Backpacker Mekka, was wohl auch die ein oder andere ausschweifende Party mit sich brachte, so dass momentan in Hampi Bazaar alle Gästehäuser und Hotels geschlossen und zum Teil die Gebäude abgerissen werden, da die Regierung wünscht, dass die Touristen an diesem heiligen Ort nicht mehr übernachten. Hampi liegt an einem Fluss, auf dessen andere Seite man nur mit einer kleinen Fähre übersetzen kann und dort gibt es nun auch mittlerweile zig verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten. Wir haben es uns in einer quitschegelben Bambushütte zusammen mit Echsen, Gottesanbeterinnen, Riesenkäfer und einem Frosch, der sich besonders wohl in meinem Schuh fühlte, gemütlich gemacht. Von unserer kleinen Terrasse aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf Reisfelder mit Steinformationen im Hintergrund.

Am nächsten Tag haben wir uns den Virupaksha-Tempel, den Haupttempel von Hampi angeschaut. Im Tempelinneren gab es einige recht aggressive Affen, die wohl durstig waren und es auf unser Wasser abgesehen hatten. Schnell die Flasche ausgetrunken und wir hatten die lästigen Affenbande los. Das nächste Tier, das an uns, bzw. Joga Gefallen gefunden hatte, war die heilige Tempelkuh, die sich nach einer Streicheleinheit gar nicht mehr von ihm lösen wollte und sich wohlig an ihn geschmiegt hat. Vorm dem Betreten des Inneren Tempels hatten wir uns etwas in die kühle Säulenhalle gesetzt, wo sich meist auch viel Pilger zum Meditieren oder Dösen aufhalten, doch dieses Mal waren viele Familien mit Kochen beschäftigt. Als wir später unsere Schuhe abholen wollten, die noch vor der Säulenhalle standen, wurden wir von einer der Familien angesprochen, dass sie uns gerne zum Essen einladen würden. Da gerade ein besonderer hinduistischer Monat ist, kochen jeden Tag verschiedene Familien für andere Menschen Essen im Tempel, um somit ein gutes Karma zu erlangen. Also wurde uns ein Platz auf dem Boden zugewiesen und wir haben zusammen mit den Pilgern sehr leckere indische Hausmannskost zu essen bekommen. Abends auf der Strasse sind wir Gil wieder begegnet, unser israelischer Freund, mit dem wir zusammen ein paar Tage in Tamil Nadu gereist sind.

Da die verschiedenen Tempelanlagen zu weitläufig sind, lässt sich dies nicht zu Fuss erkunden. Entweder man fährt alles mit einem TukTuk ab, oder man mietet sich ein Moped und erkundet damit alles auf eigene Faust. Unser erster Versuch ein Moped auszuleihen, scheiterte allerdings mal wieder an einem Platten, den wir uns, kaum dass wir die andere Seite des Flusses erreichten, eingefahren hatten. Um ans andere Ufer zu gelangen, wird das Moped auf das kleine Boot verfrachtet und auf der anderen Seite muss man es ein Stück durchs Wasser an Land schieben. Ein Blick auf den Reifen genügte, um zu verstehen, warum der nicht mehr wollte. Das Ding war so spröde, dass es uns eigentlich gewundert hat, dass wir überhaupt so weit kamen. Also wieder alles zurück, runter zum Fluss, Moped aufs Boot, Boot rüber zur anderen Seite, Moped zum Moped Verleih. Das Geld haben wir zwar zurückbekommen, doch um jetzt nochmal loszugehen, war es nun zu spät. Dafür sind wir an diesem Abend auf die Felsen hochgeklettert und konnten von dort aus beobachten, wie langsam die Sonne untergeht und dabei die ganze Gegend traumhaftschön angestrahlt wird.

Neuer Tag – neuer Moped Versuch. Dieses Mal haben wir uns die Reifen ganz genau angeschaut und mit dem Dritten das uns vorgeführt wurde, waren wir dann auch zufrieden. Und los ging es den ganzen Tag zur Tempelruinen Tour, vom Krishna-Tempel, zur Narasimha-Statue, zum Underground-Tempel, zum Lotusmahal und Elephantenstätte, zum Hazara Rama-Temple, zu Queens Bath, zum Vitthala-Tempel, … . Es gibt unglaublich viel zu sehen und dabei war dies noch nicht mal alles.

Tags darauf wurde Joga ziemlich krank, so dass ich die nächsten Tage alleine los bin. Er hat sich wohl beim Essen eine Lebensmittelvergiftung eingefangen (an alle Indien-Kritiker – das war in einem Touristen-Restaurant, nicht an einem der leckeren Strassenständen) mit dem vollen Programm: Hohes Fieber, Durchfall, Übelkeit inkl. einem Kreislaufzusammenbruch. Die folgenden 3 Tage hab ich zu schätzen gelernt, wie froh ich bin, zusammen mit Joga durch Indien zu reisen und nicht zu einer der Alleinreisenden Frauen gehöre. Als Frau alleine kann es ganz schön anstrengend sich die nervige und aufdringliche Inder vom Hals zu halten. Nachdem es Joga wieder besser ging, wollten wir nach Aurangabad weiterreisen.

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Gokarna

12. Dezember 2012

Nach einem anstrengenden Reisetag sind wir recht müde in Gokarna angekommen. Vom Bahnhof aus ging es mit einem TukTuk zum 10km entfernten Kuddle Beach, wobei wir den letzten Kilometer über einen abenteuerlichen Weg im Dunkeln zum Strand absteigen mussten. Die Strände in Gokarna sind auch recht schön, aber noch nicht so touristisch wie in Goa. Trotzdem fanden wir die ersten zwei Tage relativ seltsam am Strand in Indien zu sein, weg von dem ganzen Lärm und Chaos und haben das indische Leben ehr vermisst. Nachdem wir allerdings ein paar Mal im Meer baden waren und ein kühles Bier an der Strandbar genossen, sind wir doch letztendlich eine Woche hier hängengeblieben. Das man sich in Indien befindet, vergisst man allerdings nicht so schnell, da am Strand immer eine Kuhherde zu finden ist, keine Ahnung was die da zu fressen finden. Jedenfalls findet die Kuhscheisse auch hier ihre Verwendung. Unser Dienstmädchen hat in einem Eimer aus dem Dung und Wasser mit der Hand eine Brühe angerührt und diese dann vor allen Bungaloweingängen auf dem Boden verteilt. Dies glättet zum einen den Weg, doch hauptsächlich dient es wohl dazu, Schlangen abzuhalten.
Gokarna an sich ist zwar eigentlich auch ein Pilgerort mit ein paar Tempeln jedoch nicht sehr spannend und wir waren nur einmal im Ort. An dem Abend gab es eine grosse Zeremonie und um das grosse Wasserbecken herum wurden tausende und abertausende von Kerzen aufgestellt und angezündet. Der Umzug wurde mit einem grossen Feuerwerk aus der Mitte des Wasserbeckens gekrönt.

Nach einigen Tagen des chillens waren wir ausgeruht genug für etwas Aktivität. So sind wir früh morgens mit dem Local-Bus mit ein paar Mal Umsteigen bis zu den Jog Falls gefahren den höchsten Wasserfällen Indiens. Von oben geht es 1470 steile Stufen nach unten, dort über steinige kleine Flüsschen bis direkt unter den Wasserfall. Nach einer feuchten Erfrischungs-Priese alles wieder hoch und zum Glück stehen alle paar hundert Stufen Getränkeverkäufer, den bei der Hitze ist das echt brutal anstrengend. Zurück in Gokarna auf halbem Weg zwischen dem Ort und unserem 3km entfernten Kuddle Beach sind wir mal wieder in das kleine Familien-Restaurant “Half-Way“ eingekehrt wo es da wohl beste Thali Südindiens gibt für unschlagbare 70 Rupien (1 Euro).
Sonst hielten sich die Aktivitäten in Grenzen und beschränken sich auf Schwimmen, Lesen, Sonnen, Essen, Bier trinken oder auch mal einen kurzen Abstecher zum OM-Beach unserem Nachbarstrand. Nach 7 Tagen Backpacker-Strandurlaub wollten wir weiterreisen – nur wohin? Goa oder Hampi? Wir haben das eine Münze entscheiden lassen und so sind wir am nächsten Morgen mit dem Bus weiter nach Hampi gefahren.

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Mysore & Shravanabelagola

6. Dezember 2012

Auf der Fahrt nach Mysore sind wir teils durch den Mudumalai Nationalpark gefahren. Mhhh – doch einiges los hier. Hat der Tour-Anbieter in Ooty nicht behauptet der Park sei zurzeit geschlossen??? Wahrscheinlicher ist, dass sich zu wenig Teilnehmer angemeldet hatten. Vielleicht versuchen wir es dann von Mysore aus, soll man doch hier viele Nashörner und wilde Elefanten sehen können. In Mysore angekommen ist uns als erstes aufgefallen, dass es hier im Bundesstaat Karnataka einiges sauberer ist, die Strassen sind in einem viel besseren Zustand und es wird auch nicht so viel gehupt. Abends sind wir nach dem Essen schnell noch zum Palast gelaufen – dem Highlight in Mysore. Die Tore waren erwartungsgemäss geschlossen und auch die Light-Show war bereits vorbei, dafür haben wir ein lustiges altes französisches Rentner-Pärchen getroffen. Die beiden sind mit einem umgebauten Toyota LandCruiser von Nimes über die Türkei, Iran, Pakistan bis nach Indien gefahren. Sehr faszinierend! Am nächsten Tag haben wir dann den Palast besichtigt und die ersten “Bakschisch“ Spielregeln gelernt. Eigentlich ist innerhalb des Palastgebäudes fotografieren strengstens verboten, da die entmachtete Königsfamilie hier immer noch lebt. Dies haben wir aber erst erfahren, als wir uns in der langen Schlange bis zur Ticketkontrolle vorgearbeitet hatten. Gegen ein Handgeld von 20 Rupien und dem versprechen die Kamera nicht zu benutzen durften wir dann doch mit unserem Fotoapparat hinein. Der Palast selbst ist wirklich atemberauben schön, mit Gold und Edelsteinen verziert.

Am nächsten Tag haben wir das Projekt “Mudumalai Nationalpark“ nochmals neu angepackt. Zunächst haben wir die Touri-Info lange gesucht und nach einer Weile auch gefunden, doch die haben uns an das Forest Departement verwiesen, da man hier wohl direkt Unterkünfte, Safari-Touren usw. reservieren kann. Puuhhh – ist das teuer. 4500 Rupien für eine Übernachtung ohne Anreise und Verpflegung. Das müssen wir wohl streichen – aber es gibt ja noch viele viele andere Nationalparks in Indien. Kurzer Hand sind wir dann mit dem TukTuk auf den Chamundi Hill hochgefahren. Von hier hat man einen schönen Ausblick über die Stadt. Auf dem Gipfel gibt es einen alten Hindu-Tempel zu bewundern, und auf dem Fussweg zurück kommt man an einer grossen Nandi-Statue vorbei, eine riesige Kuh die eine der Reinkarnationen von Shiva darstellt. Zurück in der Stadt haben wir vor einem Schuh-Geschäft eine superschöne alte Royal Enfield gesehen. Der stolze Besitzer hat uns darauf hin gleich zu einem Tee eingeladen, und Facebook-Freunde sind wir jetzt auch.

Tags drauf ging’s weiter nach Shravanabelagola. In dem kleinen Wallfahrtsörtchen steht auf einem Hügel mit 18m die wohl weltweit grösste aus einem Stein gehauene Monolith-Statue einer nackten Jain-Gottheit. Da es keine Zugverbindung gibt, ist die einzige Möglichkeit an diesen Ort zu gelangen mit verschiedenen öffentlichen Bussen, was demzufolge wenig westliche Besucher anzieht.
Vielleicht eine kurze Anmerkung zu indischen Bussen: Trotz der Reiseerfahrung, auch durch Nutzung der verschiedensten Transportmittel und trotz einer gewissen Abhärtung, hat Doris sich geschworen, NIEMALS mit einem öffentlichen indischen Bus mitzufahren! Da diese wie ein Selbstmordkommando über die Strassen donnern, jedes Schlagloch ignorieren, selbst wenn der ganze Bus kurzzeitig darin verschwindet und andere Verkehrsteilnehmer lautstark und äusserst effektiv von der Strasse hupen. Aus ihrem Vorsatz wurde leider nichts, denn mittlerweile haben wir schon etliche hundert Kilometer mit diesen Bussen zurückgelegt und jede Fahrt war ein Abenteuer für sich.

Jedenfalls sind wir nach einer 3-stündigen Busfahrt, wobei wir uns mehr in der Luft, als auf unseren Plätzen befanden in Shravanabelagola angekommen. Der kleine Ort wird von zwei Hügeln und einem See wunderschön eingefasst. An der Rezeption haben wir erfahren, dass die beste Uhrzeit für den Haupttempel morgens zum Sonnenaufgang ist, und so sind wir zunächst auf den zweiten Hügel hoch. Hier stehen die ältesten teils 1500 Jahre alte Tempel und man hat einen guten Blick über das Städtchen. Abends nach dem Essen sind wir noch durch die Gassen geschlendert und kamen an einem Friseur vorbei. Mmhhh – wie wär’s eigentlich mit einer Radikal-Rasur? Gegenüber noch schnell einen grossen Mut-Chai getrunken, mit dem nötigen Zuckergehalt im Blut ging es dann los. Alles schön einpinseln und mit einem frischen Rasiermesser raz-faz alles weg. Als nur noch der Oberlippenbart da war, hat sich der Friseurmeister noch 3 mal vergewissert ob der den wirklich auch weg soll – ist doch Indien das Land in dem 95% der Männer stolz ihre Rotzbremse zur Schau tragen. Den ganzen Kopf noch kurz massiert und mit eine Art Aftershave-Balsam eingekremt. Fertig! Während der Rasur hat das halbe Dorf einmal den Kopf in den Mini-Frisörladen gesteckt, da es sich schnell rumgesprochen hatte, dass sich gerade ein Weisser rasieren lässt.

Zum Sonnenaufgang haben wir uns an den Aufstieg der 620 Stufen hoch zur Steinstatue gemacht, wobei der Ort in einem leichten mystisch erscheinenden Morgendunst lag. Allerdings kamen wir sehr langsam voran, da wir mal wieder fast die grössere Attraktion waren, als die eigentliche und alle Inder sich mit uns fotografieren lassen wollten. Nachdem alle ein Foto hatten, haben wir uns ein Plätzchen im Tempel um die Statue gesucht, um die Zeremonie, der in orangenen Tüchern gehüllten Jains zu beobachten und zu geniessen. Plötzlich teilte sich die Menge und ein kleines, dickbäuchiges nackiges Männchen mit einem Pfauenpüschel in der Hand schritt auf die Steinstatue zu, rieb sich an ihr und segnete, alles was sich ihm in den Weg schmiss. Beim ersten Anblick mussten wir uns erst einmal das Lachen verkneifen, da sein Aussehen stark an einen kleiderlosen Joda aus Star Wars erinnerte. Wie wir später erfahren sollten kommt wohl im Glauben der Jains die meiste Kraft aus den Füssen, vor allem aus dem grossen Zeh. Das nackige Männchen begann Milch über die grossen Füsse der Statue zu giessen, und auch eine kleine Messing-Statue wurde mit Flüssigkeit übergossen.
Irgendwann kam ein kleiner Junge auf uns zu, der meinte, wir sollen mit ihm mitkommen. Der “nackige“ würde uns gerne kennenlernen. Wie sich herausstellte ist der kleine Dicke ein echter offizieller Heiliger. Er ist 1981 vom höchsten Jain-Priester heiliggesprochen worden und seit dem zieht er quer durch Indien, verweilt 4 Monate an einem Pilgerort und zieht dann weiter. Ein anständiger Heiliger hat heutzutage natürlich auch eine eigene Website: http://nijanandsagarmuni.com/ Wir haben uns für ein paar Fotos neben Ihn gesetzt, wobei er immer etwas erhöht auf einem kleinen Holzpodest sass, das der kleine Junge ihm immer hinterher trug. Nach einer kurzen Unterhaltung im Tempel meinte er zu uns, dass für Ihn jetzt Zeit wäre zu essen, und ob wir mitkommen und Ihm dabei zusehen wollen? Wir > Ähh OK! Als wir aus dem Tempel raus sind haben sich die Menschen vor ihm auf den Boden geworfen und wurden mit einem Puschel aus Pfauenfedern von Ihm gesegnet. In seiner Unterkunft einer Art Kloster hat er uns erzählt, dass er nur einmal am Tag etwas Essen und Trinken darf, und das auch nicht selbst sondern er wird gefüttert. Noch skurriler wurde das Ganze als er meinte, dass er nur stehend Nahrung empfängt und während der Prozedur nicht sprechen und nur mit aneinander gepressten geöffneten Händen das Essen empfangen und zu sich nehmen darf. Wir sind gespannt. Bevor es losging wurde im Essensraum noch schnell eine Kreide-Linie auf den Boden gemalt. Die Linien markierten den Bereich in dem wir uns aufhalten durften. Also sassen wir an die Wand gelehnt und haben im zugeschaut, wie er erst mal gewaschen wurde, und wie ihm dann mundgerechte Portionen in die Hände gelegt wurden. Falls Ihm etwas mit der Essens-Auswahl nicht passte, hat er ohne Worte dafür mit „Mhhh – mmhhh hhhhem“ und Kopfbewegungen den 3 Fütterdamen signalisiert, was er lieber gerne hätte. Als der Heilige dann fertig war, durften wir auch eine Kleinigkeit essen. Nach dem Essen sollten wir mit in sein Audienz-Zimmer kommen. Hier hat er uns ein krasses Handy-Video von Ihm gezeigt. Auf diesem sieht man, wie er sich “rasiert“. Und zwar benutzt er keine Schere sondern er reisst sich die Barthaare in einem straffen Rhythmus abwechseln mit der linken und rechten Hand aus. Dies geschieht alle 4 Wochen in einer Art Zeremonie! Dann mussten wir unsere Namen, Adresse, Wochentage auf Deutsch, Geburts- und Hochzeitsdatum in ein Buch schreiben, sowie einen Spruch den er uns diktiert hat. Anschliessend wurden unsere Hände und Füsse angeschaut und uns wurde eine finanziell erfolgreiche Zukunft prophezeit, die wir allerdings nur gemeinsam erreichen können. Dann hat Nijanand Sagar uns einen Segnungsbrief geschrieben, und wir haben Ihm einen mit unseren Eindrücken geschrieben. Während wir mit verfassen des Briefes beschäftigt waren, hat unser Heiliger erdbebenauslösende Monster-Fürze von sich gegeben, ohne eine Miene zu verziehen. Und wir haben so fest wie noch nie die Zähne zusammen gebissen, damit wir nicht schallend loslachen. Nach zweimaliger Segnung mit dem Pfauen-Puschel und dem Austausch der Handy-Nummern haben wir uns wieder auf den Weg Richtung Unterkunft gemacht. Gepackt und los mit dem Bus nach Ch. Patua, umsteigen in den Bus nach Hassan, dort am Bahnhof auf den Nachtzug nach Mangalore gewartet und am nächsten Morgen mit einem anderen Zug nach Gokarna, das südlich von Goa liegt, gefahren.

Vielleicht noch kurz mal was über die Jain-Religion:
Der Glaube ist verwandt mit dem Hinduismus. Der grösste Unterschied ist das Verehren und Respektieren jeglichen Lebens. Sie sind nicht nur Veganer sondern verwenden auch sonst keine tierischen Produkte wie zum Beispiel ein Ledergürtel. Einige tragen sogar ein Tuch vor dem Gesicht damit sie keine Tiere einatmen und sie fegen den Boden vor ihren Füssen damit sie keine Ameisen zertreten.

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